Eiterfeld | Berufsimker Ferdinand Keidel plaudert aus dem Bienenstock

Maja hat die Hosen voll

Den ganzen Tag von Blume zu Blume fliegen und gemeinsam mit dem Willi die Zeit genießen. Ach, das wäre doch schön. Was Maja und Co. derzeit tatsächlich tun und wie man sich als Herr über zahlreiche Bienenvölker fühlt, verrät Ferdinand Keidel aus Leibolz. Denn er ist als Berufsimker ganz nah dran am Land, in dem vor allem der Honig fließt.

Von Sabine Burkardt

Mein Vorname hat mit der Entstehung dieses Artikels eigentlich nichts zu tun. Die Biene ist auch nicht unbedingt mein Lieblingstier – auch wenn sie die Farben meines Lieblingsfußballvereins trägt. Allerdings bin ich Honigliebhaberin und wollte gerne wissen, ob die kuscheligen kleinen Flieger schon fleißig am Nektar sammeln sind, damit ich meinen Vorrat an dem süßen Lebensmittel aufstocken kann.
„Jetzt ist Hochsaison, Rapsfelder und Obstbäume stehen in voller Blüte. Die Bienen haben im Moment richtig viel zu tun. Den ganzen Tag über landen sie mit ihren vollen „Pollen-höschen“ am Flugloch, um kurz darauf wieder abzufliegen und in der Umgebung weiter auf Nahrungssuche zu gehen“, erklärt Ferdinand Keidel. Und so ganz nebenbei bestäuben die Tiere dabei die Pflanzenwelt, damit es auch weiterhin schön blühen kann.
In Ferdinand Keidels Leben drehte sich schon früh alles rund um die Biene. „Mein Opa hatte auch schon Bienenvölker. Und weil ich gerne etwas handwerkliches machen wollte, war der Weg zum Berufsimker nicht mehr weit“, erzählt der 27-Jährige. Nach dem Fachabitur stand eine zweijährige Ausbildung in Veitshöchheim bei Würzburg auf dem Programm, die er als „Tierwirt Fachrichtung Imkerei“ mit dem bundesweit besten Prüfungsergebnis abschloss. Seit dem Jahr 2019 darf sich Keidel außerdem Imkermeister nennen.

Ein außergewöhnlicher Beruf also, den sich der Leibolzer da ausgesucht hat. Dafür ist er aber auch superglücklich mit seiner Wahl, denn wenn er täglich seine Bienen besucht, fühlt er sich im Einklang mit der Natur und genießt die beruhigende Wirkung dieser Tiere. Auch wenn die kleinen Nektarsammler manchmal aufgeregt um ihren Stock herumschwirren, wenn sich beispielsweise Regen ankündigt. „Bienen haben ein extremes Feingefühl dafür, wenn das Wetter umschlägt. Die beste Wettervorhersage also“, erklärt der Imker. Überhaupt sei die Imkerei sehr vom Wetter abhängig. In diesem Jahr laufe bisher alles sehr gut für die Bienen, auch wenn es sich für Frierkatzen wie mich eher zu nass und zu kalt anfühlt.
„Dieses Jahr ist ein ganz normales Frühjahr. Wir haben uns in den vergangenen Jahren zu sehr an die frühen hohen Temperaturen gewöhnt“, meint Keidel. Ob sich die Bienen an den Klimawandel anpassen können, werde derzeit noch wissenschaftlich erforscht. Denn ohne Bienen keine Bestäubung, die in der Natur unerlässlich sei, so Keidel, der an drei Tagen in der Woche am Institut für Bienenkunde und Imkerei an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim lehrt und forscht. Unterstützt wird der Imkermeister bei seiner Arbeit mit den Bienen von seiner Familie. Das ganze Jahr über gibt es dabei viel zu tun. Von der Kontrolle der Bienenstöcke über Honigraumerweiterung und Volkteilung bis hin zur Ernte, Honigverkauf und Winterfütterung reichen die vielfältigen Tätigkeiten. Alle Bienenkästen baut Keidel dabei selbst, das passiert vor allem in den Wintermonaten, wenn die Bienen Pause machen. Aktuell muss Keidel jedes seiner Völker im Umkreis von 20 Kilometern einmal pro Woche einen Besuch abstatten und genau anschauen, um ein Abschwärmen zu verhindern. Denn manche Bienenkönigin will sich mit einem Teil des Volkes davon machen, und das geht zulasten der Honigproduktion.
Keidels Bienen sind eher von der ruhigen Sorte. Er könne sich auch ohne Schutzanzug an die Bienenstöcke heranwagen, sagt er. Und ja, natürlich setzen seine Schützlinge ab und zu mal ihre Stachel bei ihm ein. „Das merke ich kaum noch, und mit der Zeit stellt sich eine Immunisierung ein, sodass die Einstichstelle gar nicht mehr anschwillt“, berichtet der Bienenexperte.
Fünf bis sechs verschiedene Honigsorten füllt Ferdinand Keidel jedes Jahr in seinem Imkereibetrieb in Leibolz ab, und vor kurzem hat er seinen Betrieb vergrößert und einen Neubau errichten lassen. Hier findet sich neben den Produktionsräumen auch der nagelneue Hofladen, in dem man all das kaufen kann, was Keidels Bienen das ganze Jahr über fleißig zusammengesammelt haben.
Im Moment sind die Bienen gerade dabei, des Imkermeisters Lieblingshonig zu produzieren:„Mir schmeckt der Frühtrachthonig am besten. Ich mag den milden Geschmack“, verrät er.