Fulda | Vielversprechende Auftaktveranstaltung für osthessisches Technologienetzwerk nach dessen gelungener Neujustierung

„TechHub Region Fulda“: Spirit wie im Silicon Valley

Die Zukunftsfähigkeit der Region Fulda sichern, kluge Köpfe für die Region gewinnen, technologisches Know-how noch stärker sichtbar machen, die Attraktivität des Technologiestandortes sichern, das und noch einiges mehr hat sich der Verein „TechHub Region Fulda“ auf die Fahnen geschrieben. Dessen Auftaktveranstaltung im Technologiepark Fulda war am Montagnachmittag sehr gut besucht.

Von Mirko Luis

Gastgeber war der im wirtschaftlichen Aufwind befindliche Flurförderzeughersteller HUBTEX, der nach Angaben der beiden Geschäftsführer Hans-Joachim Finger und Marco Goldbach die Beschäftigtenzahl am Standort Fulda binnen weniger Jahre mehr als verdoppeln konnte, hier mittlerweile 520 Mitarbeiter beschäftigt, der auf einen jährlichen Gruppenumsatz von 200 Millionen Euro kommt und der pro Jahr 800 Fahrzeuge baut.

Landrat und Fuldaer OB zu Gast

Unter den zahlreich erschienenen Gästen aus Wirtschaft, Kirche, Politik und Medienwelt begrüßte Manfred Hahl (Management + Innovation GmbH), Vorstand des neu ausgerichteten Vereins, auch Landrat Bernd Woide (CDU) und Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU). „Das unterstreicht, dass Wirtschaft und Politik gemeinschaftlich Wirtschaftspolitik machen können, was für uns in Fulda ganz wichtig ist“, betonte Hahl. Unterdessen erinnerte „TechHub Region Fulda“-Geschäftsführer Christian Vey an den umfassenden Umbauprozess des 15 Jahre alten Vorgängernetzwerks „Engineering-High-Tech-Cluster“. Dahinter stecke mehr, als dem Ganzen lediglich einen neuen Namen zu geben, ein neues Logo zu verpassen und ein bisschen an der Satzung herum zu schrauben, verdeutlichte Vey zu einem späteren Zeitpunkt der Veranstaltung.

 

Premiere für Tech-Forum und andere Formate

„Es um die konsequente Weiterentwicklung zum Technologienetzwerk“, betonte er. Kernziele seien, die Region noch attraktiver und sichtbarer zu machen, deren Zukunftsfähigkeit zu sichern und Innovationen zu fördern. Der neu ausgerichtete Verein geht dabei mit einer Reihe von neuen Formaten an den Start, um Akteure zusammen zu bringen. Zu den Neuheiten gehört unter anderem ein TechForum – eine hochkarätige themenspezifische Fachveranstaltung, die Einblicke in die neuesten Entwicklungen der Technologiebranche gibt. Das erste TechForum ist für den 14. März 2024 im Konzeptkaufhaus KARL in der Fuldaer Innenstadt geplant. Die Bandbreite der Themen reicht von „Künstlicher Intelligenz“ (hier gibt’s alle zwei Monate einen Stammtisch) über Personalthemen bis hin zu Cyber-Sicherheit. Kurzum: Osthessens Wirtschaftsförderer arbeiten aktiv an der Verwirklichung der Vision von Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU), Hessen zum Silicon Valley Europas zu machen, mit.

Noch lange nachhallen dürften die Worte der Protagonisten der Talkrunde zu „Chancen und Herausforderungen des Technologiestandortes Fulda“, die von Christian Vey mit jeder Menge wirtschaftlicher Expertise moderiert wurde.

Wissenschaftlerin regt Werte-Diskussion an

Prof. Dr. Claudia Kreipl, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer der Hochschule Fulda und Beisitzerin im „TechHub Region Fulda“-Vorstand, regte an, mal in eine Werte-Diskussion einzusteigen und zu überlegen, wofür die Region stehe. Dann wisse man, wo man stehe und entgehe der Gefahr, möglicherweise falsche Erwartungen zu wecken. Wenn die Studierenden, die nach Fulda kämen, ein attraktives Umfeld vorfänden, sodass sie sich wohl fühlten, vielleicht noch ihren Master machten und eine Doktorarbeit schrieben, wäre das für die Region gut. „Noch besser wäre es, wenn sie blieben.“ Kreipl wies neben der Notwendigkeit, hochqualifizierte junge Leute in der Region zu halten, auf den „mit dem technologischen Wandel einhergehenden sozialen Wandel“ hin. Hierfür könne nicht nur die Hochschule Fulda, die sehr viele sozialwissenschaftliche Experten habe, ein wichtiger Anknüpfungspunkt sein. Der Hafen, wo man zusammentreffen könne, sich Theorie und Praxis begegnen würden und neue Ideen wüchsen, sei „TechHub Region Fulda“.

„Menschen wollen dorthin, wo sie erfolgreich sind“

Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH Wiesbaden (Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Landes Hessen), ging mit Wissenschaftlerin Kreipl d’accord. „Menschen wollen dahin gehen, wo sie erfolgreich sind“, sagte er. Die Region Fulda habe diesbezüglich beste Voraussetzungen. Waldschmidt riet, herauszufinden, was richtig gut „made in Fulda“. Wie? „Indem man die Essenz von dem, was da ist, extrahiert.“

Lebensqualität – „herausragende Stärke Fuldas“

Vor allem die Lebensqualität sei eine „herausragende Stärke Fuldas“, sagte Regionalmanager Christoph Burkard, Geschäftsführer der Region Fulda GmbH. So würden reiche Chinesen ihre Kinder gerne zum Studium nach Fulda schicken, weil hier die Verhältnisse – zumindest gefühlt – noch in Ordnung seien. „Hut ab! Fulda hat sich unheimlich gemacht die letzten Jahren“, stimmte HUBTEX-Manager Hans-Joachim Finger mit Burkard überein. Er selbst sei Westfale, habe die Entwicklung hautnah miterlebt und mit seiner Familie seit mittlerweile 25 Jahren hier. Mit Blick auf das Gütesiegel „Made in Germany“ dürften sich deutsche Unternehmen allerdings nicht auf den Erfolgen von früher ausruhen. „Es steht jeden Tag einer auf, der das Geschäft machen und uns wegnehmen möchte. Und da müssen wir auf jeder Position hellwach sein“, wies Finger auf den knallharten Wettbewerb hin. In dem gelte es,“schneller als die anderen zu sein“ und sich auf die Märkte, Regionen und Branchen zu konzentrieren, die heute vielleicht noch nicht mit deutschen Produkten besetzt sind. Der Netzwerk-Austausch helfe, Ideen zu sammeln.

Das „Hunter-Gen“ in den Augen – Start-ups als Vorbild

Malte Bürger, Mitgründer und Geschäftsführer der auf das Recruiting von Azubis und dualen Studenten spezialisierten stafftastic GmbH, sprach der Region Fulda GmbH, die erster Kunde seines Unternehmens gewesen sei, ein dickes Lob aus. „Sie ist“, so der erfolgreiche Start-up-Unternehmer, „das beste Beispiel, wie gut Wirtschaftsförderung funktionieren kann.“ Als Start-up könne man von Fuldaer Traditionsunternehmen aufgrund von deren Erfahrung sehr viel lernen. Hans-Joachim Finger und anwesende Herzblut-Mittelständler waren erfreut, dies zu hören. Finger verriet aber Moderator Christian Vey im Gegenzug, was gestandenen Unternehmern an Start-ups imponiert.“Das Hunter-Gen in den Augen“ (übersetzt „Jäger-Gen“), womit das Feuer und Brennen in den Augen von Gründern bei der Neukundengewinnung gemeint ist.

„Immer weniger unternehmerische Entscheidungen vor Ort“

Trotz aller positiven Aspekte, die die Region Fulda zu bieten hat – wie etwa die hessenweit niedrigste Arbeitslosenquote, die höchste Ausbildungsquote, die höchste Fachkräftequote oder die Rekordbeschäftigtenzahl von über 100.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – machte Regionalmanager Christoph Burkard auf einen Trend aufmerksam, der aufzeigt, dass längst nicht alles perfekt ist. „Der inhabergeführte Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft, bröckelt seit Jahren. Immer weniger unternehmerische Entscheidungen werden direkt vor Ort in der Region Fulda gefällt“, so Burkard. „Gleichzeitig haben wir die Herausforderung, dass wir strukturell doppelt benachteiligt sind“, fügte er mit Blick auf das Fördergefälle zu den neuen Bundesländern hinzu. Beispiel hierfür sei das Sensorwerk, das die JUMO-Gruppe im Technologiepark Fulda errichte und das 200 zusätzliche Arbeitsplätze schaffe. „In Magdeburg hätte das 200 Millionen Euro Fördermittel vom Bund gegeben.“

Zauberwort Entrepreneurship

Wer Christoph Burkard kennt, weiß um dessen Weitsicht. „Wir müssen uns ändern, haben auch Chancen“, sagte er. Künftig komme es auf das an, was an der Hochschule Entrepreneurship, sprich „Unternehmertum“, genannt werde. „Wir brauchen nicht nur Auszubildende und Menschen, die arbeiten, sondern Fachkräfte als Führungskräfte, und wir brauchen den unternehmerischen Nachwuchs als Start-ups. Denn nur dann wird der Hebel so umgelegt, dass wieder mehr unternehmerische Entscheidungen von Menschen getroffen werden, die eine Verbindung zur Region haben. Und dann können wir auch den Wandel schaffen.“

Dem offiziellen Teil schlossen sich noch geführte Rundgänge durch die HUBTEX-Hallen und ein Get-Together an. Für das Catering wurde Genuss „hoch 3“,  ein kreatives und junges Unternehmen aus Fulda, engagiert.