Schlitz | Grundsatzbeschluss zu millionenschwerer Investition nicht unumstritten – FDP Schlitzerland warnt vor finanziellen Risiken

Schlitz will „First Mover“ bei Phosphorgewinnung werden

Nach einer positiven Empfehlung des Haupt-, Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsausschusses (HFWA) fand sich in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung im Konzertsaal der Landesmusikakademie erwartungsgemäß eine deutliche Mehrheit für einen Grundsatzbeschluss, welcher die Errichtung einer Anlagentechnik zur thermischen Klärschlammverwertung auf dem Klärwerk Schlitz vorsieht. Ziel ist die Rückgewinnung des Rohstoffes Phosphor und dessen Rückführung in den landwirtschaftlichen Düngekreislauf.

Von Mirko Luis

Lediglich die FDP-Fraktion votierte geschlossen dagegen. Fraktionschef Jürgen Laurinat zufolge berge das millionenschwere Vorhaben unwägbare finanzielle Risiken. Möglicherweise, so seine Warnung, gebe es in ein paar Jahren einen anderen Anbieter, die Stadt finde keine Abnehmer und habe in dem Fall viel Geld umsonst ausgegeben.

CDU-Fraktionschef Kevin Alles erinnert FDP Schlitzerland, wofür Bundespartei steht

Während Laurinat noch Alarmismus in puncto Energiekosten betrieb, zeigte CDU-Fraktionschef Kevin Alles seine Verwunderung, dass ausgerechnet die FDP Schlitzerland das Projekt ablehne, wo doch die FDP auf Bundesebene für Innovation und technologische Fortschritt stünde.

SPS Schlitz hakt zum Thema Vermarktung nach

Währenddessen hakte Prof. Dr. Konrad Hillebrand (SPD) und erfragte Details beim Thema Vermarktung. „Es wäre unseriös, zu sagen, da steckt kein Risiko drin“, räumte Rathauschef Heiko Siemon (CDU) ein. Die Frage sei, „ob wir das aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht wollen?“ Siemon zufolge wisse man weder die künftige Abnahmemenge noch den Preis, den man damit erziele. Doch blauäugig gehe man allerdings nicht vor. So liefen bereits Vorgespräche mit „in der Nähe befindlichen Kommunen“ über die Abnahme des gewonnenen Phosphors als Dünger für die Landwirtschaft.  Mit Blick auf die Nachhaltigkeit sagte Siemon, dass es nicht sinnvoll sei, den Phosphor über weite Strecken zu transportieren. Wenn alles gut laufe, könne die beabsichtigte Investition bereits Ende 2025 abgeschlossen sein, mit der man „First Mover“, sprich Vorreiter, sein. Wie die Marktteilnehmer reagieren, wisse man zum heutigen Zeitpunkt allerdings nicht, räumte der Rathauschef ein.

Heiko Siemon: „Strom wird kein Thema sein“

Die Sorgen von FDP-Fraktionschef Laurinat bezüglich der Stromkosten pulverisierte Siemon schließlich noch mit dem Hinweis, dass die Stadt den Strom selbst produziere. „Strom wird nicht das Thema sein“, verkündete er selbstbewusst, zumal ja auch noch eine Photovoltaik (PV) Anlage installiert werden.

FDP-Fraktionschef nennt konkrete Zahlen

Nach Angaben von Siemon stehen für das millionenschwere Projekt 45 Prozent Förderung in Aussicht. Konkrete Zahlen zur Einordnung der Investitionsgröße nannte an diesem Abend lediglich Jürgen Laurinat. Er bezifferte den Umfang der Investition mit insgesamt 6,5 Millionen Euro, wobei von der Stadt Schlitz 3 Millionen zu tragen seien.

BLS wägt ab: Projekt ist es wert, gewisse Risiken einzugehen

Der Fraktionschef der Fraktion Bunte Liste Schlitzerland (BLS), Dr. Jürgen Marxsen, zeigte klare Kante. „Dies ist ein wichtiges Projekt, was es wert ist, gewisse finanziellen Risiken einzugehen“, meinte er. Und stellte gleichzeitig die Relevanz des Stoffes heraus. Hier lautet die simple Formel nun mal: „Ohne Phosphor wachsen keine Pflanzen.“ Marxsen zufolge gibt es hierzulande nur wenige Lagerstätten.