„Wir sind keine Aufständischen“
Zum Tag der Apostelin Junia am 17. Mai organisiert die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) – Bundesverband e.V. einen bundesweiten Predigerinnentag. Mit dabei ist auch Patricia Kraus aus Roßbach, die am kommenden Mittwoch in der Messfeier um 18.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche Fulda die Predigt halten wird.
Von Sabine Burkardt
Patricia Kraus ist Geistliche Leiterin des kfd-Diözesanverbands und Lehrerin an der Jahnschule. Der 56-Jährigen ist es ein Herzensanliegen, dass Frauen in der Kirche eine Stimme bekommen. Und vor allem einGesicht: Das ist der Grund, warum am 17. Mai dreizehn Frauen an zwölf verschiedenen Orten in ganz Deutschland von der Kanzel sprechen und die Roßbacherin eine davon ist.
„Ich freue mich darauf, damit auch andere Frauen zu ermutigen, ihrem Ruf zur Predigerin nachzukommen“, sagt Patricia Kraus. Der Predigerinnentag findet bereits zum vierten Mal statt, und seither hätten viele Frauen sie darin bestärkt, so weiterzumachen.
Für viele ist jedoch eine Frau in der Predigtkanzel ein ungewohntes Bild. „Als wir in der Kirche die Fotoaufnahmen an der Kanzel gemacht haben, waren einige Leute doch sehr verwundert und wollten wissen, ob das denn auch erlaubt ist“, erzählt sie. Und das ist es in der Tat, denn der Synodale Weg hatte im März diesen Jahres einen Handlungstext zur Normalisierung der Laienpredigt in der Messfeier mit klarer Mehrheit angenommen. Heißt also im Klartext: Bischöfe können pastorale Mitarbeitende zur Predigt beauftragen, egal ob Mann oder Frau.
Einen Unterschied der Geschlechter in der Predigtkanzel sieht Patricia Kraus dabei nicht. „Es soll ja keine Polarisierung stattfinden, wir sind keine Aufständischen. Vielmehr soll es eine Ergänzung sein, wenn die weibliche Auslegung der Schrift zum Zuge kommt. Die Perspektive eines jeden Menschen ist ja immer eine andere, Gott wirkt in jedem anders. Gerade die Vielfalt bringt doch die Worte Jesu zum Klingen“, betont die Geistliche Leiterin.
Es solle selbstverständlich sein, dass Männer und Frauen gleichberechtigt das Evangelium Jesu Christi weitergeben, so Kraus. Warum sich die katholische Kirche in Rom jedoch immer so noch schwer tue, Laien und Laiinen in den Messfeiern zuzulassen, kann sie nicht nachvollziehen. „Wir stellen uns die Frage auch, warum das so ist. Frauen bilden doch die Basis in der Kirche, und ohne Basis bricht alles zusammen“, sagt sie.
Die Vorbereitung auf ihre Predigt beschreibt die Pädagogin als intensiv und zeitaufwändig. Nach der Recherche über die biblische Textstelle lasse sie alles mehrere Tage auf sich wirken und versuche dabei, Verknüpfungen zu den Menschen heute herzustellen. In der Predigt am 17. Mai wird es thematisch um den Geist Gottes und Apostelin Junia gehen.
Patricia Kraus findet es wichtig, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau im deutschen Grundgesetz verankert ist, weil dies Gesellschaft und Staat vorangebracht hätte. „Auch in der Kirche wird es Zeit, das die Gleichberechtigung hier ihren Platz findet.
Zum Tag der Apostelin Junia am 17. Mai organisiert die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) – Bundesverband e.V. zum vierten Mal einen bundesweiten Predigerinnentag. Der Tag hat in diesem Jahr eine besondere Bedeutung: Am 30. März 2023 bekräftigte der Vatikan das kirchenrechtliche Verbot der Predigt von Lai*innen in der Eucharistiefeier. Zuvor wurde auf dem Synodalen Weg beschlossen, dass die Bischöfe eine Regelung für die Predigterlaubnis von Lai*innen in Eucharistiefeiern erarbeiten und diese nach Rom senden. Fast 70 Frauen lassen sich auch in diesem Jahr nicht den Mund verbieten und setzen sich mit ihrer Predigt für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche ein. Sie haben sich für den kfd-Predigerinnentag gemeldet und werden in einer Eucharistie- oder Wortgottesfeier das Evangelium auslegen. Dreizehn Predigerinnen geben der Aktion in besonderer Weise ihr Gesicht und werden an zwölf Orten im gesamten Bundesgebiet sprechen. Unter den dreizehn Predigerinnen ist auch die Geistliche Leiterin des kfd-Diözesanverbands Fulda, Patricia Kraus.