Viele Aktive für mehr Lebenswert
EBERSBURG. Nach drei Stunden Dauerlauf durch die Straßen von Weyhers atmet Ortsvorsteher Thorsten Link sichtlich erleichtert einmal tief durch: „Das haben wir super hingekriegt“. Zuvor hatte er zusammen mit zahlreichen Weyhersern die Jury des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ durch das 1229 Einwohner zählende Dorf geführt.
Von Sabine Burkardt
Von den 1229 Einwohnern waren zwar nicht alle anwesend an diesem Vormittag mitten in der Woche. Aber es waren genug da, um der 24-köpfigen Jury zu zeigen, dass der Ort zukunftsfähig sowie innovativ aufgestellt ist. Und vor allem, dass alle an einem Strang ziehen.
„Die Dorfgemeinschaft ist noch enger zusammengerückt und alle haben in den letzten Wochen auf Hochtouren gearbeitet, um sich für diesen Tag vorzubereiten. Es ist eine herzliche Atmosphäre im Dorf. Wir lassen uns jetzt einfach davon überraschen, was kommt. Wir hätten ja nie gedacht, dass wir so weit kommen“, erzählte Thorsten Link während des Rundgangs, der an der „Alten Post“ begonnen hatte.
Hier hörte Susanne Beh vom Verein Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal gar nicht auf, der Jury aufzuzählen, was dort alles angeboten wird. Egal, ob es um die Vermittlung von Leih-Großeltern geht oder Smartphone-Kurse für Ältere, Treffen für die im Ort lebenden Flüchtlinge, Kinoabende oder Erzählcafés: Die sozialen Aktivitäten in Weyhers sind vielfältig und zukunftsorientiert. Richtig gut gefallen hatte der Jury der Hör-Adventskalender, den der Verein im vergangenen Jahr organisiert hatte. Dabei wurden kurze Texte in Rhöner Platt und Musik von Weyherser Senioren in 24 Podcasts aufgenommen.
Neben der alten Textilfabrik, in der ein Mehrgenerationenprojekt entstehen soll, präsentierten die Weyherser zudem stolz ihr Nahwärme-Kraftwerk, in dem Holzhackschnitzel aus der Region dafür sorgen, dass es in allen öffentlichen Gebäuden und einigen privaten Haushalten des Dorfes schön warm ist. Weitere Stationen waren der Quellengarten mit E-Ladesäule, Kirche, Kindergarten, Bürgerhaus und Bücherei sowie das Freizeitgelände mit überdachter Freizeitfläche, damit die Weyherser Kinder und Jugendlichen auch bei schlechtem Wetter spielen können. Auf dem Dach sorgt eine PV-Anlage für den nötigen Strom. Auf dem Dorfplatz zeigte die Kolpingfamilie, dass auch alte Traditionen hochgehalten werden und Walter Storch machte mit der Karfreitagsklapper einen ordentlichen Lärm. Und den Weyherser Ritterspielplatz probierten die Jurymitglieder gleich selbst aus.
Als „neugierige Freunde“, sei man nach Weyhers gekommen, betonte die Jury- Vorsitzende Marion Frohnapfel, die auch Bürgermeisterin von Nüsttal ist. Neben vielen Eindrücken, herzlichen Menschen und einem interessanten Austausch habe sie schon jetzt, nach elf von 22 Ortschaften in ganz Deutschland, für ihre eigene Kommune einiges an Anregungen und Lösungsmöglichkeiten für eine lebenswerte Zukunft auf dem Land mitgenommen. Interessant findet sie auf ihrer Tour, dass sich die Ortschaften von einer Wettbewerbsebene zur nächsten weiterentwickelten und an manchen Projekten sichtbar nachgeschärft hätten.
Ebersburgs Bürgermeister Benjamin Reinhart zeigte sich während des Rundgangs positiv überrascht, was die Weyherser auf die Beine gestellt haben. „Vielleicht hat die Teilnahme am Wettbewerb auch Synergieeffekte auf andere Orte. Mit dieser Aufbruchstimmung hier im Ort zeigen wir, dass man gemeinsam etwas stemmen kann für die Zukunft.“
Auch die Weyherser selbst gaben der Wettbewerbsteilnahme ein positives Feedback. „Es ist für uns interessant gewesen, was es für ein Potenzial hier im Ort gibt. Es sind Menschen im Dorf aktiv geworden, die vorher nicht aktiv waren“, sagte Susanne Beh zum Abschluss des Tages.
Nun ist der grüne „Tour-Bus“ mit der Jury noch bis zum 29. Juni im Saarland, Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen unterwegs, um herauszufinden, welcher Ort sich mit Ideen, Konzepten und Projekten am besten für die Zukunft im ländlichen Raum aufstellt.