Fulda | Aufklärungsquote von 70,6 Prozent markiert neuen Rekord in Hessen

Günter Voß: „Beste Kriminalstatistik in der Geschichte unseres Präsidiums“

Mit einer Aufklärungsquote von 70,6 Prozent hat das Polizeipräsidium Osthessen nochmals eine Steigerung um +0,9 Prozentpunkte zum Vorjahr erzielen können. Damit seien die hervorragenden Ergebnisse der zurückliegenden Jahre erneut verbessert worden und eine „historische Bestmarke“ erreicht worden, informierte Polizeipräsident Günther Voß anlässlich der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2021. Voß zufolge liegt die Zahl mit diesem Wert als erstes hessisches Präsidium überhaupt über der 70er-Marke und bereits zum dritten Mal in Folge auf dem Spitzenplatz in Hessen.

Von Mirko Luis

Die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten sank im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit Bestehen des Präsidiums. Für das Jahr 2021 wurden in Osthessen 17.135 Straftaten in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Das sind 1.356 Fälle beziehungsweise 7,3 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Mit 3.858 Straftaten pro 100.000 Einwohner (2.000: 4.154) liegt die Kriminalitätsbelastung in Osthessen deutlich unter der Zahl des gesamten Bundeslandes Hessen von 5.340.



„Eine der sichersten Regionen in Hessen“



„Die Menschen in Osthessen leben in einer der sichersten Regionen Hessens“, erklärte Voß. Er bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Präsidiums für die geleistete Arbeit, „aber auch oftmals schwierige und belastende Arbeit“. 

Wie Voß weiter Bekanntgabe, profitiert das Polizeipräsidium Osthessen von der Sicherheitsoffensive der Hessischen Landesregierung. Bis 2025, so die Pläne der Landesregierung, sollen hessenweit über 16.000 Polizistinnen und Polizisten für Sicherheit und Ordnung sorgen. Das Polizeipräsidium profitiert bereits heute davon mit 61 zusätzlichen Vollzugsstellen – hinzu kommen laut Voß weitere zwölf Fachpersonalstellen. Damit habe man seit dem Jahr 2016 die Kriminalitätsbekämpfung in Osthessen nachhaltig stärken können. Als konkrete Maßnahmen benannt wurde unter anderem die Errichtung einer Operativen Einheit Fulda, ein Kommissariats für Auswerte- und Analyseaufgaben und ein digitaler Erkennungsdienst.

Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten nimmt zu



Besorgniserregend: 2021 nahmen die Angriffe und Widerstandshandlungen auf Polizistinnen und Polizisten in Osthessen gravierend zu. So stieg die Zahl der Straftaten, bei denen Polizistinnen und Polizisten Opfer einer Straftat geworden sind, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 143 auf 267 Fälle zu. Dabei wurden 462 Polizeibedienstete als Opfer registriert. Polizeipräsident Günther Voß zufolge ist dieser gravierender Anstieg an Fallzahlen auch auf die Einsatzmaßnahmen rund um den Ausbau der A49 zurückzuführen (Danneröder Forst), allein 107 Straftaten wurden in diesem Kontext allein in Osthessen polizeilich registriert. Ein Großteil typischer Widerstandshandlungen entsteht nach Angaben der Polizeibehörde aus alltäglichen Kontrollsituationen heraus. In vielen Fällen ist dabei der unkontrollierte Umgang mit Alkohol und Drogen Auslöser des Fehlverhaltens. Hinzu kommt ein „Solidarisierungseffekt“, der sich in der Behinderung des Polizeieinsatzes, in Beschimpfungen oder sogar in tätlichen Übergriffen ausdrücke. „Diese Entwicklung macht mir Sorge“, sagte Voß mit Blick auf seine Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich für die Sicherheit der Menschen einstünden und Respekt und Anerkennung verdienten. In dem Zusammenhang informierte Voß, dass sich in Osthessen bereits 55 Body-Cams im Einsatz befinden. Diese zeigten nicht nur eine „deeskalierende Wirkung“, sondern dienten bei strafrechtlich relevanten Handlungen als objektives Beweismittel. Bisher dürften die Body-Cams lediglich im Außenbereich eingesetzt werden – Voß hofft und wünscht, dass der Gesetzgeber künftig auch einen Einsatz im Innenbereich möglich macht.

19 registrierte Tötungsdelikte 



Die Zahl der Tötungsdelikte ist gegenüber dem Vorjahr um zwei Fälle auf 19 Taten gesunken, wobei sich hierunter auch Fälle fahrlässiger Tötung finden, erklärte Martin Nickl. Auf weitere Details ging er nicht ein.

Gefälschte Impfausweise

Im Zusammenhang mit Corona-Schutzmaßnahmen kam es 2021 zu einem Anstieg von Delikten mit gefälschten Impfausweisen beziehungsweise unrichtig ausgestellten Impfnachweisen wie Urkundenfälschung (+40 Fälle/2020: 217), Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse (+25 Fälle, 2020: 0). Subventionsbetrug wegen Corona-Soforthilfen oder abgewandelte Formen der bekannten Betrugsmaschen wurden hingegen nur vereinzelt festgestellt. Alarmierend: Ingesamt 676 Fälle von häuslicher Gewalt wurden im Jahr 2021 in Osthessen registriert – das bedeutete eine Zunahme um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung

Ebenso alarmierend: Im Jahr 2021 sind die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erneut um 49 auf 542 angestiegen – sie haben sich seit 2018 somit mehr als verdoppelt.

Wie Günther Voß bekannt gab, war es für ihn persönlich die letzte Pressekonferenz in seiner aktiven Dienstzeit

Vorstellung des Präventionsprojekts „Digital Native“

Anlässlich der Pressekonferenz stellten sich unter anderem der Cybercrime-Berater des Polizeipräsidiums Osthessen, Johannes Bittner, Kriminalhauptkommissarin Alexandra Bachmann (Zentrale Jugendkoordinatorin) und Wiebke Noll vom Stabsbereich Prävention den Fragen der Presse. Im Mittelpunkt hierbei stand das Präventionsprojekt „Digital Native“, welches das Polizeipräsidium Osthessen im vorigen Jahr in Kooperation mit dem Landkreis Fulda und dem Staatlichen Schulamt des Landkreises Fulda startete. Das Präventionsprogramm „DIGITAL NATIVE“ richtet sich an Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, ihre Eltern und ihre Lehrkräfte. Es thematisiert aktuell sexu- elle Gewalt im Internet, Hatespeech und Cybermobbing.

Das Internet nicht verteufeln

„Wir wollen auf keinen Fall das Internet verteufeln, denn schließlich wächst die heutige Generation von Kindern und Jugendlichen mit dem Internet auf. In unserer Aufklärungsarbeit zeigen wir durchaus auch Vorteile auf, möchten aber eben auch darstellen und sensibilieren, wo die Gefahren liegen und was im Alltag alles passieren kann“, beschrieb Kriminalhauptkommissarin Alexandra Bachmann die Hauptanliegen der Präventionsarbeit. „Wir wollen Kinder und Jugendliche in der Realität abholen“, ergänzte Wiebke Noll vom Stabsbereich Prävention. Tatsächlich entstehe der Bedarf für Informationen schon im Grundschulbereich, deshalb gehe das Präventionsprogramm ab der dritten Klasse los. Hierbei lernten Kinder, richtig mit dem Internet umzugehen. „Erwachsene müssen darin begleiten und unterstützen“, so die beiden Präventionsspezialistinnen. Laut Alexandra Bachmann seien auch in Osthessen in der Vergangenheit schon Fälle von missbräuchlichem Sexting – also das Verschicken selbstgemachter Nacktbilder via Mobiltelefon oder Internet – aufgetreten. Zum Glück seien das nur Einzelfälle, aber man rechne mit einer hohen Dunkelziffer. „Wir bekommen da längst nicht jeden Fall auf den Tisch“, so die beiden Beamtinnen. Psychisch könne missbräuchliches Sexting gravierende psychische Folgen für Betroffene haben. „Oftmals sind sich die Handelnden in dem Alter gar nicht bewusst, was sie da eigentlich machen“, so Alexandra Bachmann.

Internet

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von digitalnative-hessen.de zu laden.

Inhalt laden

Geplante Veranstaltungen
17.05.22: „Gemeinsam stark gegen Kinderpornografie“
14.06.22: Digitaler Elternabend: „Das 1. Handy meines Kindes“ mit folie8, Kassel

Kontakt:
Polizeipräsidium Osthessen
Abteilung Einsatz-Prävention
Severingstr. 1- 7
36041 Fulda
E-Mail: Fulda
praevention.ppoh@polizei.hessen.de
Tel.: 0661 / 105 – 0