Schlitz | Pfeifer Group feiert offizielle Eröffnung des CLT-Werkes – 40 Millionen Euro in boomende Holzbranche investiert

Produktionsstandort in Schlitz fit für die Zukunft

4.000 Business-Kunden in über 90 Ländern, über 2.200 Mitarbeiter an Standorten in Österreich, Deutschland und Tschechien und eine Umsatzmarke, die die 1-Milliarde-Euro-Grenze überschritten hat: Die Pfeifer Group profitiert nach den Worten von Michael Pfeifer, der das Familienunternehmen in dritter Generation führt, von der weltweit boomenden Nachfrage nach Holz als Baumaterial.

Von Mirko Luis

In Schlitz, dem ersten deutschen Standort des in Imst (Tirol/Österreich) beheimateten Holzproduzenten und -weiterverarbeiters, konnte jetzt endlich die längst fällige offizielle Einweihung des neues CLT-Vorzeigewerkes der im Aufwind befindlichen Pfeifer Holding eingeweiht werden. Die drei Buchstaben CLT stehen als Abkürzung für „Cross Laminated Timber“, auch Brettsperrholz genannt. Das hebt nach Unternehmensangaben den Holzbau auf eine neue Ebene. Grund hierfür ist, dass die kreuzweise verleimten Holzplatten die schnelle, trockene und präzise Bauweise mit positiven Wohneigenschaften und ökologischen Alleinstellungsmerkmalen verbindet. Festigkeit und Stabilität, eine schnelle Montage, Kosteneffektivität und das Erfüllen hoher Nachhaltigkeitskriterien sorgen dafür, dass CLT mittlerweile für Lösungen bei der Errichtung von Wohn-, Gewerbe- und Industriegebäuden eingesetzt wird.

Ein „ganz besonderer Moment“ für Michael Pfeifer

Für Pfeifer Holding Geschäftsführer Michael Pfeifer war die Einweihung ein ganz besonderer Moment. „Es ist sehr viel passiert am Standort. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie freuen wir uns, dass so viele langjährige Partner und Mitarbeiter gekommen sind, um dieses Fest mit uns gemeinsam zu feiern“, sagte er auf der von der aus Süddeutschland angereisten Journalistin Monika Eckert moderierten Veranstaltung. Neben regionaler und lokaler Politik-Prominenz, darunter mit Dr. Jens Mischak (CDU) der Vizelandrat des Vogelsbergkreises und mit dem Schlitzer Bürgermeister Heiko Siemon (CDU) der Hausherr, verfolgten Geschäftspartner, Kunden und Mitarbeiter aus dem In- und Ausland (Deutschland, Belgien, Frankreich, Holland, Österreich, Italien) eine spannende Podiumsdiskussion zu Innovationen am Holzmarkt und diesbezüglichen Zukunftsaussichten. Michael Pfeifer, CLT-Projektleiter Josef Dringel, CLT-Werksleiter Sebastian Eggel, Leonard Scherer (Euroblock Geschäftsführer, Pfeifer Timber Vertriebsleitung), CFO Ewald Franzoi, Dietmar Seelos (Standortleiter Imst) und Claus Greber (Vertriebsleiter Holzbau-Produkte bei Pfeifer) waren sich einig, dass Holz der Baustoff der Zukunft schlechthin ist. In diesem Zusammenhang verdeutlichte Michael Pfeifer, dass man aktuell auf der Suche nach weiteren Fachkräften ist. Bei der Gelegenheit lobte der Firmenlenker die Belegschaft. Um wie im letzten Jahr beim Gesamtumsatz die Milliardenschwelle zu überschreiten, benötige man gute und vor allem motivierte Mitarbeiter – und auf die könne man an allen Pfeifer-Standorten bauen.


Mehr investiert als ursprünglich geplant

Aus Sicht der Burgenstadt Schlitz erfreulich: Laut Pfeifer-Geschäftsführung wurden in das neue Werk stolze 40 Millionen Euro – eine weitaus größere Summe als ursprünglich geplant – in den Standort investiert. Hintergrund hierfür ist laut Werksleiter Sebastian Eggel eine Verdoppelung der Produktionskapazitäten von zunächst 50.000 auf 100.000 Kubikmeter CLT jährlich. Werde diese voll ausgefahren, zähle Schlitz zu den größten CLT-Einzelproduktionen in Europa. Schon heute hat CLT made in Schlitz Lieferziele in ganz Europa – von Frankfurt und Berlin über Amsterdam bis Mailand. Zu den Kernmärkten gehören Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Holland. Allerdings gewinnt mittlerweile auch der asiatische Markt zunehmend an Bedeutung. Nach Angaben von Werksleiter Sebastian Eggel sind am Standort Schlitz aktuell 21 angestellte und 65 gewerbliche Mitarbeiter, zwei Azubis sowie ein Student im Bereich Eleltrotechnik und im Bereich Holztechnik beschäftigt. Um die Dimensionen des Standortes anschaulicher zu machen, hatte Eggel ein paar aussagekräftige Zahlen mitgebracht. Wenn man die 2021 produzierte Jahresmenge CLT zu einem Turm zusammenstellen würde, käme dieser auf eine Höhe von 1,6 Kilometern Höhe. Packe man die Produktion aus dem Jahr 2022 da noch drauf, sei man schon bei einer Plattenhöhe von 2,8 Kilometern. Wenn man sich das mal bildlich vorstelle, sei das relativ viel Holz.

„Das ist keine Playstation, die man einschaltet, die funktioniert nicht an Tag 1“

Eggel wendete dann seine Aufmerksamkeit einigen technischen Details des Werks. „Das ist natürlich keine Playstation, die man einschaltet, die funktioniert nicht an Tag eins, da gehört viel Liebe investiert – das haben wir gemacht und sind 2022 sicherlich auf einem anderen Stand, als wir es damals waren“, sagte Eggel mit Blick auf die Komplexität der zu großen Teilen automatisiert arbeitenden Anlagen. Der größte Teil der Arbeiten sei mit Montage der Anlage erledigt gewesen, „den Rest des Jahres haben wir dann damit verbracht, die Anlagen zu verstehen“. Da das Werk mitten in einem Wohngebiet liege, messe man dem Thema Lärm- und Staubreduzierung und -vermeidung große Bedeutung bei. „Wir möchten langfristig hierbleiben und schaffen deshalb im Interesse der Anwohner ein gutes Umfeld.“ Unterdessen kamen bei den Bauarbeiten regionale Firmen zum Zuge, unter anderem die Firma Bickhardt Bau als Generalunternehmer und die Firma Metzendorf. Zwischenzeitliche Befürchtungen, der Standort in Schlitz könnte geschlossen werden, bewahrheiteten sich nicht. Schließlich betreibt die Pfeifer Group nur wenige Kilometer entfernt – im Lauterbacher Stadtteil Wallenrod – das nach Firmenangaben modernste Sägewerk Europas. Dass das Gegenteil passierte und die Pfeifer Group ein klares Bekenntnis zur Weiterentwicklung des Areals am Standort Schlitz abgab, war aus Sicht des neugewählten Bürgermeisters der Stadt Wiehe, Heiko Siemon (CDU), ein absoluter Glücksfall. „Wir freuen uns sehr, dass sich das Unternehmen bei uns wohlfühlt“, betonte er zur Eröffnungsfeier, bedankte sich bei den Verantwortlichen für deren Vertrauen in den Standort und sagte die weitere Unterstützung der Stadt zu.

Bürgermeister füllte als kleiner Junge Holzspäne in Säcke ab

Siemon, der mit emotionalen Worten davon berichtete, wie er in dem Schlitzer Werk als kleiner Junge Holzspäne in Säcke abgefüllt habe, zeigte sich bereits vor den anlässlich der Eröffnungsfeier angebotenen Werksführungen von den „ineinander verzahnten Abläufen“ der Produktion „total begeistert“. Dass zudem ein Großteil des Holzes aus heimischen Wäldern komme, das sei „sehr bemerkenswert“. Die Projektverantwortlichen hätten jede Menge Arbeit geleistet und hinter sich gebracht, und es sei – um in der Holzsprache zu bleiben – ein weiterer Jahresring dazugekommen. „Sie können sehr stolz auf die Entwicklung des Unternehmens sein“, betonte Siemon, der natürlich nicht mit leeren Händen gekommen war und Michael Pfeifer in Holzfässern gelagerten Whiskey beziehungsweise milde Obstbrände der Schlitzer Destillerie an Werksleiter Sebastian Eggel überreichte, die vielleicht zur nächsten Weihnachtsfeier ausgeschenkt werden könnten.

Bemerkenswerte Frau legt in schwierigen Zeiten Grundstein für das Familienunternehmen

Den Grundstein für das international expandierende Familienunternehmen bildete übrigens ein kleines Sägewerk, das Michael Pfeifers Großmutter Barbara 1948 als alleinerziehende Witwe von drei Söhnen gegründet hatte. „Eine starke Frau, die auch in der heutigen Zeit noch ein Vorbild ist“, so Moderatorin Monika Eckert. Der gelungenen Eröffnungsfeier des CLT-Werks am 16. September schloss sich am darauffolgenden Samstag ein Tag der offenen Tür für die Familien der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie alle interessierten Menschen aus dem Schlitzerland an.