Amateurfußball wird grüner – Künzell legt Messlatte hoch
Fußball-Fachkreise und die Europäische Union (EU) sind sich einig: Der Amateurfußball Europas soll grüner werden und Kunstrasenplätze in Zukunft ohne Granulat auskommen. Grund sind Mikroplastik-Verschmutzungen. Alles richtig gemacht hat diesbezüglich die Gemeinde Künzell, wie anlässlich der Fördermittelbescheid-Übergabe am Montag deutlich wurde.
Von Mirko Luis
Bei der Sanierung des Kunstrasensystem aus dem Jahre 2003 im Ortsteil Keulos hatten sich die politischen Gremien nach langen Recherchen und Platz-Begehungen für die Expertise der XL Turf Int. AG entschieden. Nach eigenen Angaben gehört diese zu den Marktführern im Segment sogenannter „unverfüllter Kunstrasen“. Dieser habe „naturrasenähnliche Spieleigenschaften“ , wie der aus der Schweiz angereiste Geschäftsführer Albert Beerli bestätigte. Auf jegliche Verfüllung wie Sand und/oder Gummi werde verzichtet, hieß es. Der Vorgängerplatz musste indes dringend erneuert werden, um Verletzungsgefahren vorzubeugen.
Premiere für Staatssekretär Stefan Sauer
Auf so einem innovativen und umweltfreundlichen Platz zu stehen, war selbst für Stefan Sauer, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, eine Premiere. Und das will was heißen, denn Sauer kommt bekanntlich sehr viel herum in Hessen und beglückt regelmäßig Kommunen mit Fördermitteln. Am Montag hatte er gleich zwei Zuwendungsbescheide aus dem Sonderinvestitionsprogramm „Sportland Hessen“ zur Modernisierung des Sportplatzes „Noppen“ im Reisegepäck. Wobei er das Ergebnis im Gegensatz zu den meisten Maßnahmen schon sehen und später selbst mit dem Ball auf grünem Rasen testen konnte. „Wir sind etwas schneller gewesen – die Bescheid-Übergabe erfolgt auf dem fertigen Kunstrasen“, klärte Rathauschef Timo Zentgraf (parteilos) in Anwesenheit von Mitgliedern des Gemeindevorstands (Grüne/CWE/CDU) auf. Auch die Umrüstung der Flutlichtanlage auf LED-Technik sei abgeschlossen. Lediglich bei den Spielerkabinen, für die man sich einen finanziellen Puffer im Haushalt gelassen habe, müsse noch etwas getan werden. Die Fußballteams vom TSV Künzell, TSV Pilgerzell, TSV 1912 Bachrain, der SG Dietershausen, der Fußball-Sportgemeinschaft Dirlos/Dipperz und der SV Engelhelms dürfen sich unterdessen auf einen „sternenparkkonformen Trainings- und Spielbetrieb in den Abendstunden“ freuen. Die Lichtverschmutzung reduziert sich auf null, die Gemeinde setzt somit zugleich wichtige umweltpolitische Akzente.
„Machen uns Sorgen um Fortbestand der Vereine“
„Wir machen uns Sorgen über den Fortbestand der Vereine und müssen attraktiv bleiben, damit die Menschen zum Sport gehen“, unterstrich Staatssekretär Sauer mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie, die die Vereinswelt teilweise in die Knie gezwungen habe. Dem Landessportbund Hessen zufolge haben hessische Sportvereine wegen Corona 69.000 Mitglieder verloren – darunter fast zwei Drittel Kinder und Jugendliche. „Da gehen ganze Mannschaften verloren“, bedauert Sauer. Deshalb helfe die Landesregierung. So unterstütze Hessen den Sport 2022 mit Rekordinvestitionen. Insgesamt rund 65,5 Millionen Euro stünden für die Förderung des Sports in Hessen bereit.
18 Mannschaften Nutznießer der Investition
Laut Harald Piaskowski, geschäftsführender Vorstand vom Sportkreis Fulda-Hünfeld, habe die Vielfachnutzung des Platzes durch sechs Vereine zu einer Befürwortung der geförderten Maßnahme durch den Sportkreis geführt. Insgesamt 18 Mannschaften sind Nutznießer der Investition, für die die Gemeinde Künzell laut Timo Zentgraf 310.000 Euro aus eigenen Haushaltsmitteln stemmte. Mit 50.000 Euro unterstützt das Land die Sanierung des Kunstrasenplatzes. Weitere 23.500 Euro überreichte der Staatssekretär zur Umrüstung der Flutlichtanlage des Sportplatzes auf LED-Technik. Der Landkreis Fulda steuert für den neuen Kunstrasen 90.000 und für die Flutlichtanlage 15.300 bei. In Vertretung von Vizelandrat und Sportdezernent Frederik Schmitt (CDU) übergab Andreas Höhl vom Fachdienst Jugend, Familie, Sport, Ehrenamt des Landkreises Fulda die genannten Bescheide. Wie das Land Hessen schaue der Landkreis mit großer Sorge auf das Vereinsleben, das in Zukunft nur bestehen könne, wenn es junge Leute gebe, die bereit sind, Verantwortung in den Vereinsvorständen zu übernehmen. Wichtig sei, so der Appell, dass Eltern ihre Kinder in den Vereinen anmelden und diese gerne Mitglied seien.