Fulda | Tunnelbohrmaschine „Dirt Torpedo“ lockte Fans, Freunde und Sponsoren von Hightech-Vorzeige-Projekt zu Event nach Istergiesel

Paradebeispiel für Karrieren in der Technologie-Region Fulda

„Bratwurst, Bier und Bohren“ – diese wahrlich nicht alltägliche Kombination lockte am vergangenen Freitag zu einem ebenso ungewöhnlichen Event Sponsoren, Freunde und Familie sowie Fans aus ganz Deutschland in den Fuldaer Stadtteil Istergiesel.  Über den Hintergrund des Treffens informierte Florian Albinger, Social Media Manager der Region Fulda, den Marktkorb.

So sei das Team, das 2021 für Tech-Milliardär Elon Musk bei der „Not-A-Boring-Competition“ in 2021 in Las Vegas (US-Bundesstaat Nevada) bohren wollte, in Aktion getreten. Albinger zufolge wühlte sich der Bohrer der Tunnenbohrmaschine „Dirt Torpedo“ im Garten eines Gründungsmitglieds unter das Hühnerhaus seiner Mutter ins Erdreich.

Tunnelbohrmaschine trat mit zwei Jahren Verspätung in Aktion

Die von Studierenden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach selbst konstruierte und gebaute Tunnelbohrmaschine bohrte somit mehr als zwei Jahre nach dem eigentlich geplanten Einsatztermin erfolgreich durch hessischen Boden – und zwar durch durch Beton, Sandstein und Lehm.

Sandsturm machte Jung-Ingenieuren Strich durch die Rechnung

Das Dirt-Torpedo-Team der DHBW war 2021 als eines von zwölf Teams weltweit in das Finale des Tunnelbohrwettbewerbs, den Elon Musks Unternehmen „The Boring Company“ ausgelobt hatte, gekommen. Sicherheitsbedenken des Veranstalters und ein Sandsturm machten seinerzeit den Jung-Ingenieuren allerdings einen Strich durch die Rechnung: Die Maschine durfte nicht bohren.

 

Maschine wurde im Garten von Teamcaptain Adrian Fleck geparkt

Zurück in Deutschland, wurde die Maschine im Überseecontainer im Garten des Teamcaptains Adrian Fleck im Fuldaer Stadtteil Istergiesel „geparkt“. Die Sponsoren und die Stiftung Pro DHBW Mosbach, die bereits das Projekt in Las Vegas mit Geld- und Sachleistungen im Wert von mehr als 500.000 Euro unterstützt hatten, halfen auch jetzt weiter, beim Transport und bei der Instandsetzung von Teilen, die der Wüstensturm beschädigt hatte.

Maschine wurde weiterentwickelt

Die Maschine wurde zudem weiterentwickelt: Zu den bisherigen Innovationen, dem Lining-System, mit dem während des Bohrvorgangs gleichzeitig eine Betonröhre gegossen wird, dem vollelektrische Antrieb mit elektrischem Antrieb des Bohrkopfes, der Datenverarbeitung und der Maschinensteuerung kamen zusätzliche Features. Insbesondere die Elektronik ist komplett erneuert und schlanker geworden, bei der Informationsverarbeitung wurden neue Komponenten und Glasfaserleitungen eingebaut. „Antrieb und Datenverarbeitung liefen heute ausgezeichnet“, freute sich Adrian Fleck. Auch der Vortrieb mit Blasebalgen und Hexapoden nach Art eines Wurms und die Absaugung des Abraums mit einem riesigen Sauger funktionierten einwandfrei.

In der Wüste von Las Vegas maß sich das Team mit dem MIT Boston, der ETH Zürich und der MTU München. „Ein Erlebnis der besonderen Art, technologischer Austausch mit den weltweit besten Technischen Universitäten und mit Ingenieuren von Elon Musks Unternehmen SpaceX. Das machte uns Mut, denn viele bescheinigten, dass unsere Innovationen vielversprechend sind.“

Ehemaliges Konstruktionsteam gründete Verein 

Die Mitglieder des ursprünglichen Konstruktionsteams haben ihr duales Studium abgeschlossen und Ende 2022 den Verein Dirt-Torpedo e.V. gegründet, der mittlerweile die Tunnelbohrmaschine besitzt. Der Verein soll junge Talente begeistern, die Tunnelbohrmaschine Lust auf Technik und das Entwickeln neuer Ideen machen. Prof. Dr. Michael Schrodt, Prodekan der Fakultät Technik an der DHBW Mosbach, sieht den gesellschaftlichen Nutzen darin: „Unsere ehemaligen Studierenden sind nun Vorbilder für andere junge Menschen, dass Technik Spaß macht, dass Ingenieurkunst Probleme lösen kann und dass kein Traum zu groß ist“. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels in der Ingenieurbranche sei es von entscheidender Bedeutung, junge Menschen schon frühzeitig an MINT-Themen heranzuführen. „Dass der Dirt Torpedo aus einer Projektarbeit von aufgeweckten Studierenden in unserem dualen Studium entstanden ist, macht mich sehr stolz. Der Verein ist nun die konsequente Fortführung, um junge Talente zu vernetzen und zu fördern.“

Startup DTec Innovation GmbH & Co. KG beschäftigt sich mit KI-Lösungen

Inzwischen haben einzelne Teilnehmer der Tunnelbohrfreunde auch ein Startup gegründet – die DTec Innovation GmbH & Co. KG mit Sitz in Fulda-Istergiesel. Adrian Fleck und Daniel Klassen gaben dafür ihren Job bei dem Fuldaer Engineering-Unternehmen FFT auf und wagten den Schritt in die Selbständigkeit. Das inzwischen fünfköpfige Team beschäftigt sich mit maßgeschneiderten KI-Lösungen (AI-Boost), High-Performance Computing, Simulationen aller Art bis hin zu Neuentwicklung von Produkten und End-to-End-Lösungen für industrielle Projekte.

Lobende Worte von Regionalmanager Christoph Burkard

„Der Dirt-Torpedo e.V. und das Startup DTec sind ein Paradebeispiel für Karrieren in der Technologie-Region Fulda. Gründergeist, Mut, Unerschrockenheit und schon in jungen Jahren eine professionelle technologische Lösungskompetenz des Teams sind für die ganze Region Fulda vorbildlich und hoffentlich ein Beispiel, das Nachahmer findet“, erklärte Christoph Burkard, Geschäftsführer der Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH. Genau diese Botschaft sandte das Team beim Bohren unterm heimischen Hühnerhaus im Fuldaer Stadtteil Istergiesel, um mit den Sponsoren den Erfolg zu feiern.