Wirtschaft in Osthessen: Licht und Schatten
FULDA. Keine Rezension, aber auch keine Boomphase, sondern eher eine „Seitwärtsbewegung“, so umriss am Montag Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der zweiten Konjunkturumfrage 2023.
Von Mirko Luis
„Die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate bleiben hoch“, sagte er auf der Pressekonferenz am Sitz der IHK in Fulda. Den Angaben zufolge wurden zwischen dem 27. März und dem 27. April dieses Jahres 150 Unternehmen aus dem gesamten Landkreis Fulda und allen wesentlichen Wirtschaftszweigen befragt. Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt laut IHK Fulda, dass der Geschäftsklimaindex von 97,1 auf 100,6 Punkte gestiegen ist. „Damit liegt er wieder knapp über 100 und deutet auf eine wirtschaftliche Stagnation hin“ so Konow. Wobei er mit Blick auf den bisherigen Tiefpunkt dieses Wertes im Herbst vergangenen Jahres (69,5 Prozent) darauf hinwies, dass sich die seinerzeit den in die Höhe schnellenden Energie- und Rohstoffpreisen geschuldeten schlechten Erwartungen am Ende nicht bewahrheitet hätten und sich die Wirtschaft aktuell „auf robustem Niveau“ zeige.
Handel sorgt sich um Einbruch der Inlandsnachfrage
Der jüngsten Stichprobe zufolge sprechenn 12,9 Prozent der befragten Industriebetriebe von „einer schlechten aktuellen Geschäftslage“. Insbesondere der Markt außerhalb der EU werde schwieriger, sagte Konow. „Allerdings haben wir hier nur eine Exportquote von 30 Prozent. Das ist in anderen Kammerbezirken anders gewichtet.“ Im Handel liege der Geschäftsklimaindex mit 103,3 Punkten hzwar wieder leicht über der 100-Punkte-Marke. Jedoch sorge sich der Handel um den Einbruch der Inlandsnachfrage, meinte Konow. In Folge der Inflation und der Verteuerung des Lebens könnten Verbraucher möglicherweise Zurückhaltung üben bei der Anschaffung von Dingen, die sie nicht zwingend benötigen würden. Nach oben getrieben würden die Erwartungen durch die Landesgartenschau (LGS). Ob sich die Hoffnungen allerdings erfüllen und ein LGS-Effekt spürbar werden würde, müsse abgewartet werden. „Das werden wir dann spätestens im Herbst sehen.“
Nachfrage nach Ständen auf Bildungsmesse Fulda „so groß wie noch nie“
Als die drei größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten sehen osthessische Unternehmen den Fachkräftemangel (73 Pozent), die Rahmenbedingungen (65,2 Prozent) und die Energie- und Rohstoffpreise (64 Prozent). Wobei der Fachkäftemangel eigentlich ein Arbeitskräftemangel sei. In diesem Zusammenhang kam auch zur Sprache, dass Auszubildende immer mehr zum raren Gut würden und Unternehmen ihre Anstrengungen zur Gewinnung von Nachwuchs verstärkten. Dies zeigt sich laut Konow bei der Nachfrage nach Ständen für die am 6. und 7. Oktober stattfindende Bildungsmesse im Esperanto Fulda. „Sie ist so groß wie noch nie gewesen, die Messe ist restlos überbucht und alle 150 zur Verfügung stehenden Stände bereits vergeben“, erklärte Konow. Dies sei zudem ein Spiegelbild dafür; „dass wir eine unglaublich ausbildungsstarke Region sind“.
Landtagswahl am 8. Oktober im Blick
Auch die bevorstehende hessische Landtagswahl am 8. Oktober umtreibt die heimische Wirtschaft. So hat die IHK Fulda nach eigenen Angaben an der Entwiclung eines Forderungskatalogs an die neue hessische Landesregierung unter Federführung des Hessischen Industrie- und Handelskammertages mitgewirkt. In der aktuellen Konjunkturumfrage wurde ergänzend dazu nach den vordringlichen Handlungsfeldern der künftigen Landesregierung sowie der Zufriedenheit bei ausgewählten wirtschaftlichen Themen mit der aktuellen Landesregierung gefragt. Als wichtigste Handlungsfelder wurden eine sichere und bezahlbare Energieversorgung garantieren einschließlich des Ausbaus der Erneuerbaren Energien (sehr wichtig 59,5 Prozent; wichtig 32,1 Prozent) sowie die Umsetzung einer praxisnahen beruflichen Orientierung an Schulen und Sicherstellung einer exzellenten digitalen Ausstattung an Berufsschulen (sehr wichtig 57,1 Prozent; wichtig 38,1 Prozent) genannt.