Den Vorfahren auf der Spur
Norman Thatcher Scharpf, seit August 2021 US-Generalkonsul in Frankfurt, besuchte mit seiner Frau Donna LaPorte Scharpf das Königreich Flieden. Er hat sich auf die Spuren seiner deutschen Ur-ur-Großeltern aus Magdlos gemacht, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die USA auswanderten.
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Christian Henkel führte Raimund Henkel die Delegation durch die Pfarrkirche St. Goar. Er informierte den Konsul über die Geschichte und die Architektur des Gebäudes. Dessen besonderes Interesse galt dem Taufstein aus dem Jahr 1495, da hier 1842 sein Ur-ur-Großvater Kasper Gärtner sowie 1846 seine Ur-ur-Großmutter Louise Wiegand getauft wurden.
Neben dem historischen Gebäude interessierte sich Norman Scharpf für die Orgel. Organist Michael Junk erklärte dem musikalischen begeisterten Konsul die Kreienbrink-Orgel. Es war ihm eine große Freude selbst ein Stück von Joh
ann Sebastian Bach auf dem Instrument spielen zu dürfen. Anschließend unterhielt Michael Junk die Gäste mit einem weiteren Musikstück.
Die zweite Station seines Besuches war die evangelische Kirche, die bis 1938 eine Synagoge gewesen war. Pfarrer Holger Biehn erklärte, die besondere Geschichte der Kirche sei auch mit einer großen Verantwortung verbunden: „Die Erinnerung an jüdisches Leben in Flieden war uns bei der Renovierung der Kirche ein besonderes Anliegen,“ so Biehn.
Dass für die der Renovierung ein renommierter jüdischer Künstler gewonnen werden konnte, sei einer Zufallsbegegnung zu verdanken, berichtete der evangelische Pfarrer. Marie Ariel, eine Amerikanerin jüdischen Glaubens, war 2013 auf den Spuren ihres Vaters durch Deutschland gereist und hatte Halt vor der ehemaligen Fliedener Synagoge gemacht. Dort traf sie auf Pfarrer Biehn. Beide einte die Vision, die jüdische Geschichte des Gotteshauses künstlerisch sichtbar werden zu lassen. Marie Ariel stellte den Kontakt zu dem amerikanischen Glaskünstler Barney Zeitz her, der die Kirche mit sechs ausdrucksstarken Glasfenstern ausstattete.
Generalkonsul Scharpf zeigte sich beeindruckt von der künstlerischen Gestaltung der Kirche. Die Zusammenarbeit des evangelischen Pfarrers Holger Biehn mit der Amerikanerin Marie Ariel wertete der Diplomat als gelungenes Beispiel deutsch-amerikanischer Freundschaft. „Sie haben einen sehr guten Weg gefunden, die jüdische Geschichte des Gebäudes wertzuschätzen,“ sagte der Generalkonsul.
Nach einem zwanglosen Austausch bedankte sich der Konsul für die Gastfreundschaft und verabschiedete sich auf „vielleicht ein Wiedersehen und dann mit einem Besuch von Magdlos.“