Nüsttal | Burgruine Haselstein: Geschichtsverein und Burgenseminar entdecken Kernburg

Baustelle mit schönster Aussicht

Es gibt gute Fortschritte bei der Sanierung der Burgruine auf dem Haselsteiner Schlossberg. Denn nun ist man auf Überreste von Gebäudeteilen gestoßen, die aus der Zeit um das Jahr 1100 stammen.

„Im fünften Jahr der Sanierung sind wir endlich zum ältesten Teil der Burg Haselstein vorgedrungen“, freuen sich Berthold Vogt und Andreas Knüttel vom Heimat- und Geschichtsverein Haselstein (HKGV). „Zusammen mit unseren Freunden vom ‚Burgenseminar‘ konnten wir die Überreste des südlichen Gebäudes der Kernburg, direkt unter dem Gipfelfelsen gelegen, freilegen und sichern,“ erzählen die beiden. Der Bau hat die Abmessungen von etwa sechs auf acht Meter und stammt, so das Ergebnis der bauhistorischen Untersuchung, aus der Zeit um 1100.
Es handelt sich damit um ein Bauteil aus der frühesten Zeit der Burg Haselstein. Diese war der Überlieferung nach im späten 11. Jahrhundert von der Reichsabtei Fulda zur Beherrschung des umliegenden Klosterbesitzes und zur Sicherung des Handelswegs von Frankfurt nach Mitteldeutschland (Antsanvia) errichtet worden, erläutert der zweite Vorsitzende Andreas Knüttel die Hintergründe der Baugeschichte. In den Chroniken erstmals erwähnt wird die Burg im Jahr 1113. Damals war der Fuldaer Abt Wolfhelm (1109-14) mit dem Versuch gescheitert, eine abtrünnige Burgmannschaft zu vertreiben. Erst dessen Nachfolger Erlolf von Bergholz (1114-22) gelang es 1119, die Burg in den Besitz des Klosters zurückzubringen. „Das jetzt freigelegte Gebäude hat zur Zeit dieser turbulenten Ereignisse aus der Frühzeit der Burg Haselstein bereits bestanden“, macht Knüttel deutlich.
Bemerkenswert ist laut Knüttel bei dem jetzt freigelegten Bauteil zweierlei: Es war mit einem Gewölbe überbaut. Entsprechende Ansätze sind auf den bis 2,5 Meter hoch aufragenden Seitenwänden noch vorhanden. Weiterhin war der anstehende natürliche Felsen von den Bauleuten geglättet und in die Südwand einbezogen worden. „Angesichts der Mühen, mit der vor 900 Jahren alles Baumaterial, Wasser und Gerätschaften auf den Berg geschafft werden musste, war man um jeden Kubikmeter Mauerwerk froh, der sich so einsparen ließ“, schildert Vorsitzender Berthold Vogt.
Frühere Befunde hatten gezeigt, dass sich die Burganlage von Anfang an über das gesamte Gipfelplateau des Haselsteiner Schlossberges erstreckt hatte. Neben dem aktuell freigelegten Bau auf der Südostseite sind schon 2020 an der äußerst westlichen Ecke ebenfalls Mauerreste aus dieser ältesten Bauphase um 1100 identifiziert und gesichert worden.
Die Sanierung der zuvor vom Bautrupp des HKGV Haselstein freigelegten 900-jährigen Mauerzüge haben an einem „langen Bau-Wochenende“ 25 Freiwillige – jeweils zur Hälfte aus Haselstein und Mitglieder des ‚Burgenseminars‘ in dreitägiger Arbeit besorgt. Beim ‚Burgenseminar‘ handelt es sich um einen privaten Zusammenschluss von Fachleuten aus der Denkmalpflege sowie burgenkundlich interessierter Laien aus ganz Deutschland. Die fachliche Betreuung und Aufsicht oblag wiederum dem Burgenforscher und Mittelalterarchäologen Dr. Joachim Zeune.
Die Unterstützenden des Burgenseminars waren bereits im vergangenen Herbst für eine ganze Woche in Haselstein zu Gast. Damals war ein 20 Meter langes Bauteil, ebenfalls auf der Südostseite der Burg, saniert worden. Dieses ist jedoch deutlich jünger und stammt, mit Ausnahme einiger Einsprengsel aus dem 12 Jahrhundert, aus der Zeit nach 1500. Auch beim Bau-Wochenende haben der Kreis Fulda sowie die Gemeinde Nüsttal den Hauptteil der Finanzierung getragen.