Wieder normale Zeiten
EITERFELD. Ja, auch er ist es leid. Bürgermeister Hermann-Josef Scheich hat auf seiner Wunschliste für 2022 an erster Stelle stehen, dass er gerne wieder „normale Zeiten“ hätte. Was er damit meint? Beispielsweise das Bier danach: Der lockere Plausch nach Gemeindevertreter-Sitzungen, um Gesagtes noch zu vertiefen oder Ungesagtes nicht einfach im Raum stehen zu lassen.
„Die Kommunikationsebene hat in den vergangenen zwei Jahren schon sehr gelitten. Man redet einfach zu wenig miteinander, und das betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche. Kommunikation sollte meiner Meinung immer direkt stattfinden. Allerdings hat diese schwierige Zeit auch etwas Positives: Man wird das Gespräch miteinander wieder mehr zu schätzen wissen“, sagt Scheich.
An zweiter Stelle der Wunschliste stehen eigentlich gleich zwei Dinge: das Durchführen von Baumaßnahmen, und zwar ohne pandemiebedingte Lieferengpässe von Baumaterialen oder überlastete Baufirmen. Manches habe sich im vergangenen Jahr verzögert, wie beispielsweise die Beginn der Bauarbeiten am DGH in Wölf oder die technisch komplexe und aufwändige Wasserleitung nach Ufhausen.
In diesem Jahr steht als größeres Bauprojekt die Sanierung der Sandbergstraße in Körnbach auf der Agenda, mit geplanten Kosten von rund 800 000 Euro. Da sollte es glatt laufen, vor allem weil abgestimmt mit hessen mobil ab dem Jahr 2023 mit der Komplettsanierung der beiden Hauptschlagadern Bahnhofstraße und Marktstraße im Kernort sowie im Jahr 2024 die Sanierung der Hünfelder Straße ein noch größeres Projekt gestemmt werden muss. Bis ins Jahr 2024 wird der Straßenbau im Bereich der großen und vielbefahrenen Kreuzung andauern. „Das wird für uns eine große Herausforderung werden“, sagt Scheich. Insgesamt investiert die Marktgemeinde in diesem Jahr rund 7 Millionen Euro in die Verkehrsinfrastruktur sowie Instandhaltungsmaßnahmen von DGH´s und Spielplätzen.
Genug Fachkräfte wären da hilfreich, und hier sieht Scheich ein großes Defizit. Fehlende Fachkräfte sieht er vor allem auch im Erziehungsbereich, der in den kommenden Jahren mit immer mehr Betreuungsplätzen ausgebaut werden soll. Scheich zufolge sei die Nachfrage in Eiterfeld auf jeden Fall da, vor allem in der U-3-Betreuung. Dem trägt die Marktgemeinde Rechnung und beginnt noch in diesem Jahr mit der Planung für eine nagelneue Kindertagesstätte für unter dreijährige Kinder, also einer Krippe. Dadurch sollen die Kindertagesstätten der Gemeinde in der U3-Betreuung entlastet werden. Gebaut werden soll die Krippe für drei Kindergruppen in Leibolz, auf einer freien Fläche hinter der Kirche und der Rettungswache. Im kommenden Jahr soll dann der Bau starten.
Und natürlich versuche man dabei, ordentlich in die Fördertöpfe von Land und Bund zu greifen, so Scheich. Wobei er allerdings findet, dass hier zu wenig Unterstützung von Seiten der Regierung komme:
„Die Kommunen sollen genau das ausführen, was Bund und Länder beschließen. Und dann werden sie allein gelassen mit ihrer großen gesellschaftlichen Aufgabe“, kritisiert der Bürgermeister. Die Kommunen hätten in den nächsten Jahren daher einiges zu stemmen, aber auch die Eltern müssen ihren Beitrag leisten oder hieran beteiligt werden. Von einer kostenfreien Kita-Betreuung hält der Leimbacher allerdings nicht viel. Getreu dem Motto „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“. Das Bewusstsein für Ausgaben und damit eine Wertschätzung sei bei manchen Menschen etwas abhanden gekommen, findet er.
Als drittes wünscht sich Hermann-Josef Scheich, dass endlich das Historical stattfinden kann, dass eigentlich schon im Jubiläumsjahr der Gemeinde im Jahr 2020 hätte aufgeführt werden sollen. „Das Organisationsteam der Feierlichkeiten hatte sich so viel Arbeit gemacht, jeder war mit Leidenschaft dabei, und dann war abrupt Schluss. Das ist Schade und ich hoffe, dass wir bald wieder zusammen sitzen, und feiern können und ohne Distanz miteinander reden können.“
Kommunen sollten nicht allein gelassen werden mit ihrer großen gesellschaftlichen Aufgabe. / Hermann-Josef Scheich