Fulda | Fulda-Stipendium erweist sich als Erfolgsmodell – fünf neue Stipendiaten begrüßt

Ziel erreicht: Ärztenachwuchs schlägt Wurzeln in Osthessen

Das „Fulda-Stipendium“, das der Landkreis Fulda seit 2015 an Studierende der Humanmedizin vergibt, erweist sich mit Blick auf die Gewinnung von in der Region Wurzeln schlagenden Ärztenachwuchs immer mehr als Erfolgsmodell. „Mit Klebeeffekt“, wie Vize-Landrat und Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt (CDU) jetzt anhand von Fakten untermauern konnte.

Von Mirko Luis

 Zu den bisherigen 27 Stipendiaten, von denen aktuell 18 noch studieren und sich aufs Ende ihres Studiums zubewegen, fünf gerade ihrer dreijährigen Verpflichtung nachkommen und an einer der am Stipendium-Programm beteiligten Kliniken arbeiten und vier bereits als komplett ausgebildete Ärzte tätig und Osthessen treu geblieben sind, gesellen sich seit diesem Herbst fünf weitere Stipendiaten. An zwei von ihnen – Laura Henkel (23) aus Geisa (Wartburgkreis) und der aus Künzell-Bachrain stammende Nico Zentgraf (26) – wurde das Stipendium jetzt persönlich überreicht. Henkel befindet sich an der Uni Würzburg im sechsten Semester ihres Medizinstudiums und absolvierte zuvor  zur Überbrückung der Wartezeit aufs Studium – eine Ausbildung am Klinikum Fulda. Unterdessen studiert Zentgraf im siebten Semester Medizin in Tübingen, auch er überbrückte die Wartezeit aufs Studium – und zwar mit einer Ausbildung zum Notfallsanitäter bei den Maltesern in Fulda. Wie alle bisherigen Stipendiaten bekommen die beiden angehenden Mediziner einen hundertprozentigen Zuschuss in Höhe von monatlich 500 Euro.

Volle Konzentration aufs Studium

Diese Zuwendung soll dem Landratsamt zufolge den Nachwuchsmedizinern ermöglichen, sich intensiv auf ihr Studium zu konzentrieren, um schnell einen erfolgreichen Abschluss zu erreichen. Das Stipendium wird vom Landkreis Fulda, dem Klinikum Fulda, dem Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda und der HELIOS St. Elisabeth Klinik Hünfeld finanziert. Es wird bis zum Ende der Regelstudienzeit von 12 Semestern gewährt.

Voraussetzung, um die studienbegleitende Finanzspritze zu bekommen, ist die Verpflichtung, nach erfolgreichem Studien-Abschluss drei Jahre in einem der genannten Krankenhäuser oder im Gesundheitsamt des Landkreises Fulda zu arbeiten. Bewerbungen sind nach dem ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, dem sogenannten Physikum, möglich. Die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung sind ausgezeichnet. Sechs Studierende hatten sich zuletzt beworben, fünf davon erfolgreich. Neben Laura Henkel und Nico Zentgraf kommen aktuell noch Lisa-Michaelis (25) aus Hünfeld-Michelsrombach, Celine Needer (25) aus Fulda und Katharina Babic (32) aus Neuhof in den Genuss des Stipendiums.

„Wir suchen schon die nächsten Stipendiaten“

„Wir suchen bereits die nächsten Stipendiaten“, verriet Frederik Schmitt, der sich beim gut besuchten Pressetermin am Montag zusammen mit Christof Erb (Koordinator des Programms beim Landkreis Fulda) über jede Menge positives Feedback freuen konnte.

So berichtete Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel, Vorstandschef am Klinikum Fulda, dass das Programm seine Wirkung nicht verfehle. So sei die erste Stipendiatin noch immer am Klinikum beschäftigt und mittlerweile Oberärztin in der Neurologie. „Wir freuen uns, dass das Programm so erfolgreich ist“, sagte Menzel. Die Aktivitäten in Landkreis und Stadt gingen allerdings noch weiter, ergänzte er mit Blick auf den Herbst 2023. Dann kämen Medizinstudierende aus Marburg zur klinischen Ausbildung nach Fulda. „Wir hoffen, dass wir das spürbare Thema des Ärztemangels durch die Medizinerinnen und Mediziner, die wir dann am Standort Fulda gemeinsam mit der Hochschule Fulda und der Philipps-Universität Marburg ausbilden werden, überwinden können“, blickte Menzel nach vorn. „Auch wir sind ganz guter Dinge, die Personalnot mit dem Fulda-Stipendium langfristig lindern zu können“, meinte Dr. Andreas Rügamer, Ärztlicher Direktor der HELIOS St. Elisabeth Klinik Hünfeld. Eine Stipendiatin, die zwei ihrer drei Jahre in der Hünfelder Klinik gearbeitet habe, sei mittlerweile als niedergelassene Ärztin tätig.

Sammet: „Sind froh, dass der Landkreis der frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt hat“

„Wir sind sehr froh, dass der Landkreis sehr frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und gesagt hat, dass wir gemeinsam etwas tun müssen“, meldete sich Michael Sammet, Geschäftsführer des Herz-Jesu-Krankenhauses, zu Wort. Wenngleich das Programm „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ sei, partizipiere die ganze Region davon. „Wir bilden pro Jahr 5.000 Medizinstudenten zu wenig aus“, wies Sammet auf ein „eklatantes Problem auf dem Mediziner-Fachkräftemarkt“ hin. Hinzu käme eine „relativ hohe Frauenquote“ in der Ärzteschaft. Nicht alle stünden dem Markt in Vollzeit zur Verfügung, viele Frauen würden öfter als Männer in Teilzeit arbeiten. „Wir müssten bundesweit eigentlich pro Jahr 17.000 Mediziner ausbilden, gehen aber davon aus, dass es lediglich 12.000 sind“, griff Klinikum-Chef Dr. Thomas Menzel den Ball von Michael Sammet noch einmal auf. Die Lösung der Zukunft werde nicht sein, sich gegenseitig Bewerber abzujagen, sondern eben tatsächlich mehr auszubilden. Menzel wies darauf hin, dass die Finanzierung Ländersache sei. Fakt sei, dass beim Medizinstudium durchschnittlich zehn Bewerberinnen und Bewerber auf einen Studienplatz kämen. „Das ist schon paradox – das ganze Land weiß, es gibt zu wenig Ärztinnen und Ärzte, und wir kriegen es nicht hin“, so Menzel. Er hoffe, dass künftig tatsächlich mehr ausgebildet werde, um dem demographischen Wandel begegnen zu können-

Bewerbungen für das Fulda-Stipendium ab dem Wintersemester 2023/24 sind derzeit schon möglich. Ausführliche Infos hierzu gibt’s unter www.aerzte-fuer-fulda.de/fulda-stipendien