Fulda | Prof. Dr. Ludwig Spätling und Julia Spätling über einen neuen Familienratgeber, Kinder und Sponsoring

„Liebe ist ein Geschenk“

Im Januar veröffentlichten der Psychotherapeut und Coach Helmut Flecks und der Vorsitzende der Deutschen Familienstiftung, Prof. Dr. Ludwig Spätling, ihr erstes gemeinsames Buch: „Glücklich als Paar, glücklich als Familie“.

Von Mirko Luis

Dieser von der Deutschen Familienstiftung (DFS) empfohlene Ratgeber gibt unter anderem Hilfestellung auf die Fragen: Wie lassen sich Rollen in der Partnerschaft neu denken? Wie können sich Partner über ihre Bedürfnisse und Wünsche klar werden und austauschen?
Wir sprachen zum Buch, das Wesen von Kindern, das Netzwerk der Deutschen Familienstiftung und das Sponsoring von Projekten mit Prof. Dr. Ludwig Spätling und dessen Tochter Julia Spätling.

 

Herr Prof. Dr. Spätling, warum macht Familie uns Menschen glücklich?
Der Mensch ist nicht darauf angelegt, allein zu leben. Er sucht sich einen Partner, damit man sich gegenseitig unterstützt. Erlaubt die Partnerkonstellation ein Kind, findet die Partnerschaft Erfüllung in der Familie. Klappt dann die Partnerschaft, sind wir glücklich. Auch weil wir einen Beitrag zur positiven Kontinuität der Menschheit leisten können.

Was war Ihnen ein Herzensbedürfnis beim Schreiben?
Als Frauenarzt ist man besonders in der Geburtshilfe ganz nahe bei der Entstehung von Familien. Wir haben aber festgestellt, dass die meisten Paare kaum etwas darüber wissen, wie man die Partnerschaft glücklich gestalten kann. Viele haben sich nicht zu Beginn der Partnerschaft über Wesentliches ausgetauscht. Wollen wir Kinder? Wie viele? Wer geht wann in Elternzeit? Wie finanzieren wir unsere Familie. Dazu haben wir wissenschaftlich gesichertes Wissen zusammengetragen, damit Paaren eine glückliche Partnerschaft und später eine glückliche Familie gelingt.

Haben Sie einen Ratschlag, wie es gelingt, glücklich zu werden?
Liebe ist ein Geschenk, für das man immer auch arbeiten muss, damit es bleibt. Also, die Liebe jung halten. Die Achtung des Partners, seine Wertschätzung stehen sicher an erster Stelle. Um Kränkungen zu vermeiden, sollte man immer erst in die „Schleife sprechen“, wie ich oft sage. „Erst denken, dann reden“, um seinen Partner nicht unbedacht zu verletzen. Wichtig ist, die Individualität des Partners nicht nur zu akzeptieren, sondern sie als Bereicherung zu empfinden. Und Gleichberechtigung ist nicht, dass jeder gleich viel tut, sondern das, was er am besten kann. So gelingt es, glücklich zu werden und zu bleiben.

Frau Spätling: Fulda ist eine Netzwerk-Region – macht sich das die Familienschule zunutze?
Klar – wir sitzen mit sämtlichen Menschen, die sich mit Geburt und Familie beschäftigen, regelmäßig zusammen und tauschen uns darüber aus, was wir vielleicht noch ein bisschen besser machen können. In der Region sind wir vor allem mit dem Netzwerk der Frühen Hilfe – mit entsprechenden Fachstellen bei Stadt und Landkreis – eng verwoben, wirken aber auch aktiv im Netzwerk „EvA“ („Erziehung von Anfang an“) mit. Das hat sich zur Aufgabe gemacht, Angebote für Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren zu schaffen. Wir kooperieren aber zum Beispiel auch mit dem bundesweit aktiven Verein „Schatten & Licht“, der auf seiner Website unter anderem einen anonymen Selbsttest für Mütter, die möglicherweise an einer Wochenbett-Depression leiden, anbietet.

Frau Spätling: Sie sind selbst Mutter von vier Kindern. Was finden Sie an kleinen Kindern faszinierend in dem Sinn, dass Erwachsene von ihnen noch etwas lernen können …
… Kinder haben die tolle Gabe, Dinge völlig unvoreingenommen zu sehen – eine Eigenschaft, die sehr wertvoll ist. Wir Erwachsene haben diese zu großen Teilen verlernt – und oftmals Schubladen, die uns den Alltag erschweren. Wir können in jedem Fall vom Spaß am Hier und Jetzt, dem Genießen des Moments, der Freude am kleinen Detail – sprich der Spontanität und Kreativität, die Kinder an den Tag legen – lernen! Und für kleine Kinder sollten sich Erwachsene vor allem Zeit nehmen. Sie hetzen zu wollen, klappt auf gar keinen Fall. Schon Schwangere sollten Stress vermeiden – so ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich negativer Stress nachher auch in der Schwangerschaft fortsetzt. Es gilt die gute alte Devise: „Weniger ist mehr!“


Herr Prof. Dr. Spätling: Ist die Deutsche Familienstiftung, um ihre ambitionierten Ziele erreichen zu können, auf Spenden angewiesen?
Das ist in jedem Fall so, zumal während der Corona-Pandemie leider einige Sponsoren, die unter den wirtschaftlichen Folgen gelitten haben, ihr Engagement gezwungenermaßen zurückfahren oder einstellen mussten. Jeder Euro zählt. So decken unsere familienfreundlichen Teilnahmegebühren für die Kursangebote der Familienschule längst nicht die tatsächlichen Kosten. Die verbleibende Summe übernimmt die Deutsche Familienstiftung, die Trägerin der Familienschule ist. Und auch sie wäre ohne Privatspenden, Spenden durch Unternehmen und Sponsoren-Einnahmen kaum in der Lage dazu.

Literaturtipp: Prof. Dr. Ludwig Spätling und Helmut Flecks: „Glücklich als Paar, glücklich als Familie – Die Beziehung stärken, gemeinsame Werte definieren, Individualität zulassen“, 208 Seiten, 13 Euro, ,