Rasdorf | Rasdorfer Ortszentrum wird zum strategischen Sanierungsbereich

Das Zusammenleben im Ort fördern

Wenn drei schlichte Umschlagmappen in Anwesenheit von Landrat, Staatsekretär und Bürgermeister den Besitzer wechseln, dann haben diese ganz sicher einen millionenschweren Inhalt:Die Point-Alpha-Gemeinde Rasdorf darf sich über die Anerkennung der Ortsmitte zum strategischen Sanierungsbereich und somit über einen warmen Geldregen in Form von 1,1 Millionen Euro freuen.

Von Sabine Burkardt

Rasdorf ist die dritte Gemeinde in Hessen, die die Ernennungsurkunde zum strategischen Sanierungsbereich bekommen hat und damit kräftig in die Fördertöpfe des Landes greifen darf. „Rasdorf hat es damit bis in die Königsklasse der Dorfentwicklung geschafft“, erläuterte Mathias Trümner, Referatsleiter Dorf- und Regionalentwicklung beim Hessischen Umweltministerium, bei der Übergabe der Erennungsurkunde. Denn für die se Anerkennung seien Kriterien ausschlaggebend, die nur wenige Gemeinden erfüllen könnten. Bei Rasdorf seien es das wirkungsvolle Gesamtkonzept mit der Belebung des Ortskerns und die Eigeninitive gewesen, die die Gemeinde nun in den Genuss von 1,1 Millionen Euro kommen lässt. Das Fördergeld gibt es durch die Anerkennung „on top“ auf die Förderung aus dem Integrierten kommunalen Entwicklungskonzept (IKEK). Mit diesen zusätzlichen Fördermitteln ist die schrittweise Neustrukturierung in der Dorfmitte rund um den Anger in vier Stufen vorgesehen.
Mit den 1,1 Millionen Euro soll zunächst im Erdgeschoss des ehemaligen Gasthofs Flach, den die Gemeinde Ende des Jahres 2021 erworben hatte, eine Seniorentagespflege mit 19 Plätzen entstehen. Ein Stockwerk darüber wird die gynäkologische Praxis von Franziska Gerstung ihren Platz finden.
In einem zweiten Abschnitt werden die ehemalige Disco und ein Wirtschaftsgebäude abgerissen um Platz für den Neubau von seniorengerechten Wohnungen und den entsprechenden Parkmöglichkeiten zu schaffen.
Im dritten Bauabschnitt ist die Umsiedelung eines Bauunternehmens vom Anger in das Gewerbegebiet vorgesehen, damit das Grundstück erschlossen werden kann. Bei einem weiteren leerstehenden Gebäude am Anger werde soll noch ein denkmalpflegerisches Gutachten erstellt werden, um über eine weitere Nutzung oder einen Abriss zu entscheiden. Ein anderes Gebäude ist aktuell noch im Besitz eines Vereins, der bisher noch keine Verkaufsabsichten an die Gemeinde geäußert hat. Jürgen Hahn sieht das noch gelassen: „Das Projekt am Anger ist ja auf eine längere Zeitspanne ausgelegt, sodass dieser vierte noch offene Bauabschnitt kein Problem darstellt. Wir bleiben aber dran“, betont der Bürgermeister.
Das zweitwichtigste neben der Ernennungsurkunde, das Geld, hatte Landrat Bernd Woide (CDU) in Form von zwei Förderbescheiden mitgebracht. „Wir sind hier in den tiefsten Tiefen des ländlichen Raums. Da redet man schnell über Defizite, doch man sollte auch über die Chancen reden, die sich bieten. Im Gegensatz zu Städten gibt es hier viel mehr Strukturen, die ehrenamtliches Engagement möglich machen und die Menschen anpacken lässt, um für ein besseres Zusammenleben im Ort zu sorgen. Das gilt es zu stärken“, erklärte Woide. In Rasdorf habe man früh erkannt, dass die Belebung rund um den Anger im Hinblick auf die gesellschaftlichen Veränderungen einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Mit dem Schaffen von medizinischer Versorgung und Seniorenpflege im Dorfmittelpunkt fördere man das Zusammenleben vor Ort, so der Landrat.