Moratorium für Thermenneubau
Der Traum vom Thermenneubau ist vorerst ausgeträumt. Selbst 20 Millionen Euro Förder- mittel, die für den Fall des Neubaus eingeworben werden konnten, sind zu wenig. 50 Millionen Euro Geamtfinanzvolumen müssten geschultert werden.
Von Mirko Luis
Beim einstimmig gefassten Beschluss eines Moratoriums schwang am Donnerstagabend Wehmut im Kulturkessel mit. Der Aufschub der Investition gilt so lange, bis für das Vorhaben günstigere finanzielle Rahmenbedingungen bestehen. Gleichzeitig sollen unter Einbindung der Erkenntnisse des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) Alternativen für den aktuellen Standort ermittelt und dafür mögliche Fördermittel ausgelotet werden.
Kübel: „Das wird nicht der Untergang unseres Ortes sein“
„Das wird nicht der Untergang unseres Ortes sein. Wenn dies so wäre, dann wären wir seit 2017, als wir die Therme schließen mussten, schon untergegangen“, sagte Bürgermeister Matthias Kübel (CDU). Er kündigte für den 7. September eine Bürgerversammlung im Kulturkessel an, bei der man der Bevölkerung Rede und Antwort zur Kurort-Zukunft stünde.
Angaben der Verwaltung zufolge haben sich die Baukosten, die ursprünglich mal einen Rahmen von 15 Millionen Euro haben sollten, aufgrund der Baupreisentwicklung auf geschätzt 30 Millionen Euro verdoppelt. Hinzu kommen weitere 20 Millionen Euro Finanzierungskosten, denen kalkulatorisch ein geförderter Jahreszinssatz der WI-Bank in Höhe von 3,25 zugrunde liegt. Toskanaworld, der im November 2019 vorgestellte potenzielle Betreiber, hatte seinerzeit Baukosten in Höhe von 25,5 Millionen Euro ermittelt, die Leistungsmerkmale der europaweiten Ausschreibung erfüllt und unter anderem eine jährliche Pachtzahlung angeboten.
Geld reicht vorne und hinten nicht aus
„Ein solches Bad muss die Gemeinde ausschließlich aus eigener Tasche bezahlen und aus eigener Kraft finanzieren – die Fördermittel können dabei natürlich einen Grundstock bilden“, aber den Rest müssen wir selbst erwirtschaften“, stellte Rathauschef Matthias Kübel klar. Die Projekt-Laufzeit hätte eine Dauer von 40 Jahren. Nach Abzug der in Aussicht gestellten Förderungen und Pachterlöse, auf deren Höhe Kübel nicht einging, stünde eine jährliche Haushaltsmehrbelastung in Höhe von 600.000 Euro im Raum (Betriebskostenzuschuss an die Touristik und Service GmbH). Dieser Zuschuss müsste durch Grund- und Gewerbesteuern kompensiert werden – beim Agieren auf Grundsteuerebene würde dies eine Anhebung von derzeit 695 auf 1295 (!!!) Punkte bedeuten.
Thermenneubau nicht um jeden Preis
„Ich habe stets betont, dass der Thermenneubau wichtig ist, aber nicht um jeden Preis realisiert werden darf. Nach meiner Auffas- sung ist dieser Preis zu hoch“, sagte Kübel unter Hinweis da- rauf, dass die Entwicklung der Energiepreise sowie allgemeiner Betriebskosten die Branche der Thermalbäder und Heilbäder schwer belaste. So seien zuletzt drei Thermen – Bad Brückenau, Bad Hersfeld und Bad Salzhausen – geschlossen worden.
Silberstreifen am Horizont
Trotz der „für uns alle belastenden Nachrichten“ sah der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Friedrich Meister (CDU), zumindest noch einen kleinen „Silberstreifen am Horizont“, da die Fördermittel im Fall eines Neubaus erhalten blieben. „Wir hoffen, die Lage in ein paar Jahren noch mal neu bewerten zu können – dann hoffentlich positiv“, so CDU-Fraktionschef Alexander Kluge. Jedoch sei eine Belastung der Bürger mit Steuererhöhungen in dem genannten Maße nicht vertret- bar. FWL-Fraktionschef Dr. David Post stellte vor Verabschiedung des Moratoriums noch einen Änderungsantrag, der aber lediglich kleinere textliche Änderungen zur Folge hatte, um die Zukunft offener zu halten, in der es schließlich auch noch ganz neue Erkenntnisse geben könnte.
Ein kleines Fünkchen Resthoffnung
Dass die Bad Salzschlirfer noch ein Fünkchen Resthoffnung haben, wird allein schon daran ersichtlich, dass sich die Thermenkommission Anfang des Monats auf eine Arbeitsgruppe geeinigt hat, in der gemeinsam weitere Ideen erarbeitet und Alternativen gesucht werden sollen. Dem Vernehmen nach ist unter anderem ein Gesundheits- und Therapiezentrum anvisiert, in dem medizinische Kompetenzen und Soleanwendungen gebündelt werden – etwa in Form eines Sole- schwimmbeckens für Therapiezwecke, einer Salzgrotte und Salzspielplätzen für atemwegserkrankte Kinder.