Digitale Familienbildung: Gütesiegel für zwei Einrichtungen aus Osthessen
Sie wurde nach ihrer Anschaffung bestrickt, bekam eine Brille und sogar eine eigene Wohnzimmerkulisse: Oma Helene, wie die Handspielpuppe von der Katholischen Familienbildungsstätte Helene Weber in Fulda genannt wurde. Sie war Dreh- und Angelpunkt des hessenweiten Pilotprojekts „Familienleben und Digitalisierung“.
Von Mirko Luis
Unter den 14 Pilotstandorten, die verschiedene medienpädagogische Angebote entwickelten, befanden sich zwei aus Osthessen. Neben der Bildungsstätte in Fulda war unter ihnen das Jugend- und Familienzentrum Hünfeld unter dem Dach des DRK Kreisverbandes Hünfeld. Dieses baute im nach Angaben von Anna Lena-Weller unter anderem einen Gaming-Raum aus und bietet digitale Workshops an.
Mit der Durchführung des vom hessischen Sozialministeriums bezuschussten Pilotprojekts waren die Arbeitsgemeinschaft Hessische Familienbildung (AHF) und die Landesmedienanstalt Hessen betraut – Kooperationspartner hierbei war auch der Offene Kanal in Fulda. Startschuss war im April 2021.
Interaktive Ausstellung mit Kurzvorträgen in Wiesbaden
Beide Projekte befinden sich auf der Zielgeraden und sollen am Donnerstag, 14. März, in Wiesbaden (Evangelische Familienbildung im Haus an der Marktkirche) präsentiert werden. Dort findet nach Angaben der AHF eine interaktive Ausstellung mit Kurzvorträgen statt. Die Freude, bei einem „Markt der Möglichkeiten“ in Austausch mit den anderen Pilotstandorten zu gehen, ist bei den beiden Einrichtungen aus unserer Region groß. Was nicht weiter verwundern muss, denn als krönender Abschluss sollen die Bildungsstätten Gütesiegel für Digitale Medienkompetenz bekommen.
„Projekt war Herzensangelegenheit für uns“
Während Anna Lena-Weller mit ihrer Kollegin Marie Mathes (Projektleiterin Gemeinwesen) in die hessische Landeshauptstadt anreist, nimmt das Digitalprojekt „Oma Helene“ gleich mit sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Veranstaltung teil – neben Einrichtungsleiter Erwin Schick sind das Rita Schöppner, Vanessa Kram, Holger Schöppner, Felizitas Dehler und Petra Sorg. „Für uns war das Projekt eine Herzensangelegenheit“, blickt die hauptverantwortliche Sozialpädagogin und Projektbetreuerin Rita Schöppner, deren Vater übrigens vier Jahr Domküster in Fulda war, auf die vergangenen drei Jahre zurück. „Oma Helene“ wurde zur Influencerin in 70 Produktionen, die auf dem angesagten Videoportal „YouTube“ sowie in der Mediathek Hessen zu finden sind und die Kinder wie Erwachsene gleichermaßen begeistern. So liest „Oma Helene“ beispielsweise Märchen vor, lädt zum Basteln in der Oster- und Weihnachtszeit ein, forscht zum Thema Fastenzeit und stellt ihre Playlist mit Tipps für ein rundum glückliches Familienleben vor. Sehr gut angenommen wurde der digitale Adventskalender. Und die Sympathieträgerin aus der Bildungsstätte in der Neuenberger Straße hat sogar eine eigene E-Mail-Adresse. Wer Fragen an sie hat, kann diese an oma.helene@bistum-fulda.de schicken.
Vanessa Kram: Vorbehalte und Ängste abbauen
Auf die Frage, warum digitale Bildung für Familie wichtig ist, hat Rita Schöppner eine klare Antwort. „Um Vorbehalte und Ängste abzubauen.“ So fiele gerade bei jungen Müttern eine strenge Handhabe auf, deren Kinder häufig weder Fernsehen noch PC oder Tablet so nutzen dürften wie es andere Gleichaltrige täten. „Dabei kann Digitalität durchaus eine Chance für Kinder sein, die auf anderen Gebieten Schwierigkeiten haben“, so Schöppner. Eltern, die sich unsicher seien, könnten sich an die katholische Familienbildungsstätte Helene Weber in Fulda wenden. So könne man in Kooperation mit dem Vereins „Blickwechsel“ in Münster unter anderem Kurse zum Erwerb des Digitalen Führerscheins für Kinder anbieten. Vanessa Kram, die für die Pressearbeit der Fuldaer Bildungsstätte zuständig ist, sieht das ähnlich. Sie rät skeptischen Eltern, erst einmal zu schauen, welche Möglichkeiten es gibt und wie sich ihr Kind durch digitale Bildung weiterentwickeln kann.