Fulda | Nach 17 644 Tagen im Amt wurde Günther Voß feierlich in den Ruhestand verabschiedet

Standing Ovations für einen Vollblutpolizist mit Heimatverbundenheit

Standing-Ovations für einen Schutzmann mit Bilderbuch.Karriere, der nie die Bodenhaftung verlor: Über 47 Jahre wirkte Günther Voß als Polizist, die letzten sechs Jahre als osthessischer Polizeipräsident. Nach 17 644 Tagen im Amt wurde er jetzt in der Fuldaer Orangerie in den Ruhestand verabschiedet. Wer sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest.

Von Mirko Luis

Mit Günther Voß geht heute jemand in den Ruhestand, der nicht nur unser Polizeipräsidium, sondern die ganze Region geprägt hat“, bedankte sich Landrat Bernd Woide (CDU) für die jahrelange Zusammenarbeit an den unterschiedlichsten Schnittstellen. Voß kenne sich in Osthessen gut aus und habe mit seiner Heimatverbundenheit gut zu diesem besonderen Menschenschlag gepasst. Das Besondere an ihm sei, dass er trotz seiner blendenen Polizeikarriere und seine Führungstätigkeit als Behördenleiter immer Schutzmann geblieben sei. Einer, der sich kümmere und sorge und dem es im Kern stets um Sicherheit und Ordnung gegangen sei.

Auch Innenminister Peter Beuth (CDU) war voll des Lobes. Niemand habe das Polizeipräsidium Osthessen mehr geprägt als Voß, würdigte er den 65-Jährigen. Das Wohlergehen seiner Mitarbeitenden habe dabei stets im Vordergrund gestanden. Wie ein „feiner Seismograph“ habe Voß stets im Blick gehabt, wie sich die Sicherheitslage im Land verändert. „Wir verabschieden einen Vollblutpolizisten, der seinen Beruf als Berufung empfunden hat“, so der Politiker. Beuth zufolge sank in der Amtszeit von Voß die Kriminalität in Osthessen um mehr als zehn Prozent – bei einer kontinuierlichen Steigerung der Aufklärungsquote auf den historischen Spitzenwert in 2021 (70,6 Prozent).

 

Voß zog in seiner Rede Bilanz. In den fast 48 Jahren seiner Polizeitätigkeit habe es eine wahre Revolution gegeben. Die grüne Uniform von 1973 und der Gummiknüppel seien durch das Smartphone ersetzt worden. Dennoch liege seit 2018 ein Schatten auf der Polizei, die in zahlreichen Medienberichten bedauerlicherweise immer wieder in Verbindung mit rechtsextremen Netzwerken gebracht worden sei. „Doch so sind wir nicht“, betonte er. Die Masse der Polizisten im Land mache den Dienst „mehr als gut“.

Mit seinen finalen Worten brach Voß eine Lanze für alle Kolleginnen und Kollegen. Polizisten hätten einen interessanten und abwechslungsreichen Beruf, jeden Tag, an dem sie zum Dienst gingen, warteten neue Herausforderungen. Sein Appell an die anwesenden Polizeipräsidenten anderer hessisscher Präsidien im Saal: „Gebt Ihnen Sicherheit und Vertrauen.“

VITA
Günther Voß begann 1974 seine Karriere in der Hessischen Bereitschaftspolizei. Nach der Ausbildung für den mittleren Polizeivollzugsdienst versah er bis 1980 seinen Dienst beim Polizeipräsidium Frankfurt. 1984 schloss er die Ausbildung für den gehobenen Polizeivollzugsdienst ab und wechselte zunächst als Dienstgruppenleiter, später als Stabsmitarbeiter erneut zum Polizeipräsidium Frankfurt. 1990, nach der Ausbildung für den höheren Dienst an der Polizei-Führungsakademie Münster-Hiltrup, wurde Günther Voß zunächst stellvertretender Leiter der damaligen Inspektion Mitte im Polizeipräsidium Frankfurt.

In der Zeit zwischen 1991 und 2000 nahm er bei der Polizeidirektion Fulda vielseitige Leitungsaufgaben, unter anderem als Leiter der Schutzpolizei, des Direktionsstabs Einsatz und als kommissarischer Leiter der Polizeidirektion Fulda wahr. Ab 2001 bis 2003 war er mit derLeitung des Abteilungsstabs im Polizeipräsidium Osthessen betraut. Von Februar bis Oktober 2003 war er stellvertretender Referatsleiter des Referats 2 im Landespolizeipräsidium und damit verantwortlich für Strategie und Grundsatzangelegenheiten. Im Oktober 2003 wechselte er ins Polizeipräsidium Mittelhessen und wurde Leiter der Abteilung Einsatz.

Seit November 2007 war Voß Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeipräsidiums Osthessen und zudem der Abwesenheitsvertreter des Polizeipräsidenten, bevor er im April 2014 zum Präsidenten des Hessischen Bereitschaftspolizeipräsidiums ernannt wurde. Seine Beauftragung zum Polizeipräsidenten von Osthessen erhielt er zwei Jahre später im Juli 2016.