Fulda | 21. Hessischer Gründerpreis: EduTecs-Gründer Senouci Allam im Finale in Darmstadt

Osthessischer Bildungsvisionär optimiert Azubi-Prüfungsvorbereitung

Fußballprofi hätte gut zu ihm gepasst, weil er körperliche Fitness, Teamarbeit und strategisches Denken schätzt. Oder Pilot – wegen des Freiheitsgefühls beim Fliegen. Den Nervenkitzel, der beide Berufe eint, spürt Senouci Allam (34) heute woanders: als digitaler Bildungsvisionär.

Von Mirko Luis

Wenn Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) am 17.November im südhessischen Darmstadt die Sieger des 21. Hessischen Gründerpreises in vier Kategorien auszeichnet, kann sich der Gründer des 2021 gegründeten Fuldaer Start-ups EduTecs gewiss sein, dass ihn ganz Osthessen die Daumen drückt. Wer ihn in der Wettbewerbskategorie „Gesellschaftliche Wirkung“ direkt unterstützen will, kann bis zum 15. November seine Stimme beim Online-Voting (siehe Infobox) abgeben.

Mit der LernApp, die Azubis für die IHK-Abschlussprüfungen fit macht, wurde das Fuldaer Start-up 2022 als Deutschlands innovativstes Startup ausgezeichnet, vertrat sein Heimatland beim „Creative Business Cup 2022“ (CBC) in Kopenhagen (Dänemark) und holte den deutschen CBC-Vorentscheid gemeinsam mit Florian Albinger (Social-Media-Manager der Region Fulda GmbH) nach Fulda.

 

Der Werbeslogan des von Senouci Allam im Januar 2021 gegründeten Start-ups EduTecs „Werde zum Spielmacher – individuelle Weiterbildung per App“ zierte bereits als Werbebanner das Stadion von Bundesligist Mainz 05. Aufmerksamkeit, das weiß der in Kirchheim (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) aufgewachsene Betriebswirt mit algerischen Wurzeln, ist heute eine der wichtigsten Währungen. Als Co-Trainer und Videoanalyst von Regionalligist Barockstadt Fulda hat er sich seine fußballerische Leidenschaft bewahrt. Und auch die Hobbyfliegerei ist für einen Machertypen wie ihn eine willkommene Inspiration.

Tatsächlich geht die in Kooperation mit der Fuldaer Entwickleragentur kaleidos:code entwickelte App “eduTORIA” in den App-Stores bei jungen Leuten, die gerade eine Ausbildung absolvieren und sich auf die Abschlussprüfung vorbereiten, durch die Decke. Kein Wunder, denn mit jederzeit griffbereiten Lernfeldern und einem anspornenden Duell-Modus, mit dem sich Lernende untereinander herausfordern können, wird die Prüfungsvorbereitung zum Kinderspiel. Sie mache das Lernen zeit- und ortsunabhängig und sei eine Lern-App, die dank “Künstlicher Intelligenz” (KI) selbst lerne und verstehe, wo der Prüfling in spe Stärken und Schwächen habe, worin er gut sei und wo nicht.

Im Alltag 20 Minuten am Tag fürs Lernen abzwacken

Vor allem in „toten Zeiten“, wie Allam den Aufenthalt im Wartezimmer beim Arzt, in der Mittagspause oder im Bus oder der Bahn nennt, ließen sich locker mal 20 Minuten abzwacken oder fünf Fragen beantworten. Dabei komme nie Langeweile auf, weil es 13 unterschiedliche Frage- und Antwort-Typen geben. Im Unterschied zum populären Chatbot ChatGPT, der mitunter Fake-News verbreitet, gibt es in der cleveren App „made in Fulda“ keinen irreführenden Content. „Falsches Wissen zu vermitteln, das darf uns nicht passieren“, sagt Allam mit Nachdruck. Dessen mittlerweile auf elf Teammitglieder angewachsenes Startup ist ein zertifiziertes Bildungsunternehmen mit den Geschäftsfelder Ausbildung, Weiterbildung und digitales Lernen. Ein Herzensanliegen für den als Sohn einer alleinerziehenden Mutter großgewordenen Unternehmer ist, dass die Lern-App für alle Azubis vollumfänglich kostenlos nutzbar bleibt. Dies gelingt unter anderem durch den Verkauf von Lizenzen für ein sogenanntes „Dashboard“, also grafische Benutzeroberfläche, mit Hilfe dessen vor allem klein- und mittelständische Betriebe personalisiert den Lernerfolg ihrer Schützlinge analysieren und optimieren können. Die zunächst auf kaufmännische Berufe fokussierte App soll nach und nach weitere Berufsfelder erobern. „Mein Big Picture ist, dass alle Azubis, egal welchen Beruf sie lernen, irgendwann in den Genuss der App kommen“, schaut Allam nach vorn.

EduTecs arbeitet mit Berufsschulen und qualifizierten Dozenten zusammen und führt am Unternehmenssitz in der Kanalstraße 9 in Fulda Präsenz-Lehrveranstaltungen durch, die gestreamt und aufgezeichnet werden und im Anschluss jederzeit aus einer Bibliothek hochgeladen werden können. „Unsere Kurse sind seit über einem Jahr allesamt ausgebucht“, verrät Allam in seinem Büro, das sich direkt neben den modernen Schulungsräumlichkeiten befindet.

„Paradebeispiel für Gründermut und Gründergeist“

Für Regionalmanager Christoph Burkhard (Region Fulda GmbH) steht schon vor dem Finale am 17. November fest: „Senouci Allam ist ein Paradebeispiel für Gründermut und Gründergeist in der Region Fulda. Seine App ist nicht nur innovativ, sondern trägt auch dazu bei die duale Berufsausbildung attraktiver zu machen.”

Der Landkreis Fulda beteiligt sich seit 2013 am Hessischen Gründerpreis und konnte in dieser Zeit insgesamt sechs Mal einen Hessischen Gründerpreisträger stellen. Weitere sieben Unternehmen schafften es jeweils ins Finale. Hinzu kommen sicherlich noch einmal ebenso viele Halbfinalteilnehmer. Insgesamt haben sich in den letzten 11 Jahren mehr als 80 Unternehmen aus der Region Fulda am Hessischen Gründerpreis beteiligt, die von den Wirtschaftsförderer der Region Fulda über den kompletten Wettbewerbsprozess begleitet werden.

Online-Voting bis zum 15. November

193 Start-ups bewerben sich in diesem Jahr um die landesweit renommierte Auszeichnung – ein Plus von 3,5 Prozent. Zusammen bringen es die angetretenen Startups auf 1330 neue Jobs. Das Online-Voting endet am 15.November 2023 um 23.59 Uhr und ist unter folgendem Link möglich:

https://hessischer-gruenderpreis.de/vote22