Ebersburg | Gänsehaut-Momente bei der Preisverleihung auf der Grünen Woche in Berlin

Weyherser sind stolz wie Bolle

„Sensationell, beeindruckend: Es hat sich jede Anstrengung gelohnt“, zeigte sich der Ortsvorsteher des Ebersburger Ortsteils Weyhers, Thorsten Link, bei der Auszeichnung der 22 Gewinner-Dörfer des 27. Bundeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ auf der grünen Woche in Berlin restlos begeistert.

Von Mirko Luis

„Hier wird einem das Gefühl vermittelt, dass wir alle Gewinner sind, heute gibt’s kein Ranking, sondern nur strahlende Gesichter. Das macht einfach nur Spaß und gute Laune“, begründete Link. In der im Berliner Ortsteil Westend gelegenen Messehalle „City Cube Berlin“ erlebten rund 2500 Gäste eine emotionale Preisverleihung der „Crème de la Crème“ von Deutschlands Dörfern. Nach dem offiziellen Teil ging die Post bei einem gemeinsamen großen Dorffest bis kurz vor Mitternacht ab. Die 47-köpfige Reisegruppe aus der hessischen Rhön, allen voran Bürgermeister Benjamin Reinhart (parteiunabhängig), schwelgte im Glück und war stolz wie Bolle.

Özdemir: Die coolsten Partys finden auf dem Land statt

Im Anschluss an den Einzug aller 22 Dörfer stellte sich eine 15-köpfige Abordnung von Weyhers zum gemeinsamen Gruppenfoto mit den anderen Dörfern. Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) hob in seinem Grußwort das Herzblut und die pragmatischen Ideen von allen Dörfern, die es unter 1100 Bewerbern aufs Treppchen schafften, hervor. „Die coolsten Partys – das zeigt die heutige Veranstaltung – finden auf dem Land statt.“ Und auch wirtschaftlich dürfe der ländliche Raum nicht unterschätzt werden, trage doch selbiger mit 46 Prozent zur Bruttowertschöpfung in Deutschland bei. Dem Dorffest eile der Ruf voraus, der krönende Abschluss der Grünen Woche zu sein. „Aber das hier übertrifft meine kühnsten Erwartungen. So sehen Sieger aus“, rief Özdemir.

Danach nahm die Weyherser Delegation Urkunde und Plaketten für den Bronzeplatz und den Sonderpreis entgegen. Weyhers gehörte zum Sextett der sechs „Bronzedörfer“ und wurde für den Podestplatz mit 5000 Euro belohnt. Zum anderen gab’s für das Mehrgenerationenhaus „Alte Post“ einen immerhin noch mit 3000 Euro dotierten Sonderpreis.

 

„Was wir geschafft haben, das muss man erst einmal hinbekommen. Wir können uns im bundesweiten Vergleich sehen lassen“, waren sich Florian Ebert (stellvertretender Wehrführer) Tobias Huber (Gerätewart und Jugendfeuerwehrwart) und Jan-Philipp Link von der Freiwilligen Feuerwehr Weyhers einig. „Ich bin in Weyhers geboren und kann mir eigentlich nicht vorstellen, von hier einmal wegzuziehen. Wir haben alles, was wir brauchen: eine gute Infrastruktur, Freunde und Kollegen – das ist wie eine zweite Familie für mich“, sagte Ebert.

Bundessieg von Maikes schon über 20 Jahre her

In der Gruppe aus Weyhers reisten unter anderem Gemeindevertreterin Anna-Maria Alsheimer (FWG), Gemeindevertreter Dr. Hans Unbehauen (SPD), Gemeindevertreter Michael Storch (CDU) und das Weyherser Ortsbeiratsmitglied Olaf Jehn (FWG) mit. Das Ehrenamt war unter anderem mit Vereinen wie der Freiwilligen Feuerwehr Weyhers, der Zweigstelle Weyhers des Rhönclubs, der Ortsgruppe Weyhers der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) und dem Verein „Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal“ vertreten. Ebenso beim großen Moment dabei war Eberhard Paul, der die Bundesbewertungskommission durch Weyhers geführt hatte. Vom Landkreis Fulda reiste Anke Schlosser vom Fachdienst Dorferneuerung und ländliche Entwicklung mit und gratulierte zu dem herausragenden Erfolg. Zuletzt – im Jahr 2001, das heißt vor mehr als 20 Jahren – hatte es aus dem Landkreis Malkes aufs Treppchen geschafft und war seinerzeit sogar Bundessieger geworden.

Michael Brand (CDU) erster Gratulant

Erster Gratulant war Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU). Er drückte seinen Respekt aus für das Herzblut der Weyherser. Diese hätten mit vielen Ideen geglänzt.

Laut Ortsvorsteher Link kamen während aller Wettbewerbsrunden Preisgelder in Gesamthöhe von 20 000 Euro zusammen. Das Geld wurde und wird unter anderem für Zuschüsse für die Anschaffung und den Aufbau eines Ersthelfer-Fahrzeuges für die Feuerwehr, die Digitalisierung des Bürgerhauses (Anschaffung Beamer), die Bezuschussung von Kulturprogrammen junger Künstler („Kulturperlen“), eine Pergola für überdachte Veranstaltungen in der „Alten Post“, Renovierungsarbeiten des Rhönclubs und den Verein „Miteinander-Füreinander“ genutzt.

DER WETTBEWERB
Den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (vormals: „Unser Dorf soll schöner werden“) gibt es laut dem Landwirtschaftsministeriumbereits seit 63 Jahren. Angesichts der Tatsache, dass 55 Prozent der deutschen Bevölkerung auf dem Land leben, hat er auch in der Neuzeit seine Berechtigung. Das Herzstück des Wettbewerbs sind Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) zufolge vor allem die Menschen, die die Tradition lebendig halten. / mlu