Region | Feinschmecker vom Herbst-Auftakt der "Vulkan kocht"-Reihe in Villa Raab begeistert

Vogelsberger „Hotspot für Gourmets“

Mitteleuropas größtes Vulkangebiet, der Vogelsberg, entwickelt sich immer mehr zu einem „Hotspot für Gourmets“, wie wie jetzt der vielversprechende Auftakt der Aktionswochen „Der Vulkan kocht: herbstlich!“ in der Villa Raab, einem zu neuen Leben erweckten Gründerzeitbau, bewies.

Von Mirko Luis

Zwar strömte zuletzt vor 15 Millionen Jahren glutheiße Lava aus dem Basaltriesen. Kochendes Leben gibt es dennoch. Rund um den 734 Meter hohen Hoherodskopf brodelt es in den Küchen traditionsreicher Landgasthöfe, Restaurants und Hotels, deren handverlesene Spezialitäten inzwischen Feinschmecker aus ganz Deutschland locken. Bis 10. November laden 17 renommierte Gastronomen, die sich an der Gemeinschaftsaktion beteiligen, zu einer „kulinarischen Entdeckungstour“ ein. Auf der Speisekarte in den verschiedenen Locations stehen dabei heimisches Wild und frisches Herbstgemüse aus der Vulkanregion.

„Unser Job ist kein Beruf, sondern Berufung“

Bereits das vom Pfordter Landgasthof Porta direkt servierte „Amuse-Bouche“, wie in der gehobenen Gastronomie noch vor der Vorspeise servierte kleine Speisen genannt werden, ließ den Gästen der zentralen Eröffnungsveranstaltung das Wasser im Mund zusammenlaufen. Zur im Smoker zubereiteten Lachsforelle im Buchenspan gesellten sich Lorbeer und Limone, „Villa Raab Honig“ und „Grüne Soße Pesto“. Inhaber Heinz Riepl ist seit 43 Jahren Gastronom – und stolz auf den nach eigenen Angaben ältesten Gasthof des Schlitzerlandes. „Unser Job ist kein Beruf, sondern Berufung“, gab er das wieder, was all seine Kollegen und Kolleginnen immer wieder sagen. Die väterliche Freude, dass seine Tochter Enja in seine Fußstapfen tritt und gerade eine Ausbildung in der Gastronomie absolviert, war ihm anzumerken. Angesichts des vorherrschenden Fachkräftemangels sei es schön, Nachwuchs in der eigenen Familie rekrutieren zu können. Dennoch benötige es noch mehr junge Leute, die sich nach der Schule für einen gastronomischen Beruf entscheiden. Riepl freut sich heute schon auf Gespräche auf der Fuldaer Bildungsmesse (6. und 7. Oktober), die er als Gast besuchen will.

 

Lammwochen begründeten die lange Erfolgsstory

Zur offiziellen Begrüßung warf die Geschäftsführerin der Vulkanregion Vogelsberg Tourismus GmbH, Petra Schwing-Döring, zunächst einen kleinen Blick zurück. So habe das heutige Veranstaltungsformat – mit den damaligen „Vogelsberger Lammwochen“ vor 27 Jahren seinen Anfang genommen, später kamen dann noch die „Wildwochen“ dazu. Im Frühjahr dieses Jahres war das 25-jährige Jubiläum dieser bundesweit bekannten Genießerwochen gefeiert worden. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte es verschoben werden müssen, weshalb es unter dem Label „25+2“ zusammen mit dem Auftakt der Frühjahrs-Aktion „Der Vulkan kocht: bunt“ gefeiert worden war. 2020 hatten sich die Marketingfachleute und Gastronomen dann von der Überlegung leiten lassen, dass Lamm und Wild als Thema zwar super sei, es ja aber darüber hinaus noch viele andere tolle Produkte in der Region gebe, sei es die Kartoffel, Linsen, Obst oder Gemüse. Heute wisse man, dass es ein guter Schachzug gewesen sei, mit der „Vulkan kocht…“-Reihe ein neues, ebenso zugkräftiges Format aus der Taufe zu heben und trotz der erschwerten Bedingungen unter Corona am Markt zu etablieren.

„Rhön kennt jeder, Vulkan muss noch bekannter werden“

„Die Rhön kennt ja inzwischen jeder, der Vulkan muss noch deutlich bekannter werden. Deshalb freuen wir uns, dahingehend unseren Beitrag leisten und die Region über die Landesgrenzen hinaus präsentieren zu dürfen“, verkündete der Geschäftsführer der Villa Raab, Bastian Heiser, bei der Einladung zu einem „gemütlichen regionalen Abend“.

Hörbarer Stolz in der Stimme von Landrat Manfred Görig

Zwar war es für den amtierenden Landrat des Vogelsbergkreises, Manfred Görig (SPD), noch längst nicht die längste Amtshandlung im Jahr der Neuwahlen. Doch es schwang hörbarer Stolz in der Stimme des Politikers mit, der von seiner Frau Andrea begleitet wurde. „Ich bin sehr gerne hierher gekommen“, versicherte der 63-jährige Politiker. Die Reihe „Der Vulkan kocht …“ sei eine tolle Idee. Und er ergänzte: „Ich freue mich, dass wir mit unserer Regionalmarke ‚Vogelsberger Original‘ und der ‚Ökomodell-Region Vogelsberg‘ zeigen, was der Vogelsberg zu bieten hat. Und ich bin sehr gespannt, was die Gastronomen heute für uns gezaubert haben.“ Bevor es ins imposante, gemütlich Innere der Villa Raab ging, nannte der bekennende Jagdfreund noch ein paar beeindruckende Zahlen. So würde im Vogelsberg auf den Teller gebracht, was Wald und Feld hergeben. Wobei die 3750 Wildschweine, die pro Jahr im Vogelsbergkreis erlegt werden, 9.000 Stück Rehwild und 350 Stück Rotwild erst einmal vermarktet sein wollen. Aus den Ursprüngen das neue Format „Der Vulkan kocht …“ zu entwickeln und damit den Vogelsberg nicht nur für andere sichtbar, sondern im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen, sei ein weiterer Grund zur Freude. Wie bedeutsam das Renommee der Veranstaltung ist, bewies die Anwesenheit eines zweiten Spitzenpolitikers des Vogelsbergkreises. Durch sein Kommen zeigte auch der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak (CDU), der von seiner Ehefrau Sabrina Wiegand-Mischak begleitet wurde, Wertschätzung für die von Hingabe und Leidenschaft geprägten Gastronomen der Region.

Grußworte der Stadt Alsfeld

Die Grußworte der Stadt Alsfeld überbrachte Heinz Heilbronn (SPD), „Ehrenstadtverordnetenvorsteher“ und Ehrenortsvorsteher des Alsfelder Stadtteils Altenburg. „In einer Zeit, in der die internationale Küche die Gastronomie zu beherrschen scheint, ist es besonders beachtenswert, jetzt zu sehen und zu schmecken, was aus den saisonalen und regionalen Erzeugnissen aus unserer heimischen Region in ihrer Vielfältigkeit so schmackhaft zubereitet werden kann“, zeigte auch er sich gespannt auf das 9-Gänge-Menü. „Lassen wir uns inspirieren für das Kochen zuhause!“, benannte er einen schönen Nebeneffekt. Wobei Heilbronn den Gourmetfreunden und Vogelsbergverliebten erinnerte, daran zu denken, dass die Köche auch dadurch belohnt werden, wenn alle Töpfe leer gegessen werden.

Dreieinhalb Stunden kulinarischer Hochgenuss

Was dann in den nächsten gut dreieinhalb Stunden folgte, hinterließ bei jedem einzelnen Gast einen bleibenden Eindruck. Begleitet von wunderbarer Musik der populären Mundartband „Halb6“, die aus den Groß-Feldaer Brüdern Günter und Peter Seim sowie Jürgen Litzka besteht, servierten die ebenso gut gelaunten Servicekräfte der Villa Raab die von den regionalen Köchen kredenzten Meisterwerke. Der opulenten Vorspeise – Apfel & Salbei im Speckmantel, Trauben-Walnuss-Salat, Röstbrot mit Ziegenkäse, Rehschinken mit Steinpilz Moussee und Tatar von der Lachsforelle – schloss sich eine Kraftbrühe vom Reh mit Hirschklößchen und Koriander an. Beide Gänge waren ein Gemeinschaftswerk vom Posthotel Johannesberg Lauterbach und dem Landgasthof Schäferhof in Eudorf.

Den mit großer Spannung erwartete erste Hauptgang des Tages – confidierte Vogelsberger Lachsforelle mit Apfel-Fenchelsalat und Petersilienessenz – kreierte das in Schotten beheimatete Restaurant Taufsteinhütte. Es folgten weitere Hauptgänge von der Villa Raab (Hirschgulasch aus dem Vogelsberg mit Erbsenpüree und gebratenen Pfifferlingen), dem Nieder-Mooser Landgasthof zur Post (Strudel von Reh und Steinpilz, Kürbiscreme, Purzle Curry Sud und Himbeer-Radiccio), dem Schwalmtal-Rainroder Gasthaus Graulich (Rehbraten mit Rotweinjus, Rosenkohlblätter und Semmelknödel) sowie dem Landgasthof Jägerhof aus Lauterbach/Maar (Wildbratwürstchen auf Kartoffel-Kohlrabistampf, Honig und Trüffel). Ein weiteres Gemeinschaftswerk, das für kleine Geschmacksexplosionen auf der Zunge sorgte, kam vom Landhotel Gärtner aus Mücke/Flensungen und der Villa Raab: Haselnuss und Himbeerkaramell Praline, Rosmarin Creme Brûlee, Kürbis Parfait. Verschiedene Käsesorten, Obst und Fruchtsenf (Melchiorsgrund und Feinschmecker Heiser) rundeten das Menü ab – passend dazu, je nach Geschmack, standen köstliche Hausbiere, Weine und Schnäpse bereit.

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Wer die Besonderheiten der »Vulkan kocht«-Köchinnen und Köche selbst live erleben und genießen möchte, findet alle nötigen Informationen auf der Website www.der-vulkan-kocht.de