Schlitz | Bürgermeister Heiko Siemon (CDU) und Stadtverordnete vor geballten Aufgaben

Haushaltsklausur in Schlitz: Kürzen statt Klotzen

Begonnene Projekte vorantreiben und erfolgreich zu Ende führen, jede noch so kleine unnötige Ausgabe vermeiden, im Haushalt verantwortungsbewusst den Rotstift ansetzen: Vor Bürgermeister Heiko Siemon (46) und den Stadtverordneten liegen geballte Aufgaben.

Von Mirko Luis

„Wir haben viel vor der Brust“, sagt er mit Blick auf Großinvestitionen wie die Revitalisierung des Areals der ehemaligen Brauerei, die Sanierung des Freibades oder die Erschließung des Gewerbegebietes mit dem Bau eines modernen neuen Feuerwehrstützpunktes für die Ortsteile Hartershausen und Üllershausen. Hinzu kommen die Erschließung und Vermarktung von Neubaugebieten in Hutzdorf und Queck, eine ganze Reihe von kleineren Projekten im Rahmen der Umsetzung des vom Land Hessen geförderten Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzept (IKEK) und eine Vielzahl planerischer Leistungen, die viel Koordination bedürfen, darunter Vorbereitungen für die Ortsdurchfahrt in Schlitz (2024).

Immense Kostensteigerungen in Folge des Ukraine-Krieges

Unterdessen haben sich die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung in Vorbereitung der anstehenden Haushaltsdebatte in der Sitzung am 6. Februar in Klausur begeben. „Die Rahmenbedingungen haben sich für jede Kommune verschärft“, sagt Rathauschef Siemon mit Blick auf die Folgen des Ukraine-Krieges. Diese würden jeden treffen, der beispielsweise ein Lebensmittelgeschäft betrete und dort für ein Produkt statt bisher 99 Cent 1,50 Euro bezahlen. Projiziere man das auf eine Stadt, würde man „immense Kostensteigerungen“ erkennen. So lägen im Falle von Schlitz allein die Energiekosten um 160.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr höher. Durch das Gute-KiTa-Gesetz hätten sich zudem die Kosten im Bereich der Kindergartenbetreuung spürbar verteuert. Kürzen statt Klotzen sei das Gebot der Stunde. Aus dem jüngsten Haupt-, Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsausschuss (HFWA) gibt es zumindest schon mal eine gute Nachricht: Dem Vernehmen nach wird das anfängliche 2-Millionen-Defizit durch eine Absenkung der Schulumlage um 185.000 Euro gemildert. Das verbleibende Defizit von rund 1,8 Millionen Euro entsteht nicht hauptsächlich durch die Großprojekte, diese spielen nach Angaben des Bürgermeisters eigentlich nur eine kleine Rolle. Andere Faktoren (zum Beispiel Brauerei nur 100.000 Euro Abschreibung wegen der hohen Förderung) hätten da mehr Gewicht. „Richtig ist, dass uns die Abschreibungen und die Kreditzinsen auch im Haushalt belasten, aber nur mit einem kleinen Anteil“, ergänzt der Rathauschef.

Kein Neujahrsempfang 2023

Auf einen Neujahrsempfang, wie ihn viele andere Kommunen in Osthessen bereits durchgeführt haben, verzichtet die Burgenstadt 2023. Bürgermeister Siemon ist sich aber sicher, dass die gerade entstehende Kulturhalle für solche öffentlichkeitswirksamen Anlässe später einmal prädestiniert sein wird und, sobald diese stehe, eine neue Ära beginne.

Vorfreude auf das Schlitzer Trachtenfest

Die Fülle an Themen spiegelt sich im bis zum Rand gefüllten Terminkalender des Rathauschefs wider – neben Beratungen in den städtischen Gremien und kommunalen Unternehmen und Beteiligungsgesellschaften gratuliert der dreifache Familienvater natürlich auch Hochzeitsjubilaren und stattet den Schlitzerländer Vereinen Besuche ab. Auf das erste Trachtenfest seit vier Jahren vom 7. bis 10. Juli freut sich Siemon besonders. Nicht nur, weil es sein erstes Trachtenfest als Bürgermeister ist, sondern weil das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ für Völkerverständigung und die Weitergabe von kulturellem Gut stünde. Es bilde somit einen willkommenen Kontrast zu einem Krieg in Europa, den sich so sicher niemand vorgestellt habe. „Es ist zudem ein Fest, wo man viele alte Weggefährten trifft, die es in die Heimat zieht“, ergänzt Siemon. Einzig und allein, dass der Abiturball seiner Tochter Hannah (Eduard-Stieler Schule Fulda) am Tag der Eröffnung des Trachtenfestes stattfinden wird, bereitet ihm Kopfzerbrechen und lässt zwei Herzen in seiner Brust schlagen. „Ich freue mich auf ein gutes Abitur und den weiteren Lebensabschnitt meiner Tochter, habe allerdings auch ein weinendes Auge, weil ich mich nun mal nicht teilen kann“, sagt Heiko Siemon. „Unsere ganze Familie hat aber schon bei meiner Kandidatur gewusst, worauf sie sich einlässt“, geht Siemon auf die öffentliche Funktion und damit verbundenen Amtspflichten eines Bürgermeisters ein.