Fulda | Rund 1000 Ballgäste, viel Glanz und Glamour, ein hochemotionaler Prinz und sogar internationale Gäste

Fuldaer Foaset: „Wachgeküsst aus dem Dornröschenschlaf“

Zuletzt war er 2020 gefeiert, danach wegen der Corona-Pandemie zwei Mal abgesagt worden. Wie sehr doch der „Ball der Stadt Fulda“ in Hessens neuntgrößter Stadt von der Öffentlichkeit vermisst wurde, zeigte die spektakuläre Rückkehr des karnevalistischen und gesellschaftlichen Top-Events an diesem Wochenende – mit denkwürdigen Worten eines von fast 1.000 Ballgästen gefeierten Prinzen, der im Berufsleben Arzt und für seine berufliche Expertise bei Kollegen wie auch Patienten sehr geschätzt ist.

Von Mirko Luis

Mit dem „Ball der Stadt Fulda“ holte die Fuldaer Karnevals-Gesellschaft (FKG) zugleich eine Menge von dem vor der Corona-Pandemie vorherrschenden positiven Lebensgefühl zurück in die pulsierende Wirtschafts- und Kulturhochburg Osthessens. Euphorische Stimmung, glanzvolle Darbietungen, glamouröses Ambiente mit eleganten Damen und stilbewussten Herren machten die Veranstaltung im Hotel Maritim einmal mehr zu einem Event der Spitzenklasse. Überall funkelte und glitzerte es wieder in der Orangerie. Gleich drei Bands – das Willy-Ketzer-Orchester, La Fiesta und die Band Kultklub – sorgten hierbei für mehrere Stunden allerbeste Laune. Ob klassischer Wiener Walzer, Discofox oder Cha-Cha-Cha: Die Tanzlust verebbte auch bis weit nach Mitternacht nicht. Dabei wurde deutliche, dass leidenschaftiches Tanzen und das offene Zeigen von Verliebtsein zusammengehören.

 

Für „Bergdoktor“ geht Traum in Erfüllung

„Es ist großartig , in einer Zeit, die nicht einfach ist, trotzdem endlich wieder unsere Foaset und Heimatfest aus dem Dornröschenschlaf wachzuküssen und Freude zu bereiten – Menschen hier im Saal, Menschen in den Sälen rundum in Stadt und Land. Und das ist, was wichtig ist: Freude in die Herzen der Menschen zu bringen“, erklärte Prinz Ralph Medicus Fidelicus der LXXX. (80.) von Foll alias Ralph-Michael Hönscher, kurz nach Betreten der Bühne in der Orangerie.

 

„Ihr glaubt gar nicht, wie wir uns hier oben gerade fühlen. Ich sehe so viele bunte, wunderbare Kleider und wundervolle Menschen, und es gibt keine größere Schar, mit der ich lieber feiern möchte als mit Euch“, rief er den begeisterten Gästen zu, die beruflich zumeist in der Welt der Wirtschaft, Politik, Verwaltung , Medizin, Verlagswelt und Wissenschaft, aber auch in der Kreativwirtschaft und Kulturszene zu Hause sind. Bei ihm, der in Vergangenheit schon mal Adjutant in einer Fastnachtskampagne gewesen sei, wäre der Traum, „einmal Prinz zu sein im schönen Foll“, nach und nach gereift. „Und heute ist der Tag, wo ich die große Freude und Ehre habe, diesen Ball zu eröffnen und die Kampagne richtig durchstarten zu lassen“, sagte der Allgemeinmediziner aus Petersberg, der unter anderem Vorstandsvorsitzender vom Gesundheitsnetz Osthessen ist und welcher den an eine gleichnamige Kult-Fernsehserie erinnernden Spitznamen „Bergdoktor“ trägt. Dank für die Unterstützung gelte dem „wunderbaren Präsidium“ der FKG und „der tollen FKG-Familie von ganz klein bis ganz groß“.

Auch FKG-Präsident verrät innere Koordinaten des Glücks

Vor den emotionalen Worten des Prinzen hatte bereits FKG-Präsident Oliver Weißenberger seine inneren Koordinaten des Glücks verraten – und dabei ein ähnliches Wording wie der Prinz benutzt. „Sie glauben gar nicht, wie glücklich wir drei hier sind, dass wir in diesem Jahr unsere geliebte Foaset wieder feiern können“, sagte er – die FKG-Vizepräsidenten Jan-C. Frühauf und Johannes Günther an seiner Bühne. Wobei Weißenberger die Gretchenfrage ergänzte: „Zwei Jahre mussten wir pausieren – und ich bin mal gespannt, ob wir es noch drauf haben …“ Auf die vorweggenommene Antwort des Abends („Wir können es noch!“), folgte der dreifach donnernde Schlachtruf: „Föllsch Foll Hinein“ .

Bürgermeister aus zwei Fuldaer Partnerstädten

Als besondere Gäste begrüßte Weißenberger Foaset-Schirmherr und OB Dr. Heiko Wingenfeld (CDU), Fuldas Bürgermeister und Sportdezernent Dag Wehner (CDU) sowie zwei hochkarätige Gäste aus Fuldaer Partnerstädten: Johannes Kramer aus der niederländischen Partnerstadt Dokkum nebst dessen Ehefrau Christina sowie den langjährigen Bürgermeister der tschechischen Partnerstadt Leitmeritz/Litomerice, Ladislav Chlupac. Dieser erhielt zu späterer Stunde die Ferdinand-Braun-Medaille der Stadt Fulda verliehen, wurde doch durch sein Engagement die deutsch-tschechische Freundschaft gestärkt.


Streng gehütetes Geheimnis gelüftet

Nach traditioneller Manier und angeführt von der Fahne der Bürger- und Prinzengarde war die FKG unter den Klängen des Musikzugs in den Stadtsaal der Orangerie eingezogen. Alle Augen der Ballgäste warteten dabei gespannter denn je auf die Prinzenmannschaft. Grund hierfür: Anders als in den Jahren zuvor war das Ornat von Prinz Ralph Medicus Fidelicus und seiner Mannschaft bis zu diesem Zeitpunkt ein strent gehütetes Geheimnis geblieben.

Die Adjutanten Thomas Wolf und Johannes Hohmann marschierten unterdessen in einer Uniform aus schwarzen Samt ein. Ihnen folgte das zartlieb reizende Prinzenmariechen Harriet Pappert – gekleidet mit einem mit goldenen Lilien bestickten, samtigen Rock über einem Petticoat und einem eleganten, figurbetonten und glamourösen Oberteil aus glänzenden, roten Pailletten – stilvoll kombiniert mit Samststoff und vielen glitzernden Strasssteinen.

Zum prachtvollen Abschluss des gesamten Einzugs war schließlich der Prinz in einer eleganten, samtigen, royal-roten Uniform und gold glänzenden Lackschuhen erschienen – verziert mit goldenen Tressen, Fangschnüren und einer passenden Koppel sowie floraler Lurex-Stickerei, ebenfalls mit Strasssteinen verziert.

Programm der Proklamation zeigte Bandbreite der Fuldaer Foaset

Das abwechslungsreiche Programm der Proklamation zeigte die ganze Bandbreite der Fuldaer Foaset. OB Dr. Heiko Wingenfeld berichtete von einem „fürwahr harten, schweren Los“. Kaum habe „das bunte Leben wieder begonnen“, müsse er die Schlüssel des Stadtschlosses und die Kasse an den närrischen Regenten schon wieder abgeben. Doch es gebe einen Trost. „Diesen Prinzen kenn’ ich 45 Jahre, das ist wahr., der ist ein echtes Petersberger Prachtexemplar“, dichtete Wingenfeld. Er riet, sich von diesem Prinzen behandeln zu lassen, könne er doch schlechte Laune im Nu in Euphorie verwandeln. Fast die ganze Prinzenmannschaft komme vom Petersberg. Daher sage er einen Satz, der ihm als Fuldaer OB zugegebenermaßen schwer falle: Was wäre Fulda ohne Petersberger …


Elf närrische Gebote: Bunte Impf-Kampagne mit Foaset-Virus

Fakt ist: Bis Aschermittwoch regiert in Fulda der Frohsinn. Die elf närrischen Gebote hierfür tat Prinz Ralph Medicus Fidelicus am frühen Samstagabend kund. Das ihm die Gesundheit aller Bürgerinnen und Bürger ganz besonders am Herzen liege, seien seine karnevalistischen Gesetze zugleich Verordnungen, so Prinz Ralph Medicus Fidelicus der LXXX von Folll. Er verordnete unter anderem, dass in der ersten Fuldaer Foaset nach der Corona-Pandemie schnellstmöglich eine bunte Impf-Kampagne gestartet werden soll, wo wir jeden in Stadt und Land mit dem Foaset Virus infizieren. Zur Belohnung erhält jeder Impfling eine Freikarte für den Rosenmontagsumzug. Darüber hinaus verordnete er, dass in den Fuldaer Schulen das Fach „Fulder Foaset“ eingeführt wird, „um unser Heimatfest nicht aussterben zu lassen“. Zu den Inhalten sollten außerdem eine Gesangstunde mit den Fastnachtssängern, Sportunterricht mit den Tanzgarden, Musik durch den Musikzug der Bürgergarde sowie Mundart, unterrichtet durch Franz Habersack, gehören. Eine der Verordnungen wurde in Richtung Deutscher Fußball Bund (DFB) adressiert. „Ich verordne, dass nach dem miserablen Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM ab sofort unsere National-Elf durch die gesamte Mannschaft der SG Barockstadt Fulda gestellt wird. Denn hier spielt man mit Herz, Stolz und Liebe! Alle Bürger werden aufgefordert, die Heimspiele im neuen Stadion regelmäßig zu besuchen und die Föllsche Elf zu unterstützen!“, so der närrische Regent der Barockstadt.

Prinzenmariechen: spritzig, ausdrucksvoll und mit fulminanter Energie

Spritzig und ausdrucksvoll bestach Prinzenmariechen Harriet Pappert bei ihrem sensationellen Auftritt, der nicht nur eine fulminante Energieleistung, sondern auch sehr ästhetisch anzuschauen war. Bevor die Tanzfläche für alle freigegeben wurde, waren die Prominenten dranl. Während OB Heiko Wingenfeld mit der Ehefrau des Prinzen, Johanna Hönscher, tanzte, bat Ralph-Michael Hönscher die Gattin des OB, Lioba Wingenfeld, zum Ehrentänzchen. Danach gab’s Blumen für die charmanten Damen von Welt.