Fulda | Führungskräfte-Top-Event im Maritim wie ein Echtzeit-Kompendium der Motivationspsychologie

29. Fuldaer Wirtschaftstag: Killerbiene sticht Frosch

Nach Vollbremsung durch Corona, Pandemie-Schockstarre und einer durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine komplett veränderten Welt war der 29. Fuldaer Wirtschaftstag seit vier Jahren tatsächlich der erste ohne Corona-Beschränkungen. Im Beisein von Wolfgang Wehner, dem geistigen Vaters dieses etablierten Formats, wurde das Event zu einer Art Echtzeit-Kompendium der Motivationspsychologie.

Von Mirko Luis

Ist denn die komplexe Welt jetzt vollends aus den Fugen geraten?

Das gewählte Leitthema „Resilienz als Schlüssel für die Zukunft“ war – wie sich Tagungsgäste im einzigartigen Ambiente von modernem Hotelbau und barocker Orangerie des Maritim-Hotels einig waren – eine klare Punktlandung. Scheint doch die Welt, wie es vermutlich Goethe formuliert hätte,  mittlerweile vollends aus den Fugen geraten. Offen ausgetragener geopolitischer Machtpoker, Ukraine-Krieg, Klimawandel, explodierende Energiepreise, Inflation, steigende Zinsen, Fachkräftemangel, lädiertes Vertrauen der Bevölkerung in die Politik der Ampelregierung und eine Vielzahl weiterer Problemfelder trüben nicht nur die Konsumlaune ein, sondern lassen auch immer mehr Manager nachts schlechter schlafen.

„Es ist nicht gerade schön im Moment“

Eine Hoffnung bereitende Nachricht verkündete Keynote-Speaker Prof.Dr.Dr.h.c. Lars P. Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und Leiter des dort ansässigen Walter Eucken Instituts, ganz am Schluss seines knapp einstündigen Vortrages. „Es ist nicht gerade schön im Moment, aber es wird besser!“, erklärte das ehemalige Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der Wirtschaftsweisen“). Feld war als Redner für Prof.Dr.Dr.h.c. Christoph M. Schmidt (Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen), der sich am Montag krankheitsbedingt zu einer kurzfristigen Absage gezwungen sah, eingesprungen.

Die Deutschen arbeiten zu wenig

Ökonom Feld zeigte schonungslos-offen die Vielschichtigkeit der Ursachen und Symptome der kränkelnden deutschen Wirtschaft auf. Für Aufhorchen im Publikum sorgte dabei die Aussage, dass die Deutschen zu wenig arbeiten und das freilich gesamtwirtschaftlich gesehen im internationalen Vergleich nicht ohne Folgen bleibe.

Ein weiterer spannender Fakt in diesem Kontext findet sich übrigens im sozio-oekonomischen Panel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wieder, über das die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ im Frühjahr dieses Jahres berichtet hatte. Demnach wünschen sich die Menschen in Deutschland so kurze Arbeitszeiten wie noch nie seit Beginn der entsprechenden Erhebung im Jahr 1985. Die Menschen hierzulande wollen durchschnittlich nur noch 32,8 Stunden in der Woche arbeiten – auch wenn sie dadurch auf Gehalt verzichten müssten.

Doch nicht nur das Mindset der Beschäftigten hemmt Feld zufolge die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Unter anderen verhindern die marode Verkehrsinfrastruktur, die zu langsam voranschreitende Digitalisierung, zu lange Genehmigungsverfahren und Probleme, qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland zu locken das Eintreten von positiven Effekten, die eigentlich nach dem Ende der Pandemie zu erwarten gewesen wären. „Wir haben extrem große Herausforderungen vor uns“, so Feld, der prognostizierte, dass die internationalen Beziehungen nie wieder so sein werden, wie sie es einmal waren.


Resilienz: Im Sturm beweglich wie eine Weide

Beim Thema Resilienz verwies Feld auf Aussagen seines Kollegen Markus Brunnermeier, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University (US-Bundesstaat New Jersey). Brunnermeier hatte mit seinem Buch „Die resiliente Gesellschaft: Wir wir Krisen meistern können“) einen Volltreffer ins Schwarze gelandet und den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2021 gewonnen. Um Resilienz begrifflich von Robustheit zu trennen, verwies Feld auf das von seinem Kollegen geprägte Bild einer Eiche im Sturm, die letzterem bis zu einem gewissen Punkt trotze, bis sie schlussendlich dann aber doch eines Tages müde werde und einknicke. Resilienz, so Feld, heiße indes, sich bewegen zu können wie eine Weide, also beweglich zu sein in den Stürmen, nicht zu zerbrechen und wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzukommen.

„Die eigene neue Realität akzeptieren“

Vor dem renommierten Wirtschagtsexperten Feld reflektierte Dr. Christian Gebhardt, der als neunter Präsident die Geschicke der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda leitet und den 29. Fuldaer Wirtschaftstag eröffnete, die Begrifflichkeit Resilienz. Gebhardt zitierte in seiner Rede Elizabeth Edwards, eine amerikanische Anwältin. Demnach bedeute Resilienz, die eigene neue Realität zu akzeptieren, auch wenn sie weniger gut sei als die vorherige. „Du kannst nichts anderes tun, als über das Verlorene zu schreien, oder du kannst das akzeptieren und versuchen, etwas Gutes zusammenzustellen“, gab Gebhardt die Worte der Juristin und Gesundheitsaktivistin wieder.

„Inhabergeführte Betriebe mit besonderer DNA“

„Unsere Fuldaer Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren erstaunlich resilient erwiesen“, verkündete Gebhardt unter direkte Bezugnahme auf die Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage. Als einer der entscheidenden Gründe führte er an, dass inhabergeführte Unternehmen über eine besondere DNA verfügen würden, in der unter anderem Verantwortungsbewusstsein für Mitarbeitende, für die Gesellschaft, aber auch für die Umwelt stecke.

Wirtschaftsstandort Deutschland immer unattraktiver

Ohne der Analyse von Feld vorgreifen zu wollen, untermauerte Gebhardt mit Fakten und Zahlen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland immer unattraktiver werde und Deutschland eines der wenigen Länder in Europa sei, deren Wirtschaftsleistung unter dem Vor-Corona-Niveau liege. Gebhardt erinnerte Führungskräfte der Wirtschaft, dem Ehrenamt, der Politik sowie aus Behörden, aus der Bildungs- und Forschungslandschaft und Verwaltungen an den berühmten Satz von Automobilpionier Henry Ford (1863 – 1947) „Wenn alles gegen dich zu laufen scheint, erinnere dich daran, dass das Flugzeug gegen den Wind abhebt, nicht mit ihm.“

Weniger Teilnehmer, aber auch weniger Schwund

Gebhardt, mit Blick auf das Wesen der Wirtschaft, verwies zudem noch auf das „Wir“ im Begriff. Später, in seinem Tagesfazit, bezog Gebhardt verbal zu einem für alle Anwesenden nicht zu übersehenden Phänomen Stellung. „Es ist kein Geheimnis, dass wir eine geringere Teilnehmerzahl als vor Corona hatten“, sagte er. Er sah aber trotz allem das berühmte Glas als halbvoll an. Zwar sei man mit deutlich weniger als 400 Teilnehmenden gestartet. Jedoch sei der Schwund im Tagungsverlauf wesentlich geringer als in den Veranstaltungen davor. „Dies sehe ich als positive Qualität der Vorträge heute.“

Bewusstseinswandel Voraussetzung, um Probleme zu lösen

Vor der mit Spannung erwarteten Podiumsdiskussion heimischer Mittelständler trat mit dem als Pionier des klimaneutralen Bauens geltenden Architekt Thomas Rau ein weiterer hochkarätiger Referent auf die Bühne. Rau ist Mitgründer von „Madaster“, einem Kataster für Materialien. Er zeigte sich optimistisch, dass all die Probleme, mit denen die Menschheit im Moment zu tun hat, gelöst werden könne. Voraussetzung hierfür sei ein Bewusstseinswandel. Nicht die Welt müsse neu gedacht werden. „Wir sind das Problem. Und wenn wir das Problem sind, dann sind wir auch die Lösung“, schlussfolgerte er.

„Wir sind nur Gast auf der Erde“

Wichtig sei, das System Erde als geschlossenes System und Rohstoffe und Materialien als „Limited Edition“ zu begreifen. „Unser Planet ist ein geschlossenes System, der Rohstoffvorrat ist somit endlich, es kommt nichts mehr dazu. Deshalb müssen wir diese endlichen Materialien unendlich verfügbar halten. Das können wir erreichen, indem wir Materialien eine dokumentierte Identität geben, denn Abfall ist Material ohne Identität. So ermöglichen wir die unendliche Wiederverwendung der Materialien. Damit werden Gebäude Materialdepots und wir schreiben Materialien auf und nicht mehr ab“, erläuterte Rau.

Er vermied mit Bedacht den breiten Teilen der Bevölkerung vertrauten Begriff Kreislaufwirtschaft und ersetzte ihn durch die „Circular Economy“ als „eine wirtschaftliche, juristische und kulturelle bewusste Verbindung von Wertschöpfungskette und Werterhaltungskette“. Die Ziele, bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich zu teilen, zu leasen, wiederzuverwenden, zu reparieren, aufzuarbeiten oder zu recyceln, sind freilich dennoch annähernd identisch.

„Wir sind Gast auf dieser Erde – nicht Gastherr“, betonte Rau. Damit das Wertvollste hierauf, die Kinder, eine Zukunft habe, sei es mehr denn je geboten, an der Liebesbeziehung zwischen der Erde und den Mensch zu arbeiten. Dies müsse möglich sein, „da die einzige Konstante im Leben Veränderung heißt“.

Insider-Gespräche in der Kaffeepause

Um Gästen immer wieder Zeit und Gelegenheit zum Reflektieren des Gehörten und zu kleinen Insider-Netzwerk-Gesprächen zu geben, gab es zwischen den Vortragsblöcken des Tages immer wieder kleine Kaffeepausen.

Führungskräfte sind Vorbilder für die Mitarbeitenden

In der von IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow moderierten Podiumsdiskussion gaben Simon Weber (Bytewerk GmbH), Marco Farnung (sifar GmbH) und Christiane Burkardt-Ohlsen (Edag Engineering Group) Einblicke in die jeweilige Unternehmenskultur. Die Edag-Gesundheitsmanagerin verwies auf eine Vielzahl von gesundheitsfördernden Maßnahmen für Körper, Geist und Seele im Unternehmen – von Vorträgen und Workshops bis hin zu Bewegungsangeboten sei man bestrebt, die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Mitarbeiter zu stärken. „Wobei Führungskräfte das Vorbild für die Mitarbeitenden sind“, betonte Burkardt-Ohlsen, die zusätzlich zu ihrem Job bei der Edag freiberuflich als Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Künzell tätig ist. Der Fachfrau zufolge gibt es ein neues Modul, das Führungskräfte mit Kompetenzen ausstatten soll, gesundheitlich belastete Mitarbeiter zu führen.

Unterdessen setzt der die Geschicke des Fuldaer IT-Dienstleisters Bytewerk lenkende Fachinformatiker Simon Weber auf Dinge wie Kommunikation auf Augenhöhe, persönlichen Kontakt und Vertrauen. „Ich schaue schon beim Einstellungsgespräch darauf, ob das jemand ist, mit dem ich gern zusammen feiern möchte“, so der Unternehmer. „Mit einem freundschaftlichen Verhältnis zu den Mitarbeitenden steht und fällt alles“, fügte er an. Bei alledem müsse ein Mitarbeiter trotz der freundschaftlichen Zusammenarbeit Kritik oder ein Nein vertragen können.

Den Spagat zwischen Kumpel und Chef zu machen, sei nicht immer leicht, räumte in diesem Zusammenhang auch Marco Farnung, Gründer und Geschäftsführer des Sachverständigenbüros sifar, ein. Um eine permanenten Face to Face Kommunikation zu vermeiden, habe er einen Prozess zum Aufbau einer mittleren Ebene, an die sich Teammitglieder vertrauensvoll wenden könnten, angestoßen.

Vier Prädikate #lichtbewusstsein vergeben

Vor der ersten längeren Pause des Tages, der Mittagspause, rief die charmant, eloquent und überzeugend auftretende Moderatorin des Tages – die Vizepräsidentin der IHK Fulda, Anika Wuttke – die diesjährigen Preisträger der Prädikate #lichtbewusstsein auf die Bühne. Gemeinsam mit der Sternenparkkoordinatorin und einzigen Lichtschutzbeauftragten Deutschlands, Sabine Frank, zeichneten IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt und IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow die Computer-L.A.N. GmbH, die Freiwillige Feuerwehr Poppenhausen Steinwand, den tegut…-Markt Dipperz und die Uth GmbH aus. Alle vier genannten Unternehmen haben durch den bewussten Einsatz von Außenbeleuchtung, der den Schutz der Nacht berücksichtigt, einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, Energieeinsparung und zu einem ästhetischen Ortsbild geleistet.

Für das Prädikat #lichtbewusstsein war die IHK Fulda im Mai dieses Jahrs übrigens selbst ausgezeichnet worden – sie ist Preisträger des deutschen Awards für Nachhaltigkeitsprojekte 2023 in der Kategorie „Kampagne“.

„Personalmangel war noch nie so sicht- und fühlbar“

Nach der Mittagspause stellte dann Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte des Karriereportals „Stepstone“, Erfolgsfaktoren und Megatrends der Arbeitswelt vor. „Der Personalmangel war noch nie so sicht- und fühlbar“, berichtete er. Gleichzeitig seien sich die Arbeitnehmer ihrer guten Position bewusst und agierten daher selbstbewusster. Zimmermann zufolge finden neun von zehn Unternehmen aktuell nicht genügend Kandidaten für zu besetzende Positionen, Stellen seien im Schnitt 156 Tage offen.

Über die Hälfte der Menschen will für Mittelständler arbeiten

„Schon heute fehlen bundesweit 560.000 Arbeitskräfte“, so Zimmermann, „da haben wir einiges zu tun.“ Wobei seriöse berechnete Szenarien es für möglich halten, dass bis 2035 sogar 7 Millionen Arbeitskräfte fehlen könnten. Doch es gibt auch gute Nachrichten: „Über die Hälfte der Menschen in Deutschland will in einem mittelständischen Unternehmen arbeiten“, so Zimmermann, der damit Werte aus dem jüngsten Stepstone-Mittelstandsreport zitierte. Dass deutsche Arbeitnehmer nicht mit der Zeit gehen, stimmt dem Arbeitsmarktexperten nicht mal ansatzweise. Im Gegenteil. „Die Mehrheit von ihnen hat Lust auf Künstliche Intelligenz (KI).“ Umfragen zufolge sind für 44 Prozent der Befragten KI-Vorreiter „äußerst attraktive Arbeitgeber“. In einem solchen Unternehmen zu arbeiten und neueste Technologien zu erlernen, steigere schließlich irgendwo auch den eigenen Marktwert, deutete Zimmermann die Umfrageergebnisse.

Gänsehautmomente beim Vortrag von Denise Schindler

Gleich mehrere Gänsehautmomente gab es beim authentischen Vortrag der in der DDR geborenen Denise Schindler (37), die als Zweijährige in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) bei Eis und Schnee unter eine Straßenbahn geriet, woraufhin ihr der rechte Unterschenkel amputiert werden musste. Was dann folgte, gleicht einem Wunder. Denn heute ist das kleine Mädchen, das dem Unfalltod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen war, eine der erfolgreichsten Para-Sportlerinnen im Radfahren. Ihre Eltern, damals selbst erst 22 und 24 Jahre alt, hatten seinerzeit erfolgreich einen Ausreiseantrag gestellt, die Familie fand in Regensburg (Ostbayern) ein Zuhause. Und hervorragende Mediziner und Medizintechniker, die sich ihrer – bis heute – annahmen.

Schlüsselmoment auf dem Spinnig-Rad im Fitnessstudio

Trotz der denkbar schlechtesten Ausgangsbedingungen für eine Sportlerkarriere und vieler „unschöner Begegnungen“ in der Kindheit, gab es im Leben der Silbermedaillen-Gewinnerin bei den Paralympics, mehrfachen Weltmeisterin, Deutschen Meisterin sowie Weltcup-Gesamtsiegerin den berühmten Schlüsselmoment – gleich nach dem Abitur, als sie im Fitness-Studio ein Spinning-Rad entdeckte. Beim Fahrradtraining in der Gruppe zu dynamischer Musik machte es „Klick“ – die in einem Fitnessstudio jobbende Frau wollte unbedingt auf ein richtiges Rad und ab in die Wälder. „Ich hätte nie für möglich gehalten, zu welchen Leistungen ich auf den zwei Rädern meines Mountainbikes plötzlich fähig war. Nach meinem ersten Alpencross war es um mich geschehen“, berichtete sie in ihrem Vortrag „Vom Glück Pech zu haben: Bewusster Umgang mit Verlusten“.

Begegnung mit Barack Obama und Angela Merkel

Anhand von Bildern und kleinen Videos gab die mit viel Beifall vom Publikum empfangene Sportlerin zutiefst persönliche Einblicke in ihr außergewöhnliches Leben. In diesem schloss sie sogar direkte Bekanntschaft mit dem ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel. 2016, zur Hannover Messe, stellte hatte sie beiden Top-Politikern ein innovatives Verfahren vorgestellt. Bei diesem kann mittels Laserscanning der Stumpf von Amputierten digital vermessen, modelliert und anschließend mit 3D-Druck eine Prothese produziert werden. Gemeinsam mit dem Software-Unternehmen Autodesk hatte Schindler an der Entwicklung des Verfahrens mitgewirkt, wie der Eintrag in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia verrät.

„Wie wunderschön ist denn das hier bitte?“

Osthessens neuntgrößte Stadt hatte es der mit Bahn angereisten Leistungssportlerin offensichtlich angetan – ihre Worte erinnerten an die berühmte Liebe auf den ersten Blick. „Es ist mein erstes Mal in Fulda – und ich ärgere mich total, dass ich wegen eines weiteren Termins am Samstag nicht hierbleiben kann. Wie wunderschön ist denn das hier bitte?“, machte Schindler der Barockstadt ein dickes Kompliment. Dabei bedauerte sie ebenso öffentlich, das Mountainbike nicht dabei zu haben. „Denn mir ist schon gesteckt worden, dass es hier richtig gute Trails gibt.“ Schindler versprach schließlich ebenso spontan, zurückzukommen und ihr Training in der Region nachzuholen …

Wissen, wofür man brennt

Zu wissen, wofür man brennt, sei essenziell im Leben, benannte Schindler einen Punkt, der auch für Erfinder und Tüftler aus dem Mittelstand eine enorm wichtige Antriebsfeder für den Erfolg ist. Bei ihr sei es der Radsport gewesen, der ihr unheimlich viel Freiheit und Selbstvertrauen zurückgegeben habe. Habe sie anfangs ihr Handicap mit Trainingsklamotten kaschieren wollen, habe sie gelernt, dass der Erfolg dann am ehesten komme, „je mehr man zu sich steht“. Genau das sei ihre Geschichte. Allerdings müsse mit Fehlern und Rückschlägen immer gerechnet werden. „Man möchte dann gerne schimpfen, möchte meckern, möchte quaken“, gab sie eigene Erfahrungen wieder, während ein überdimensionaler Frosch mit mehreren Flaschen Wein an die Wand geworfen wurde. Ihre eindringliche Warnung an Quakende, die um Ausreden, warum bestimmte Dinge nicht funktionieren wollen, nicht verlegen sind: „Bleiben Sie nicht Frosch!“

Im Moment der Ausrede gibt man die Verantwortung aus der Hand

Im Moment einer Ausrede gebe man die Verantwortung aus der Hand. Viel besser sei, das, was schwierig ist im Leben, als Herausforderung zu sehen. Um daran zu wachsen und zum „Problemlöser“ zu werden. Dier Frau,die nicht zuletzt wegen ihrer kämpferischen Qualitäten den Beinamen „Killerbiene“ trägt, ist eines natürlich auch klar: „Wir können nicht jeden Tag dauermotiviert sein.“ Dennoch lohne es sich, immer wieder mal aus der Komfortzone, also das, was vertraut und bereits gelebte Routine ist, zu verlassen. Eine Führungskraft oder der Chef selbst könne da wirklich ein guter Mentor sein, Neues zu lernen.