Fulda | Windkraftanlage, Elektrolyseur und Wasserstoff-Tankstelle der ABOWind AG sollen im Sommer 2024 in Hünfeld-Michelsrombach starten

Wasserstoff-Lkw: Exoten gehört die Zukunft

In Fulda tut sich was. Nicht nur wegen der Landesgartenschau 2023, für die mit rund 15.000 Dauerkarten bald drei Mal so viele Karten verkauft sind als ursprünglich geplant. „Fulda verbindet“, lautet das Motto des Großevents – spätestens seit dieser Woche könnte die Logistik-Branche das Branding getrost übernehmen.

Von Mirko Luis

In den herrlichen kurfürstlichen Räumen des Stadtschlosses, genauer gesagt dem Marmorsaal, gründete sich das „HyWheels-Hessenflotten-Cluster“. Die Resonanz war überwältigend. Zu den neun vor der Veranstaltung feststehenden Gründungsmitgliedern gesellten sich weitere vier. Darüber hinaus gibt es mehrere feste Zusagen für einen Beitritt. Auf der Gästeliste standen 40 Unternehmen – die Strahlkraft reichte unter anderem bis Bayern, Niedersachsen und Thüringen. Schöne Geste: Alle Gründungsmitglieder erhalten zwei Eintrittskarten zur Landesgartenschau.

An Wasserstoff führt kein Weg vorbei, wenn es um emmissionsfreie Mobilität geht

Um zu verstehen, was sich hinter dem exotisch anmutenden Cluster-Namen verbirgt, bräuchten wohl die meisten Otto-Normalverbraucher erst mal einen Übersetzer. Den Job übernahm der bekannteste Netzwerker der Region, Regionalmanager Christoph Burkard, gerne. „Hy“ steht für Hydrogen, also zu gut deutsch „Wasserstoff“. „Wheels“ ist das englische Wort für Räder. Im übertragenen Sinne könnte man also von „Wasserstoff-Rädern“ sprechen. Das klangvolle Wort war Profi-Netzwerker Burkard zufolge der Name einer Studie, mit der in tiefster Corona-Zeit ein „Feinkonzept für wasserstoffbasierte Transportlogistik“ erstellt wurde. Projektträger des Clusters, das zur Unterstützung für dieses und nächstes Jahr 120.000 Euro vom Land Hessen bekommt, ist die Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH. Finanzielle und fachliche Unterstützung liefert das Land Hessen mit der LandesEnergieAgentur (LEA) sowie das Bundesverkehrsministerium mit seiner „HyLand-Strategie“ im Rahmen der Nationalen Offensive Wasserstoff (NOW).
Fakt ist, dass wohl kein Weg an Wasserstoff vorbeiführt, um schwere Lkw in Zukunft emissionsfrei zu betreiben. Erste Hersteller – wie etwa Quantron oder Hyundai – haben solche umweltfreundlichen Trucks schon gebaut. Dem Vernehmen nach gingen bei einheimischen Spediteuren schon die ersten positiven Förderbescheide für die Beschaffung von Wasserstoff-Lkw ein. „Es kann also losgehen. Wenn wir die ganze Pionierarbeit vernetzen und mit Spezialisten und der Wissenschaft unterfüttern, müsste es klappen“, sagt Burkard. Keineswegs unberechtigt.

Denn schon heute setzen Logistik-Unternehmen Wasserstoff betriebene Trucks ein – allerdings in „homöopathischen Dosen“, wie Dr. Volker Strubel („Innovationgreen“, Spezialist für alternative Antriebstechnologien), einer der fachlichen Begleiter des Projekts, verriet. Ihm zufolge gibt es hierzulande aktuell unter anderem noch eine „Bayern-Flotte“ mit sieben Wasserstoff-Lkw sowie eine „Schwaben-Flotte“ mit einer Anzahl von Wasserstoff-Lkw im einstelligen Bereich. Ziel des in Fulda gegründeten Clusters ist, ab 2024 eine größere Anzahl solcher Lkw auf die Straße zu bringen. Strubel nannte die Zahl von 30 Lkw. „Wenn das gelingt, ist das ein Brett“, so der Experte. Ziel sei, stärker in den Massenmarkt zu kommen.

Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur

Dazu ist freilich eine entsprechende Infrastruktur – von Wasserstoff-Tankstellen bis hin zu spezialisierten Werkstätten – notwendig. Die gute Nachricht: Windkraftanlage, Elektrolyseur und Wasserstoff-Tankstelle der ABOWind AG (Wiesbaden) sollen im Sommer 2024 in Hünfeld-Michelsrombach starten, ebenso die Wasserstoff-Tankstelle von Raiffeisen in Eichenzell. Mit im Boot ist auch die Firma Knittel, sie plant eine Wasserstoff-Tankstelle in Fulda.

„Wir begrüßen es, dass so viele Partner in der Umsetzungsphase dabei sind“, so Caroline Schäfer (LEA-Hessen). Sie dankte allen beteiligten Logistik-Unternehmen, der IHK Fulda sowie dem Landkreis und der Stadt. Besonderer Dank gelte Christoph Burkard, der „mit viel Energie und Schwung“ auf den fahrenden Zug aufgesprungen sei und diesen stark vorangetrieben habe. Schäfer: „Auf ein gutes Gelingen und hoffentlich baldigen Start der ersten Fahrzeuge in der Region.“