Fulda | Hochschulpräsident Prof. Dr. Karim Khakzar über die Entwicklung der Studierendenzahlen

Hohe internationale Strahlkraft

Zum Auftakt des Wintersemesters nahmen jetzt 2.000 Studierende an der Hochschule Fulda ihr Studium auf. Angaben der Hochschule zufolge studieren damit über 8.600 angehende Akademiker an der Hochschule – bei 19 Prozent davon handelt es sich um internationale Studierende. Wir nutzten am Montag die Gelegenheit und führten mit Hochschulpräsident Professor Dr. Karim Khakzar nachfolgendes Interview.

Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die Hochschule Fulda sogar schon mal die Schallmauer von über 9.000 Studierenden durchbrochen – eine fünfstellige Zahl schien für die Zukunft machbar. Wie sehen Sie denn vor diesem Hintergrund die aktuelle Entwicklung der Studierendenzahlen?
Das muss man richtig einordnen. Wir haben vor Corona eine Phase des großen Aufwuchses an vielen Hochschulen bundesweit erlebt. Es war auch völlig klar, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung nicht so weitergehen würde. Der Anteil Schulabgängerinnen und -abgänger eines Jahrgangs, die sich für ein Studium entscheiden, ist gleichzeitig stetig gewachsen und hat nun wohl einen Höchststand erreicht. Und so waren wir vor Corona tatsächlich auf einem maximalen Niveau. Jetzt erleben wir bundesweit, dass an fast allen Hochschulstandorten die Studierendenzahlen rückläufig sind. Dieser bundesweite Trend, der natürlich auch unmittelbar mit der demografischen Entwicklung zu tun, hat uns in Fulda vor zwei Jahren ebenfalls erreicht.  Wir sind nun allerdings sehr froh, dass wir gegenüber dem letzten Jahr bei den Erstsemesterzahlen wieder zulegen konnten. Das stimmt uns sehr zuversichtlich, und dieses gute Ergebnis ist letztendlich ganz gewiss auch eine Folge der guten Arbeit im Bereich der Lehre hier an der Hochschule Fulda.

 

Wie gefragt sind denn ihre Absolventen in der Wirtschaft?
Wir erleben generell im Moment in vielen Branchen und Berufen, dass wir auf einen extremen Fachkräftemangel zulaufen. Was wir jetzt bereits spüren, wird sich aber sehr wahrscheinlich in Zukunft noch weiter verschärfen.  Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass wir junge Menschen motivieren, gerade solche Studienfächer und Berufe zu wählen, die letztendlich die Voraussetzung zur Sicherung unseres Wohlstandes hier in Deutschland darstellen. Dazu zählen insbesondere die technischen Fächer, wie die Ingenieurwissenschaft und die Informatik. Gerade in diesen Bereichen ist die Nachfrage bedauerlicherweise nicht so groß, wie wir uns das wünschen würden. Aber auch das ist ein bundesweiter Trend und kein Fuldaer Phänomen. Wir bemühen uns, diese Studienangebote so attraktiv wie möglich zu gestalten, aber das Interesse muss sehr früh, in der Schule oder gegebenenfalls auch schon im Kindergarten, geweckt werden. Auf Grund des Fachkräftemangels haben unsere Absolventinnen und Absolventen ideale Berufsaussichten, wenn sie ihr Studium erfolgreich absolviert haben. Und sie sind in der Wirtschaft extrem nachgefragt.

Sind eigentlich neue Studiengänge akkreditiert worden?
Ja, wir prüfen im Prinzip permanent, welche Studiengänge wir neu etablieren können und welche ggf. mangels Nachfrage eingestellt werden sollten. Im Sinne der Qualitätssicherung werden unsere über 60 Studiengänge inhaltlich immer wieder überarbeitet und gehen regelmäßig durch eine externe Akkreditierung. Wir haben auch diesmal einen neuen Studiengang am Start. Es handelt sich hierbei um den dualen Bachelor-Studiengang „Steuerlehre“, der außerordentlich gut nachgefragt wird.

 Welchen Stellenwert hat für Sie der positive Trend beziehungsweise Zuwachs in der Statistik der international Studierenden?
Gerade in den technischen Studiengängen werden wir in Zukunft ohne internationale Fachkräfte nicht auskommen und unseren Wohlstand nicht halten können. Deswegen ist es unsere Verantwortung, dass wir sehr früh talentierte junge Menschen aus der ganzen Welt für unsere Studiengänge und hier insbesondere die technischen gewinnen, so dass diese nach erfolgreichem Studium überwiegend dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das erachte ich als eine ganz wichtige Aufgabe, und wir haben in diesem Bereich in den letzten Jahren viel unternommen und kräftig investiert. Die Anzahl der Studiengänge, die in englischer Sprache angeboten werden, ist gestiegen und unsere Vorbereitungsangebote wurden deutlich ausgebaut. Letztendlich sieht man das auch bei dem von 17 auf 19 Prozent gestiegenen Anteil internationaler Studierender an unserer Hochschule. Bei den Erstsemestern liegt dieser Anteil sogar bei circa 25 Prozent.