Region | Bei osthessischen Industriebetrieben hat sich die Lage gegenüber Oktober vorigen Jahres leicht verbessert

„Fuldaer Wirtschaft gut durch Krise gekommen“

„Die Fuldaer Wirtschaft ist bislang gut durch die Krise gekommen, die Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleiben aber hoch“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, am frühen Monztagabend die aktuellen Ergebnisse der ersten Konjunkturumfrage 2023.

Den Angaben des IHK-Lenkers auf der Pressekonferenz zufolge  wird die derzeitige Geschäftslage von 63,5 Prozent der Unternehmen als „befriedigend“ bezeichnet. Im Oktober hatte dieser Wert bei 64,3 Prozent gelegen. Von einer „schlechten Lage“ sprechen unterdessen 13 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage zeigt sich mit 23,5 Prozent (Oktober 2022: 22,6 Prozent) leicht verbessert. Die Erwartungen haben sich laut Konow per Saldo deutlich verbessert, auch wenn sie noch mehrheitlich im negativen Bereich liegen: Eine schlechtere Lage erwarten 29,3 Prozent der Firmen (Oktober 2022: 61,9 Prozent). 56 Prozent der Unternehmen gehen von einer „konstanten Geschäftslage“ aus; im Oktober 2022 waren 32,1 Prozent dieser Ansicht. 14,7 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Oktober 2022: 6 Prozent). Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex von 69,5 auf 97,1 Punkte gestiegen ist. Damit liegt er wieder annähernd bei 100 und deutet auf eine wirtschaftliche Stagnation–  im schlimmsten Fall auf eine milde bevorstehende Rezession – hin.

Mehr als jeder zehnte der befragten Industriebetriebe spricht von „schlechter aktueller Geschäftslage“

Bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo positiv und hat sich gegenüber Oktober 2022 verbessert. Auch der Ausblick hat sich stark verbessert, auch wenn er sich per Saldo noch im negativen Bereich befindet. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 13,6 Prozent der befragten Industriebetriebe (Oktober 2022: 8,8 Prozent). Von einer guten Situation berichten 25 Prozent (Oktober 2022: 17,6 Prozent). 23,9 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren (Oktober 2022: 61,8 Prozent), 58,7 Prozent von einer in etwa gleichbleibenden, sowie 17,4 Prozent von einer eher günstigen Geschäftslage aus (Oktober 2022: 8,8 Prozent). Insgesamt hat sich der Geschäftsklimaindex der Industrie von 71,6 auf 102 Punkte verbessert. Auch im Handel wird eine Steigerung des Geschäftsklimaindex 63,8 auf 85,5 Punkte verzeichnet, der sich aber weiterhin im kritischen Bereich befindet.

 

Rückgang bei Investitionen und zusätzliche Beschäftigung erwartet
Erneut liegt die Investitionsbereitschaft per Saldo im negativen Bereich: 27,6 Prozent (Oktober 2022: 39,3 Prozent) der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen nur noch 25,9 Prozent (Oktober 2022: 26,2 Prozent) der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (64,3 Prozent) sowie mit deutlichem Abstand Rationalisierung (30,4 Prozent) und Produktinnovationen (26,1 Prozent). Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (16,7 Prozent), liegt wieder unter der der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (22,8 Prozent). 15,4 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten (Oktober 2022: 9,4 Prozent), 66,7 Prozent mit gleichbleibendem Volumen (Oktober 2022: 59,3 Prozent) und 17,9 Prozent mit sinkenden Exporten (Oktober 2022: 31,3 Prozent). Gegenüber 2022 wollen 8 Prozent der Unternehmen im Jahr 2023 ihre Auslandsinvestitionen steigern, 23 Prozent rechnen mit gleichbleibenden, 9,7 Prozent mit geringeren Ausgaben. 59,3 Prozent haben in beiden Jahren keine Auslandinvestitionen. Die Unternehmen, die 2023 Auslandsinvestition planen, tun dies zu 72,7 Prozent in der Eurozone, zu 51,5 Prozent in Nordamerika und zu 27,3 Prozent in der Volksrepublik China.

Steigende Energie- und Rohstoffpreise und Fachkräftemangel als größte Risiken
Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden steigende Energie- und Rohstoffpreise (71,6 Prozent), der Fachkräftemangel (69 Prozent), höhere Arbeitskosten (54,3 Prozent), sich verschlechternde wirtschaftliche Rahmenbedingungen (51,7 Prozent) sowie eine schwindende Inlandsnachfrage (50 Prozent) von den Betrieben bewertet. Die aktuelle Finanzlage bezeichnen rund 74,6 Prozent der befragten Unternehmen als unproblematisch, 14,9 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang und nur noch 0,9 Prozent von einer drohenden Insolvenz.

Noch wenig messbare Effekte der Energiepreisbremsen
83,6 Prozent der Unternehmen reagieren auf die steigenden Energiekosten mit Energiesparen. 56 Prozent der Unternehmen haben die Kostenerhöhungen bereits an ihre Kundschaft weitergegeben. Weitere Maßnahmen sind Energieeffizienzmaßnahmen (50 Prozent), Ausweichen auf andere Energieträger (14,7 Prozent) und das Zurückstellen von Investitionen (10,3 Prozent). 24,1 Prozent der Unternehmen sehen keine kurzfristigen stabilisierenden Effekte der Strompreisbremse, 51,7 Prozent können noch keine Aussage treffen, 12,1 Prozent sehen positive Effekte, für 12,1 Prozent ist diese nicht relevant. Bei der Gas- und Wärmepreisbremse zeigt sich ein ähnliches Bild: 10,3 Prozent der Unternehmen sehen kurzfristige stabilisierende Effekte, 25,9 Prozent verneinen dies, 51,7 Prozent können noch keine Aussage treffen, für 12,1 ist diese nicht relevant.

Fazit von Konow: „Die Fuldaer Wirtschaft kommt bislang gut durch die Krise. Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die derzeitige Lage über fast alle Branchen robust. Wie es mit der regionalen Wirtschaft weitergeht, ist jedoch wegen der Preissprünge und der hohen Volatilität bei Rohstoffen und Energie sowie dem Fachkräftemangel derzeit nur schwer prognostizierbar“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.