Großenlüder | Geplante Anlage in Großenlüder stößt auf Skepsis – Infomesse der Abo WIND AG

Die Angst vor der „Windrad-Umzingelung“

Kaum ein Thema polarisiert die Bevölkerung in ländlichen Räumen so sehr wie Windkraftanlagen. Auch im Lüderhaus, wo am frühen Mittwochabend das in Wiesbaden ansässige Projektentwicklungsunternehmen Abo WIND über Details der nordöstlich des Ortsteils Eichenau geplanten Windkraftanlage informierte, war der Grundtenor bei Bürgern und Mandatsträgern vielfach von Skepsis geprägt.

Von Mirko Luis

Unternehmensangaben zufolge soll die Anlage auf Privatgrundstücken in einem forstwirtschaftlich genutzten Gebiet mit Nadelmischwald errichtet werden, eine Gesamthöhe von 245,5 Metern haben und nach Fertigstellung jährlich rund 18 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen – eine Zahl, die laut eines aktuellen Berichts der Fuldaer Zeitung dem Energieverbrauch von rund 11.000 Personen entspricht.

„Hoffen auf Genehmigungsbescheid Anfang 2024“

„Wir hoffen, dass wir schon Anfang 2024 den Genehmigungsbescheid bekommen und das Projekt somit Fahrt aufnehmen kann“, zeigte sich Lena Fritsche, Abo WIND-Kommunikationsmanagerin, optimistisch. Ein Drehfunkfeuer in der Nähe – sprich ein Funkfeuer für die Luftfahrtnavigation – stünde aktuell dem Bau weiterer Anlagen entgegen. Neue Berechnungen könnten das allerdings ändern. Besorgt gegenüber unserem Wochenblatt zeigte sich in diesem Zusammenhang Matthias Kübel (CDU), Bürgermeister der auf dem Tourismussektor sehr aktiven Kurgemeinde Bad Salzschlirf. „Man redet jetzt von einer Anlage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dabei bleibt“, zeigte er offen seine Skepsis. Die geplante Anlage befinde sich nahe im Einzugsbereich des Neubaugebietes und wäre vermutlich optisch sehr präsent. Friedrich Meister (CDU), Vorsitzender der Gemeindevertretung in Bad Salzschlirf, ging mit Kübel d’accord und befürchtet wie dieser eine „Umzingelung“ und negative Auswirkungen auf den Tourismus. Auf Infotafeln hält das Wiesbadener Unternehmen anderslautenden Untersuchungen entgegen. Diese hätten ergeben, dass sich 99 Prozent der Befragten durch Erneuerbare-Energien-Anlagen nicht davon abhalten ließen, eine Region erneut zu besuchen.

Im Vorfeld nicht informiert

Kübel und Meister kritisierten, als betroffene Anrainerkommune von den weit fortgeschrittenen Plänen des Wiesbadener Unternehmen im Vorfeld der Infomesse nicht informiert worden zu sein. Kübel kündigte zugleich eine intensive Beratung und eine Positionierung in den gemeindlichen Gremien an. Dipl.-Wirtschaftsjurist Florian Dazu, Teamleiter Planung bei Abo WIND, reagierte auf Nachfrage unserer Zeitung auf die Kritik. „Man kann es immer besser machen, wir sind in jedem Fall offen für Kritik und Vorschläge.“ Es sei nicht immer einfach, den richtigen Zeitpunkt für den Weg in die Öffentlichkeit zu finden. Dass dann viele Fragen von Bürgern kämen, dafür habe er Verständnis.

„Thema sehr schwierig und diffizil“

Das Thema Windkraft sei „sehr schwierig und diffizil“, meinte unterdessen der Hausherr der Veranstaltung, Bürgermeister Florian Fritzsch (parteiunabhängig), im gut besuchten Lüderhaus. Als Standortgemeinde des im „Teilregionalplan Energie Nordhessen“ zugunsten der Windenergienutzung ausgewiesenen Vorrangsgebiets FD 32 „Östlich des Strangelsbergs“ gelte es, Sorgen und Hinweise aus der Bevölkerung aufzugreifen und relevante Themen wie beispielsweise Schallemissionen oder Waldvernichtung kritisch zu hinterfragen. Auf der anderen Seite spiele die Art der Energiegewinnung nicht erst seit der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine eine große Rolle. „Mit Blick in die Zukunft, das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 umzusetzen, müssen wir uns sehr intensiv mit der Thematik beschäftigen“, verdeutlichte der Rathauschef.