Hünfeld | Hünfelder Partnerschaftsverein war zu Gast in der Bretagne

Gastfreundschaft par excellence

Eine Delegation von knapp 60 Mitgliedern des Partnerschaftsvereins Hünfeld war vergangene Woche zu Gast in der Partnerstadt Landerneau in Frankreich. Einige davon sind sicher mit ein paar Kilo mehr wieder nach Hünfeld zurückgekehrt. Das lag aber nicht am schwereren Gepäck.

Von Sabine Burkardt

Landerneaus Bürgermeister Patrick Leclerc hatte es ja schon gleich beim herzlichen Empfang am Ankunftsabend im „Maison pour tous“ prophezeit: „Sie werden nach den fünf Tagen hier in der Bretagne mit drei Kilogramm mehr Gewicht heimfahren“. Das war kaum zu glauben, angesichts des proppevollen Ausflugs- und Veranstaltungsprogramms, das die Organisatoren des Landerneauer Partnerschaftsvereins auf die Beine gestellt hatten. Doch er sollte Recht behalten, und deshalb ist die Autorin dieser Zeilen für die nächsten Wochen auf Diät gesetzt. Die Gastfreundschaft der Landerneauer kannte förmlich keine Grenzen, es wurde aufgetischt, was die Bretagne an Köstlichkeiten hergab. Ob beim offiziellen feierlichen Abendessen, während der Ausflüge oder in den Gastfamilien, hier war zu spüren, dass die französischen Freunde ganz genau wissen, was Genuss bedeutet.
Für alle diejenigen, die noch nie in Landerneau gewesen sind, gibt es hier eine klare Reiseempfehlung. Die Stadt mit ihren rund 16000 Einwohnern ist ebenso gemütlich wie Hünfeld, mit einem historischen Stadtkern und einer bewohnten Brücke über den Fluss Elorn, der mitten durch die Stadt fließt. Leider trat der Fluss nach Abreise der Hünfelder Gäste am vergangenen Samstag komplett über die Ufer und setzte die Straßen der Stadt unter Wasser.
Nach einer organisierten Stadtführung mit deutscher Übersetzung stand der Besuch des Museums von John Tolkien, dem Autoren des Romans „Herr der Ringe“ auf dem Programm, bevor noch einmal Sightseeing mit dem Bus und Bürgermeister Leclerc als Reiseführer geboten wurde. Voller Stolz präsentierte er seine wirtschaftlich prosperierende Stadt, in der in den nächsten Jahren eine nagelneue moderne Schule für 450 Schüler, eine große Boule-Halle, 500 neue Wohnungen, eine neue Polizeistation und ein Kino mit fünf Sälen entstehen werden. Auch das Gewerbegebiet wächst, mehr und mehr Unternehmen sollen Leclerc zufolge angesiedelt werden. Viele Jahre gibt es dabei schon das Laboratoire Gilbert, das Kosmetik- und Gesundheitsprodukte auf Basis von Wasser und Algen herstellt. Lustig und interessant zugleich war der Besuch der Produktionshalle vor allem für die Kinder, die mit plattgedrückten Nasen vor den Scheiben standen, hinter denen im Akkord Duschgel in Flaschen gepresst und kleine Lippenpflegestifte in unheimlicher Geschwindigkeit durch die Halle rasten.
Absolut sehenswert in der Region rund um Landerneau ist das malerische Städtchen Pont-Aven und die Hafenstadt Concarneau, in der ein Besuch des Fischereimuseums für die Hünfelder Gäste auf dem Programm stand. Ein absolutes Highlight der Reise, vor allem für die Kinder, war der Besuch im Oceanopolis, dem größten Aquariums Frankreichs in Brest. Hier gab es alles zu bestaunen, was sich in den Weltmeeren tummelt, von unzähligen Fischarten bis zu Haien und Pinguinen. Am letzten Abend in Landerneau wurde noch ein besonderes Schmankerl für alle Sportfans aufgetischt. Die Organisatoren des Landerneauer Partnerschaftsvereins hatten die Hünfelder Gäste zu einem hochkarätigen Basketballspiel der Landerneauer Basketball-Damenmannschaft eingeladen, die in der französischen 1. Liga spielt. Auch wenn die Damen ihr Spiel ziemlich deutlich verloren, wurde auf der Party danach in bester deutsch-französischer Freundschaft ordentlich gegessen und getrunken. Die Tage in Frankreich waren anstrengend und vollgepackt mit herrlichen Eindrücken aus der Bretagne und interessanten Einblicken in die französische Lebensweise. Manches war dabei neu und ungewohnt. Neben Speisen wie Austern oder Muscheln zum Abendbrot gibt es beispielsweise beim französischen Frühstück keine Teller oder Brettchen. Es wird elegant auf denTisch gekrümelt. Und Milch hat im französischen Kaffee nichts zu suchen, denn sie vergifte das Bohnengebräu, beteuerte die Gastfamilie der Autorin. Unterstützung im ungewohnten Terrain gab es während der Reise von Arthur Hahn, AG-Leiter Landerneau des Hünfelder Partnerschaftsvereins, der die Gruppe mit fließendem Französisch und Gelassenheit durch manche Klippe jonglierte, wie den Umstiegen im Pariser Bahnhof, den unvergesslichen Fahrten in der proppevollen Pariser Metro und den Übersetzungen ins Deutsche bei offiziellen Ansprachen oder Führungen.