Region | Wartenberger Bürgermeister Olaf Dahlmann kann sich von Vereinen betriebenes Café vorstellen

Neue Ideen und Vorschläge für altes Bahnhofsgebäude in Angersbach

Das alte Bahnhofsgebäude in Angersbach, das die Gemeinde Wartenberg vor einer Weile käuflich erworben hat, soll wieder mit Leben gefüllt werden. Womit, ist noch völlig offen. Rathauschef Olaf Dahlmann (SPD) befruchtete jetzt die „Ideenfindungsphase“ mit Vorschlägen, für die es ausdrückliches Lob der Fraktionen gab.

Von Mirko Luis

Anlehnend an die Straußwirtschaft, einen von Winzern und Weinbauern saisonal oder tageweise geöffnetem Gastbetrieb, sei ein von Angersbacher Vereinen betriebenes Café vorstellbar, das beispielsweise von Mai bis September vorzugsweise am Sonntagnachmittag sowie zu Veranstaltungen geöffnet haben könnte. Dieses wäre, so Bürgermeister Olaf Dahlmann mit Blick auf die exponierte Lage des Bahnhofsgebäudes und des dazu gehörenden Güterschuppens, zugleich ein idealer Haltepunkt für Radtouristen und Event-Location für Kulturveranstaltungen. Und es könnte aufgrund der Nähe zum Friedhof zum Trösterkaffee werden und Trauergesellschaften die Gelegenheit bieten, nach Beisetzungen durchzuatmen, sich zu entspannen, in angenehmer Atmosphäre zu stärken und an den Verstorbenen zu erinnern. Vor allem für Vereine, die bislang über keine eigenen Räumlichkeiten verfügten, könnte das Areal zu einem festen Anlaufpunkt werden, sagte der Bürgermeister auf der jüngsten Gemeinderatssitzung im kleinen Saal des Wartenberg Oval. „Ich könnte mir zudem vorstellen, dass wir einen öffentlichen Aufruf starten und die Bürger um Ideen bitten.“

„Das ist eine schönere Idee als ein Coworking-Space“, meinte Dietmar Schnell von der Fraktion Wartenberger Liste (WAL) mit Blick auf einen die Meinungen polarisierenden Nutzungsvorschlag aus der Vergangenheit. Coworking-Spaces sind Räume, die insbesondere von Freiberuflern, digitalen Nomaden oder Mitarbeiter von Start-ups genutzt werden. Ob der Betrieb eines solchen Cafés tatsächlich mit Vereinen hinzubekommen sei, vermochte Schnell nicht zu beurteilen. Er regte Gespräche und Diskussionen mit Verantwortlichen des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Kulturprojekts „Travogelsberg“ an.
Wolfgang Schleiter (CDU) erklärte, seinerzeit dem Kauf des Gebäudes nur zugestimmt zu haben, „um da die Hand draufzuhaben“. Das Gebäude als Gemeinde selbst zu sanieren, davon riet er aufgrund der immensen Kosten ab. „Wir würden das Gebäude auch wieder verkaufen, wenn ein Interessent eine gute Idee hat“, sagte Schleiter.

CDU-Fraktionsvorsitzender Heiner Bockweg pflichtete ihm bei. Die Grundidee sei gut, „aber das mit den Vereinen halte ich auch für schwierig, das geht in die falsche Richtung“. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Hubert Reinhart, widersprach den CDU-Argumenten. Gerade der Ansatz mit den Vereinen sei gut. Das Gebäude in so exponierter Lage an private Nutzer zu verkaufen, sehe er als nicht sinnvoll an. „Wir sollten auch künftig Eigentümer bleiben“, betonte er.

Heiner Bockweg erkundigte sich beim Bürgermeister nach dem Zeitfenster beziehungsweise Handlungsdruck. Der bestehe laut Bürgermeister tatsächlich nicht, auch wenn sich der Zustand eines Gebäudes, das nicht beheizt werde, nicht verbessere. Mit Blick auf 2024 bestünde zwar kein zwingender Handlungsbedarf, „eine Perspektive, was wir mit dem Gebäude machen, sollten wir aber schaffen“, sagte Dahlmann vor dem Hintergrund, dass Bahnhöfe als eine der ersten Visitenkarten für Gemeinden und Städte gelten.
In nächster Zeit nicht umhinkommen wird die Gemeinde Wartenberg wohl allerdings um eine Beräumungsaktion. So ist das baulich stark in Mitleidenschaft gezogene Gebäude aktuell noch voll möbliert. Aufgrund der Gesundheitsrisiken – etwa durch Schimmelbelastungen und starke Geruchsbelästigungen – werde der Bauhof der Gemeinde nicht aktiv, sondern eine externe Spezialfirma herangezogen werden.