Gastgeber mit Herz: „Gut, dass es den Diener gibt“
Gegessen und getrunken wird immer – gefeiert, übernachtet, gereist und verreist auch. Für Wäschereien, die zu den wichtigsten Dienstleistern des Gastgewerbes gehören, war das eigentlich so eine Art Lebensversicherung, denn auch gewaschen wird immer. Dachte man zumindest lange Zeit.
Von Mirko Luis
Corona machte uns da alle ein wenig schlauer. Auch für die Beschäftigten der Wäscherei Diener, die im Oktober 2019 in Schmalnau gerade in ihr neues Gebäude umgezogen waren, begann mit Corona eine emotionale Achterbahn. Existenzielle Ängste machten sich breit. Ein ziemlich herber Rückschlag, denn die Investition in Schmalnau war getrieben von einer enorm positiven Entwicklung vor der Pandemie. Alle Standorte brauchten schlichtweg mehr Kapazität.
„Ich war über Wochen total neben der Spur“, blickt Jürgen Diener zurück. Der Unternehmer alter Schule ist wie sein Sohn Jérôme froh, zumindest wieder bei einer 70-Prozent-Auslastung des Betriebes im Vergleich zu 2019 zu sein. Vor der Pandemie wurde der Betrieb durchgängig von Montag bis Freitag im Zweischicht- Betrieb gefahren, hinzu kam noch der Samstag.
Mittlerweile ist zumindest an zwei Tagen pro Woche wieder Zweischicht-Betrieb. Zu wissen, welches Personal man vorhalten muss, ist alles andere als einfach, sagt Jérôme Diener, der seit vier Jahren gleichberechtigt mit seinem Vater die Geschäfte führt. Der studierte Hotel- und Tourismusmanager beobachtet ein verändertes Reiseverhalten. „Viele Leute planen lieber eine kurzfristige Reise statt lange im Voraus zu buchen. Umso dankbarer sind wir, dass unsere Mitarbeiter so flexibel sind, wenn kurzfristig Aufträge reinkommen.“
„Das Ostergeschäft war schon mal gut, wir hoffen, dass sich das Geschäft weiter stabilisiert“, freut sich das Vater-Sohn-Gespann. „Wobei wir das Glück haben, dass schon viele Mitarbeiter, die uns während Corona den Rücken kehren mussten, zurückgekommen sind“, betont Jérôme Diener. „Es ist einfach ein schönes Arbeiten hier, wir haben ein tolles Team, und wie die meisten fühle ich mich total wohl hier“, sagt Qualitätsmanagerin Janine Kircher, die aus Petersberg stammt und seit etwas mehr als zwei Jahren im Unternehmen ist. „Verantwortung übertragen zu bekommen ist etwas, was für alle Mitarbeiter wichtig ist“, ergänzt sie.
Hauch der großen weiten Welt zu spüren
Im Betrieb ist ein Hauch der weiten Welt zu spüren. Mitarbeitende aus 17 Nationalitäten arbeiten hier. Mittlerweile sind 45 Prozent der Beschäftigten Männer. Kommuniziert wird in drei Sprachen – jeder Aushang wird neben der Muttersprache auf Englisch und Arabisch gemacht. Es werden kostenlose Sprachkurse angeboten. „Jeder hat seine eigenen Ideen und Ansätze“, lobt Kircher. Der Familienbetrieb helfe, wo er kann – angefangen bei Anmeldungen für Corona-Schutzimpfungen über Unterstützungsleis- tungen beim Führerschein bis hin zur Vermietung von neu geschaffenen Mitarbeiterwohnungen. „Die soziale Einstellung von Familie Diener ist ein Riesenpluspunkt“, so Janine Kircher.
Gute Aufstiegsmöglichkeiten
Die Aufstiegsmöglichkeiten im Betrieb sind gut, wobei eine Ausbildung zum Textilreiniger an der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode eine gute Basis bildet. Gute Perspektiven haben auch junge Leute, die den Beruf des Mechatronikers (m/w/d) oder Elektronikers (m/w/d) für Betriebs- technik erlernen wollen. Eigener Nachwuchs wird darüber hinaus auch in kaufmännischen Berufen ausgebildet. Durch die fortlaufende Modernisierung des Maschinenparks laufen heute in der Wäsche viele Prozesse automatisiert, sodass Mitzarbeitende körperlich entlastet werden.
Schlaues Geschäftsmodell
Um nicht austauschbar zu sein, betreibt die Wäscherei Diener ein schlaues Geschäftsmodell. „Die Wäsche, die wir hier waschen, gehört immer uns“, so Jürgen Diener. Mit Kunden würden Mietverträge mit einer Mindestlaufzeit von 48 Monaten abgeschlossen. In dieser Zeit müsse sich die jeweilige Ausstattung amortisieren. Die eingekaufte Ware, die sich der jeweilige Kunde nur aussuchen brauche, komme aus der Türkei und Pakistan. Vieles aber auch aus Fernost. Durch das gewählte Geschäftsmodell schlage man zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen schaffe man eine Langzeitbindung zum Kunden und zum anderen habe man die Logistik im Griff, da nur funktionierende Ware angeschafft werde.
Hoher Spezialisierungsgrad
Die Zeiten, als Hotels und Kliniken noch eigene Wäschereien betrieben, seien vorbei, sagt Jürgen Diener. „Hotels müssen Zimmer verkaufen, Kliniken müssen sich um die Patientenversorgung kümmern, und wir kümmern uns um Textiles.“ Und er erzählt eine schöne Anekdote aus der über 60- jährigen Firmengeschichte. Bis auf einen hätten alle noch lebenden US- Präsidenten schon in Diener-Wäsche geschlafen, ebenso die Fußballer vom FC Barcelona oder die Prinzessin von Thailand. „Wer kann das von sich schon behaupten?“
Gut, dass es den Diener gibt, wie viele Kunden immer wieder sagen.
ÜBER DAS UNTERNEHMEN
An den drei Standorten in Ebersburg, Schlitz (Vogelsbergkreis) und Pfaffenheck (Landkreis Mayen-Koblenz/Rheinland-Pfalz) beschäftigt das Unternehmen zusammen über 200 Beschäftigte. Alle drei Kinder der Familie Diener sind in der Firmengruppe tätig. So leitet Nicolai Diener, der jüngste Sohn, den Standort Pfaffenheck nahe Koblenz. Tochter Michelle leitet die zur Diener-Gruppe gehörende Firma„CleanSystem Waschraum-Systeme“, die auf Handtuchsysteme, Seifenspender, Waschraumverbrauchsmaterial und Eingangsmatten spezialisiert ist. Ob Bettwäsche, Frottierwäsche, Tischwäsche, Berufsbekleidung oder Küchenwäsche für die Gastronomie und Hotellerie oder Wäschestücke für den Klinikbereich: Den hochmodernen und komplexen Maschinenpark verlassen im Monat durchschnittlich 600 Tonnen saubere Wäsche in Richtung Kundschaft. Die Tagesproduktion entspricht einer Leistung von 5.000 Waschgängen haushaltsüblicher Waschmaschinen. Mehr Infos unter: https://www.waescherei-diener.de/