Ebersburg | Fulda-Main-Leitung: Infomarkt am 25. Januar im Bürgerhaus Ried

Stromnetzausbau und Trassenführung im Blickpunkt

Sie soll die Transportkapazitäten zwischen Nord- und Süddeutschland erhöhen, 131 Kilometer lang sein und ab dem Jahr 2031 als 380-kV-Wechselstromleitung die Umspannwerke Mecklar (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) und Dipperz (Landkreis Fulda) in Hessen mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld/West in Bayern verbinden – die sogenannte „Fulda-Main-Leitung“.

Von Mirko Luis

Der mit dieser Leitung geplante Stromnetzausbau in Osthessen steht am 25. Januar ab 18 Uhr auf der Agenda einer kostenfreien „Bürgerinformationsveranstaltung mit Themenmarkt“ in der Gemeinde Ebersburg, die von der Initiative „Bürgerdialog Stromnetz“ veranstaltet wird. Veranstaltungsort ist das Bürgerhaus Ried (Sandgasse 2). Die Initiative „Bürgerdialog Stromnetz“ wird über Pläne der Bundesregierung zur Energiewende inklusive Versorgungssicherheit, Übersicht des Stromnetzausbaus in der Region, Beteiligungsmöglichkeiten und rechtliche Grundlagen informieren, kündigte Alena Richter, Regionale Ansprechpartnerin Hessen und Rheinland Pfalz dieser Initiative, gegenüber dem Marktkorb an.

Stromnetz soll fit für Ausbau der Erneuerbaren Energien werden

Weiterer fachlicher Hintergrund für die bevorstehende Zukunftsinvestition ist Experten zufolge, dass Deutschland für das Gelingen der Energiewende erheblich mehr erneuerbare Energien sowie ein leistungsstarkes Stromnetz benötigt. Die Umsetzung der „Fulda-Main-Leitung“ soll als Netzverstärkung zu der bestehenden 380-kV-Bestandsleitung erfolgen. Aktuelle Pläne sehen eine Freileitung vor. Unter der Voraussetzung, dass bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllt sind, könnten einige Abschnitte möglicherweise als Teilerdverkabelung ausgeführt werden. Höchstspannungs-Wechselstromleitungen wie die Fulda-Main-Leitung sollen das Stromnetz fit für den Ausbau der Erneuerbaren Energien machen, Übertragungskapazitäten erhöhen und sowohl den deutschlandweiten Stromtransport als auch den Abtransport regional erzeugter Erneuerbarer Energien in das überregionale Übertragungsnetz ermöglichen.

Aktueller Stand der Planungen des Netzbetreibers

2021 hatte der für das Projekt verantwortliche Übertragungsnetzbetreiber TenneT – einer der führenden europäischen Netzbetreiber (6.600 Mitarbeiter/6,4 Milliarden Euro Umsatz) – Antrag auf Bundesfachplanung gestellt. Unternehmensangaben zufolge startete damit seinerzeit die Genehmigungsphase für das Projekt. Während der aktuell laufenden Bundesfachplanung suchen die Bundesnetzagentur sowie TenneT gemeinsam mit Bürgern, Verbänden, Behörden und Politikern aus mehreren Varianten einen möglichen Korridor für diese Leitung. Letzterer wird am Ende der Suche von der Bundesnetzagentur – nach Prüfung aller Ergebnisse und Anhörung aller Einwände – festgelegt. Der konkrete Leitungsverlauf wird unterdessen in einem folgenden Planfeststellungsverfahren geplant. Tennet-Pressesprecher Thomas Wagner erklärte auf Anfrage des Wochenblattes Marktkorb, dass es in Veranstaltungen wie in Ebersburg und weiteren Gemeinden darum gehe, etwaige Konfliktpotenziale zu eruieren.

Mit den Antragsunterlagen legte TenneT einen Vorschlagskorridor für einen möglichen Verlauf der Fulda-Main-Leitung sowie denkbare Alternativkorridore vor. Eine auf der TenneT-Website zu findende Grafik zeigt unter anderem, dass der von TenneT favorisierte Vorschlagkorridor vom Umspannwerk Dipperz entlang der A7 über Eichenzell und Motten führen und östlich von Bad Brückenau verlaufen soll. Von dort aus folgt der Vorschlagkorridor weiterhin der Bundesautobahn bis nach Berghreinfeld/West.

 

„Bürgerdialog Stromnetz“ ermöglicht konstruktiven Austausch

Für einen fachlich-fundierten, transparenten und konstruktiven Austausch soll unterdessen die im Jahr 2015 vom Bundestag beschlossene Initiative „Bürgerdialog Stromnetz“ sorgen. Diese stellt eigenen Angaben zufolge grundlegende Informationen bereit, organisiert Veranstaltungen für den Bürger-Experten-Austausch wie jetzt in der Gemeinde Ebersburg und beantwortet Fragen zum Netzausbau. „Hessen gehört zu den wirtschaftsstärksten Bundesländern und hat einen hohen Energiebedarf, der künftig durch erneuerbare Energien gedeckt werden soll. Um diese zuverlässig zu den VerbraucherInnen zu transportieren und die Verbindung zu Bayern zu stärken, findet der Stromnetzausbau auch in Hessen statt. Wir freuen uns deshalb darauf, im Landkreis Fulda und der Gemeinde Ebersburg über den Stromnetzausbau zu informieren und mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen“, erklärte Alena Richter im Vorfeld der Veranstaltung auf Anfrage des Wochenblattes Marktkorb. Sie beantwortete uns nachfolgend folgende Interviewfragen.

Wie viele Informationsveranstaltungen wurden vom Bürgerdialog Stromnetz bereits durchgeführt?
Im vergangenen Jahr hat der Bürgerdialog Stromnetz insgesamt rund 600 Veranstaltungen organisiert oder daran teilgenommen. Diese Zahl beinhaltet unter anderem Bürgerinformationsveranstaltung, Workshops und Messen.

Wie groß war das Interesse der Bürger der Bürger auf diesen Veranstaltungen?
Unsere Veranstaltungen stoßen bei den Bürgern und Bürgerinnen auf reges Interesse. Besonders in Gemeinden und Kommunen, die stark vom Netzausbau betroffen sind, möchten sich die Bürgerinnen und Bürger über die Fragen des Geräusch- und Umweltimmissionsschutz sowie Wohnumfeld- und Gesundheitsschutz sowie die gesetzlichen Grundlagen informieren. Jedoch spüren wir, dass das allgemeine Interesse an Informationsveranstaltungen im Zuge der sich zuspitzenden Energie- und Klimakrise steigt. Aus diesem Grund informieren wir nicht nur entlang konkreter Netzausbauvorhaben, sondern auch zu Bedarfsfragen des Netzausbaus, dem Energiesystem der Zukunft, Planungs- und Genehmigungsverfahren, Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger oder auch zur Funktionsweise des europäischen Strommarktes.

Wie viele weitere Veranstaltungen sind in diesem Jahr im Landkreis Fulda geplant?
Für das erste Quartal des Jahres 2023 sind zwei Bürgerinformationsveranstaltungen im Landkreis Fulda geplant. Die erste findet am 25. Januar 2023 in Ebersburg, die zweite am 9. Februar 2023 in Eichenzell statt. Außerdem wird sich der Bürgerdialog Stromnetz auch in diesem Jahr vom 13. März 2023  – 16. März 2023 an den MINT-Labortagen der Hochschule Fulda mit einem Workshop beteiligen. Wir stehen zudem in regelmäßigem Austausch mit den verschiedenen Gemeinden. Uns ist der enge Austausch mit BürgerInnen und Verwaltung wichtig, da die Energiewende nur gemeinsam gelingen kann. Demnach stehen wir allen Gemeinden für die Organisation weiterer kostenloser Informationsveranstaltungen oder Sprechstunden zur Verfügung.


ANMELDUNG UND PROGRAMM

Nach einer Begrüßung durch den „Bürgerdialog Stromnetz“ im Bürgerhaus Ried stellen Experten der Thementische ab 18 Uhr in kurzen Vorträgen ihre Fachthemen vor: Zu Beginn erläutert Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung und Kommunikation des Übertragungsnetzbetreiber TenneT, den Projektstatus der Fulda-Main-Leitung. Anschließend informiert Dr.-Ing. Christian Bornkessel von der Technischen Universität Ilmenau und Mitglied der Strahlenschutzkommission über Umweltimmissionen in der Umgebung von Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Auch das Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder (KEMF) beim Bundesamt für Strahlenschutz ist bei der Veranstaltung vertreten. Dr. Florian Kohn, wissenschaftlicher Referent beim Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder, beantwortet Fragen zum Gesundheitsschutz sowie zu elektrischen und magnetischen Feldern beim Stromnetzausbau. Abschließend informieren Experten von der Abteilung Lärm- und Erschütterungsschutz des TÜV Hessen über Geräuschimmissionen von Hoch- und Höchstspannungsleitungen.

Im Anschluss an die Impulsvorträge können sich die Bürger auf einem Themenmarkt mit  Informationsständen direkt mit den Referenten austauschen und sie persönlich befragen. Außerdem informiert der „Bürgerdialog Stromnetz“ an einem Infotisch über die Energiewende, die  Versorgungssicherheit, den Stromnetzausbau, dessen rechtliche Grundlagen sowie über  Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger.

Anmeldungen für die Veranstaltung  am 25. Januar sind unter folgendem Link möglich:

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