Petersberg | „Leben ohne mich“: Musicalfabrik" Virtuoso mit Welturaufführung am 18. April im Porpsteihaus Petersberg

Der Tod als Weckruf fürs Leben

Um das, was Menschen plötzlich aus dem Leben herausreißen kann, den Umgang mit dem Tod und die philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens geht es im neuen Musical „Leben ohne mich“ des Vereins „Virtuoso – die Musicalfabrik“. Welturaufführung ist am 18. April im Propsteihaus Petersberg.

Von Mirko Luis

Acht musicalerfahrene Darsteller und ein 16-köpfiges Pop-Up-Orchester unter der Leitung von Winfried Möller werden der Premiere drei weitere Aufführungen an gleicher Stelle und am Sonntag eine Dernière, sprich letzte Darbietung, mit After-Show-Party folgen lassen. Die ausnahmslos aus Osthessen stammenden Darsteller und Orchester-Mitglieder bestreiten zwar nicht ihren Lebensunterhalt als Musicaldarsteller, doch sie sind mit mindestens ebenso viel Herzblut und Motivation auf den Brettern, die die Welt bedeuten, unterwegs.

Gedanke an den Tod wird aus Angst weggeschoben

„Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen aus Angst den Gedanken an den Tod nach dem Motto wegschieben – es sterben die anderen, aber nicht ich. Mit einer fiktiven Geschichte möchten wir den Blick auf die Bewusstwerdung der eigenen Vergänglichkeit und die Zeit dazwischen mit all ihren Beziehungen und Gedanken zur Welt, den Eltern, wichtigen Menschen und nicht zuletzt auf sich selbst lenken“, sagt Regisseur und Musical-Autor Steffen Dargatz (41), der zunächst Musical studierte, dann zum Lehramt wechselte und große Freude hat, eigene Stücke zu schreiben.

Steffen Dargatz wollte etwas Bleibendes für die eigenen Kinder schaffen

Auf seinem Klavier im Wohnzimmer in Petersberg-Steinhaus entstand nach „Vom Sinn der Weihnacht“ (2006), „Lioba – im Zeichen der Hoffnung“ (2008), „Alles für Fulda“ (2010) und „Merga Bien“ (2016) ein Teil der 17 Songs des mittlerweile fünften Musicals. Für die Musik zeichnet neben dem Multitalent Dargatz Max Möller verantwortlich, während Martin Dölle Licht und Ton arrangiert. Die ersten Lieder für „Leben ohne mich“ schrieb Dargatz vor neun Jahren. „2015 bin ich Papa geworden und wollte dieses ganz neue Gefühl in Lieder übertragen. Schon damals sah ich Potenzial, daraus noch viel mehr zu machen und etwas Bleibendes für meine Kinder zu schaffen – etwas, das verrät, wie ich das Leben sehe“, erinnert sich Dargatz an die ersten Impulse für das neue Musical.

Kreatives Regie-Duo: Steffen Dargatz und Leonora Frohnapfel

Mit Dargatz gemeinsam Regie führt die showerfahrene Unternehmerin und Kunstschaffende Leonora Frohnapfel (39), die zwei akademische Abschlüsse (Politologie, Kultur- und Medienmanagement) besitzt, früher unter anderem für die Bad Hersfelder Festspiele im Bereich Marketing und PR tätig war und heute als Chefin erfolgreich den in Familienhand befindlichen Hotel- und Gaststättenkomplexes „Der Florenberg“ in Künzell managt.Wir alle sollten uns vor Augen führen, dass wir die Zeit auf Erden geschenkt bekommen.

„Wir alle sollten uns vor Augen führen, dass wir die Zeit auf Erden geschenkt bekommen.“

Leonora Frohnapfel, Regisseurin


Mit der Produktion verlässt der Verein gewohntes Terrain

„Ob ein junger Mensch möglicherweise im Sterben liegt oder es sich schon um eine ältere Person handelt, wir alle sollten uns vor Augen führen, dass wir die Zeit auf Erden geschenkt bekommen. Auf der Bühne wie im echten Leben geht es um das Füllen dieser Zeit. Die szenische und gesangliche Auseinandersetzung mit dem Tod ist deshalb zugleich ein Weckruf für das Leben – im Hier und Jetzt zu sein, Dinge bewusster wahrzunehmen, dankbarer zu sein und eine gewisse Leichtigkeit des Lebens in schwierigere Phasen mitzunehmen“, betont Frohnapfel am Rande der Proben. Sie räumt ein, dass der Verein mit der neuen Produktion gewohntes Terrain verlasse. Habe man sich bisher ganz viel mit historischen Fuldaer Gegebenheiten auseinandergesetzt, gehe es diesmal um ein eher abstraktes, hochphilosophisches Thema – und zwar eines, das die Seele berühre und spätestens beim Hören der einfühlsamen aber auch heiteren Musik ans Herz gehe. Bereits der Musical-Namen „Leben ohne mich“ stachele die Neugier an, was sich dahinter wohl verbergen mag.

 

Komplexe Handlung mit überraschenden Wendungen

Zu viele Details vom Plot, der komplexen Handlung und überraschenden Wendungen hervorbringenden Konflikten will das Regie-Duo aber vorab noch nicht preisgeben. Nur soviel sei verraten: Eddie (Felix Schlitzer) lernt, als er seinen Vater im Krankenhaus besucht, die alleinerziehende Anne (Elena Möller) kennen. Ihr 17-jähriger Sohn Noah (Marius Münkel) liegt nach einem schweren Verkehrsunfall im künstlichen Koma. Zwischen Eddie und Anne entwickelt sich eine Beziehung, ja sogar Zuneigung. Eddie – das wird sich im Laufe des Stücks herausstellen – befindet sich in einem Zwiespalt. Die Gründe hierfür werden beim retrospektiven Aufrollen der Hintergründe immer mehr zutage treten – mit einigen überraschenden Wendungen. Kulisse und Requisiten sind eher puristisch – mal spielt das Geschehen im Krankenhaus, mal zu Hause im Wohnzimmer, mal in der Stadt, wo der Unfall passiert ist. Dramaturgisch und bühnengestalterisch wird vor allem mit Licht-Effekten gearbeitet.

Grenzsituationen gehören im Leben dazu

„Ich glaube, dass sich jeder Zuschauer mit einer Person oder einer Situation im Stück vertraut fühlt und identifizieren kann“, sagt Elena Möller (37), die in den geplanten vier Vorstellungen der Hauptrolle der Anne Lehmann zu sehen sein wird. „Darf Anne in ihrer Situation überhaupt solche Gefühle für Eddie entwickeln, darf sie, während ihr Sohn im Sterben liegt, glücklich sein?“, formuliert Möller, die in der Personalentwicklung einer Anwaltskanzlei tätig und selbst Mutter eines dreijährigen Sohns ist, eine knifflige Frage aus der Handlung des Musicals. Marius Münkel (28), der in dem Musical Noah spielt, glaubt, dass um das Thema Tod „aus Selbstschutz“ von vielen Menschen ein großer Bogen gemacht wird. Doch Grenzsituationen, wie sie im Musical gezeigt würden, gehörten zum Leben dazu.

Darf Anne, während ihr Sohn im Sterben liegt, glücklich sein?“
Elena Möller, Hauptdarstellerin

 

Für sämtliche Emotionen ist Platz, Lachen wie Weinen

„Und wer glaubt, dass er die ganze Zeit das Taschentuch hervorholen muss, irrt. Für sämtliche Emotionen ist Platz, Lachen wie Weinen“, sagt Münkel, der aus dem Eiterfelder Ortsteil Großentaft stammt und beruflich im Frankfurter Raum in der Start-up-Szene unterwegs ist. Der gelernte Wirtschaftsingenieur Felix Schlitzer (33), der die Rolle des Eddie spielt, gibt dem Regie-Duo Steffen Dargatz und Leonora Frohnapfel Recht: Den Dingen, die im Drehbuch irgendwann schwarz auf weiß stehen, Leben einzuhauchen, ist total spannend. Und macht heiß auf die Premiere. „Uns geht’s da nicht anders als unseren treuen Fans, gefühlt dauert die Zeit von der ersten Probe bis zur Premiere des nächsten Stücks viel zu lange.“ Steffen Dargatz ergänzt dazu noch: „Am schönsten wär’s, wenn Mama und Papa mit ihrem Kind in der Vorstellung sitzen, dann rausgehen und sagen würden: Da müssen wir mal drüber reden.“

Kooperation mit Deutscher PalliativStiftung

Weil das Musical den Umgang mit dem Tod thematisiert, schlossen die ambitionierten Macher der Produktion eine Kooperation mit der Deutschen PalliativStiftung (DPS), deren Vorstandsvorsitzender Dr. Thomas Sitte den zentralen Botschaften und Impulsen des Musicals gespannt entgegenblickt. Der Petersberger Verein wird einen Spendenruf zur Unterstützung der Palliativarbeit. Der Petersberger Verein wird einen Spendenruf zur Unterstützung der Palliativarbeit. Darüber hinaus jeder Besucher und jede Besucherin eine Postkarte bekommen. Hier kann er eintragen, was sich in seinem Leben ändern soll. Nach drei, vier Monaten wird die Postkarte – als Erinnerung – zu ihm nach Hause geschickt.

Tickets in allen Geschäftsstellen der Fuldaer Zeitung erhältlich

Die Musicalfabrik Virtuoso führt das Stück „Leben ohne mich“ im Propsteihaus Petersberg erstmalig auf. Die Uraufführung findet am Donnerstag, 18. April, 19.30 Uhr statt.

Darüber hinaus gibt es drei weitere Termine:

Freitag, 19. April, 19.30 Uhr,
Samstag, 20. April, 19.30 und
Sonntag, 21. April, 18.30

Die Tickets sind zu einem Preis von 36 Euro in den Geschäftsstellen der Fuldaer Zeitung erhältlich. Rollstuhlfahrer zahlen einen ermäßigten Preis von 28 Euro.