Peter Klug will Bad Salzschlirf zurück auf Erfolgsspur bringen
Als am Freitagabend kurz vor 22 Uhr die Bombe platzte und die Freie Wähler Liste (FWL) verkündete, dass sie auf ihrer Jahreshauptversammlung Peter Klug einstimmig zum Kandidaten zur Bürgermeisterwahl verkündete, verbreitete sich das wie ein Lauffeuer.
Von Mirko Luis
Im Kulturkessel, wo die örtlichen CDU-Spitzen mit ihrem Ersten Beigeordneten Herbert Post (CDU) dessen großen Moment der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes mit Landrat Bernd Woide (CDU) feierten, sah der Bad Salzschlirfer CDU-Fraktionschef im Parlament, Alexander Kluge, die Sache nüchtern. „Auf unseren Wahlkampf wird die Kandidatur von Peter Klug, die wir natürlich sehr ernst nehmen, keinen Einfluss haben – wir führen ihn so durch, wie wir ihn geplant haben. Am Ende müssen die Bürger entscheiden“, sage er.
Alexander Kluge: Wahlkampf schon seit Wochen eröffnet
Auf die die von der FWL immer wieder thematisierte angespannte Finanzlage angesprochen, räumte Kluge ein, „dass wir natürlich schwere Umstände haben, die auf die Jahrzehnte vor der Amtszeit von Matthias Kübel zurückzuführen sind“. Jedoch betrachte er das Finden von Lösungen als Aufgabe der Kommunalpolitiker – mit klarer Aufgabenverteilung. „Während der Bürgermeister für die Gemeindeverwaltung und den Gemeindevorstand zuständig ist, ist die Gemeindevertretung für die großen Linien der Politik zuständig“, so Kluge. Natürlich habe der Bürgermeister – als Vorsitzender des Gemeindevorstandes und hauptamtlicher Akteur – eine herausragende Stellung. „Dem Bürgermeister Fehler anzukreiden, die aus meiner Sicht überhaupt nicht vorhanden sind, finde ich persönlich sehr schade“, so Kluge. Der Wahlkampf sei ja schon seit Wochen eröffnet, „schauen wir mal, was da noch kommt.“
Unterdessen stellte FWL-Fraktionschef Dr. David Post im Nachgang der Nominierung von Peter Klug dessen „im Grunde unbezahlbar“ Erfahrung in der Kommunalpolitik heraus. Er sehr sei kommunikativ, diplomatisch und verbindend. „Er weiß aber, was er will, und er ist sehr zielstrebig. Das ist genau das, was wir im Moment vermissen“, sagte Post am Samstag in einem 45-minütigen Telefoninterview mit der Mediengruppe Parzeller. Jeder Bürger werde mit Sicherheit Gelegenheit, den gestandenen Politiker persönlich kennenlernen, so Post mit Blick auf den von der FWL geplanten Häuserwahlkampf. Unabhängig davon dürften ihn die Bad Salzschlirfer am 10. April in einer ersten Kennenlernrunde auf dem Saal des Kulturkessels gerne mit Fragen löchern.
Noch andere Interessenten für eine FWL-Kandidatur
Post zufolge gab es außer Klug noch eine Reihe von anderen Interessenten für eine FWL-Kandidatur für die bevorstehende Bürgermeisterwahl am 9.Juni. „In der engeren Auswahl hatten wir auch Leute zu sehr interessanten Gesprächen bei uns, wo wir uns das tatsächlich hätten vorstellen können“, fügte der FWL-Fraktionschef hinzu. In dem Zusammenhang bedauerte er, von Amtsinhaber Matthias Kübel (CDU) nicht einmal gefragt worden zu sein, wo die FWL ihn unterstützen wolle. „Da ist nicht ein Gespräch gelaufen, wir haben von seiner Kandidatur durch die Presse erfahren“, so Post. Kübels Aussage, er wolle überparteilich mit allen zusammenarbeiten, sei, wenn man so wolle, bloße Augenwischerei.
David Post: Drängende Themen seit Jahren nicht umgesetzt
Es gebe sehr wohl eine Wechselstimmung, nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in den Reihen von CDU und SPD mache sich zunehmend Unzufriedenheit breit und brodele es unter der Oberfläche, glaubt Post, der sich selbst als „Macher im Hintergrund“ sieht und nach eigenen Gründen aus idealistischen Gründen den Weg in die Politik suchte und seit 2016 für die FWL in der Gemeindevertretung sitzt. Beruflich ist der Vater von vier Kindern als Facharzt für Anästhesiologie im Krankenhaus Eichhof in Lauterbach sowie als Notarzt für den DRK Rettungsdienst Mittelhessen tätig. Eine der Kernkritik der FWL lautet, dass mehr verwaltet als gestaltet wird und viele drängende Themen seit Jahren nicht vernünftig umgesetzt werden.
Unerledigte Dinge häufen sich
Ob das leidige Thema Sauberkeit im Ort, die sich hinziehende Zusammenlegung von Bauhof und Kurgärtnerei, das seit Jahren geschlossene Freibad, offene Fragen um die Therme-Nachnutzung oder der fehlende Schallschutz im Kulturkessel – wie ein roter Faden ziehe sich die Liste der unerledigten Dinge von Bürgermeister Matthias Kübel durch dessen Politik. „Welcher Verein ist denn zufrieden mit der Lösung, die es im Moment gibt?“, fragt Post. Und wird noch deutlicher: „Wir geben uns seit Jahren mit einer Vier minus zufrieden, ich erwarte aber eigentlich eine Rathausspitze, die mindestens zwei Noten besser ist.“
FWL: Bei Großprojekten fehlte notwendiger Handlungsdruck
Die FWL habe das Ohr an der Bevölkerung, befände sich aber auch mit möglichen Investoren sowie Gewerbetreibenden und Unternehmern im engen Austausch. Hier wiederum sei deutlich zu vernehmen gewesen, dass bei Großprojekten wie etwa eine vorerst auf unbekannte Zeit von der Agenda genommenen Therme-Neubau der nötige Handlungsdruck Kübels gefehlt und dieser sogar Gespräche mit potenziellen Interessenten erst gar nicht gesucht habe. Post sprach hier im Interview von „zu vielen verdaddelten Chancen“. Bereits nach der ersten Legislaturperiode Kübels sei Unmut in der Bevölkerung zu spüren gewesen, weil zur Bürgermeisterwahl im Jahr 2018 kein Gegenkandidat angetreten sei. Im Gegensatz zur Wahl im Jahr 2012, als die FWL Kübel noch unterstützt habe und fast 83 Prozent der Wähler für ihn stimmten, habe die Zustimmung im Jahr 2018 bei gerade noch 68,8 Prozent gelegen. „Es ist schon bemerkenswert, wenn jemand ohne Gegenkandidat einen so hohen Stimmverlust hat.“ Die FWL sei damals gefragt worden, warum sie keinen Kandidaten aufgestellt habe. „Diese Frage wollten wir uns diesmal ersparen.“
ÜBER DEN KANDIDATEN
Der aus Flieden stammende Kandidat Peter Klug (44) bringt langjährige kommunalpolitische sowie wirtschaftliche Erfahrung mit. Er gilt als hochmotiviert und durch seine kommunikative Art zudem bürgernah. Von 2009 bis 2021 war er bereits als Bürgermeister in Laubach aktiv und verfügt nach FWL-Angaben über ein gutes Netzwerk sowie die Gabe, Menschen zusammenzuführen. Aus familiären Gründen zog es ihn zurück in den Landkreis Fulda. „Mit meiner Kandidatur möchte ich allen Bad Salzschlirfern nicht nur eine Auswahl bieten, sondern vielmehr eine echte Alternative.“ so Peter Klug. Es zeichnet ihn aus, dass er Verwaltung von der Pike auf gelernt hat. Auch ist er seit seinem 17. Lebensjahr politisch aktiv und hat mit 29 Jahren als jüngster Bürgermeister im Landkreis Gießen die finanziell angeschlagene mittelhessische Kleinstadt Laubach aus dem hessischen Schutzschirmprogramm herausgeführt Nicht nur dies hat ihn geprägt, sondern vor allem der Kontakt mit den Menschen, um gemeinsam Herausforderungen zu meistern. Er sagt selbst über seine Motivation: „Diese Erfahrung würde ich gerne für Bad Salzschlirf gewinnbringend einsetzen.“