Die Scheiterhaufen von Fulda
Die Anklage der Hexerei und das damit verbundene Schicksal der Fuldaerin Merga Bien ist ab sofort auch in der „Doyo-App“ erlebbar. Die neue digitale Stadtführung wurde während einer Pressekonferenz am Donnerstag im Marmorsaal des Fuldaer Stadtschlosses vorgestellt.
Es ist ein dunkles Kapitel der Fuldaer Stadtgeschichte: die Hexenverfolgung, ihre Prozesse und die Hinrichtungen. In der Zeit von 1600 bis 1607 fanden mehr als 270 Frauen und Männer den Tod auf dem Scheiterhaufen, weil sie angebliche Hexen oder Hexer gewesen sein sollen. Unter der Folter gestanden sie wohl alle. Die bekannteste Hexe Fuldas ist Merga Bien.
Ihres Lebenswegs und der damit verbundene Geschichte hat sich Ingrid Möller-Münch, eine pensionierte Lehrerin, angenommen. Sie stieß in einem Buch der ehemaligen Frauenbeauftragten der Stadt Fulda, Hildegard Hast, auf das Kapitel Hexen. Und da Frauen in der Geschichte sie schon immer interessiert hatten und haben, machte sie sich auf den Weg in verschiedene Archive. Von Fulda bis hin zum Staatsarchiv in Marburg durchstöberte sie Prozessakten und Dokumente über Merga Bien und verfasste ein Buch über ihre Geschichte.
Beate Kann vom Förderverein Frauenzentrum betonte in ihrer Ansprache, dass sich seit fast 30 Jahren Frauen mit dem Thema Hexen in Fulda befassen. Mit viel Engagement habe der Förderverein sich diesem Thema gewidmet. „Ein langer Weg liegt hinter dieser App – von der Gedenkstätte am Frauenberg, die durch Spenden errichtet wurde, bis hin zu der virtuellen Gedenkstätte“, unterstrich sie weiter.
Sebastian Brähler, Geschäftsführer des Unternehmens Kaleidos:code, das die App im Auftrag der Stadt Fulda entwickelt hatte, erläuterte: „Wir haben eine Geschichte auf dem Silbertablett serviert bekommen. Wir mussten uns ,nur‘ Gedanken machen, diese erlebbar zu gestalten. Herausgekommen ist ein Story-Telling mit KI-gestützten Charakteren, Hörspielsprechern und interaktiven Elementen, wie Fragen an die Nutzer, so Sebastian Brähler. Empfohlen ist diese Tour ab zwölf Jahren für all jene, die Spaß an der Geschichte haben.
Zusammenfassend dankte Katharina Roßbach, Frauenbeauftragte der Stadt Fulda, für das Engagement der Frauen, die zur Aufklärung der dunklen Geschichte der Barockstadt beigetragen haben.
Weitere Führungen
Neben der neuen Führung „Fulda im Hexenwahn – Das Schicksal der Merga Bien“ werden fünf weitere Führungen in der Doyo-App angeboten. Diese sind:
„Das Fuldaer Barockviertel“, „100 Jahre jüdisches Leben in Fulda“, Kinder- und Familientour „Durch die Sternenstadt“, „Mörderische Heimat“ sowie der „Bonifatiusstieg“.