Schlitz | 19,5 Millionen Euro Investitionshöhe, drei Jahre Bauzeit, 106 Baustellenbesprechungen

IGS Schlitzerland festlich als „eine der modernsten Schulen Hessens“ eingeweiht

Historischer Tag für die Stadt Schlitz: Nach 70 Projektbesprechungen, 106 Baustellenbesprechungen und rund drei Jahren Bauzeit ist am Freitagend die Integrierte Gesamtschule Schlitzerland (IGS) feierlich eingeweiht worden. Nach Angaben der Kreisverwaltung des Vogelsbergkreises verfügt die Stadt mit dem modernen Ersatzneubau nunmehr über eine der modernsten Schulen in Hessen.

Von Mirko Luis

Die vom Lehrerkollegium und den rund 600 Schülern herbeigesehnte Einweihungsfeier in der repräsentativen Aula wurde von einem bunten und abwechslungsreichen, 180-minütigen Festprogramm begleitet. Die Bandbreite der Beiträge reichte von einer mit viel Applaus bedachten Musicalpremiere „Schlüssel zum Glück“ über Slam Poetry bis hin zum Auftritt der Schulband mit dem bekannten Stück „Lieder“ von Sänger Adel Tawil. Dem Programm, dessen Höhepunkt die symbolische Schlüsselübergabe von Landrat Manfred Görig (SPD) und der geschäftsführenden Architektin Tanja Dickert (Architektenbüro AGN Rhein-Main) an Schulleiter Andreas Pitzer war, schlossen sich Rundgänge geladener Gäste und Ehrengäste sowie ein gemütliches Beisammensein mit kühlen Getränken, Snacks und Fingerfood aus der von antonius Netzwerk Mensch betriebenen Cafeteria an.  Bevor die beeindruckende Gästeschar, darunter die beiden hessischen Landtagsabgeordneten Eva Goldbach (Bündnis 90/die Grünen) und Michael Ruhl (CDU) sowie Kreistagsvorsitzender Dr. Hans Heuser (CDU), die schicken Unterrichtsräume und Wohlfühlzonen persönlich in Augenschein nehmen konnten, ließen eine Reihe von Festrednern den Weg von der Planung bis zur Fertigstellung des in Passivhausstandard errichteten Neubaus Revue passieren.

Mit „interaktiven Panels“ für digitale Ära gewappnet

Die Ära von grünen Schultafeln, auf die mit weißer Kreide geschrieben wird, ist endgültig vorbei: Die lichtüberfluteten Klassenräume sind komplett mit digitalen Schultafeln, sogenannten „interaktiven Panels“, ausgestattet. Damit gehöre die Schule zu den modernsten in Hessen, sagte der Landrat des Vogelsbergkreises, Manfred Görig, anlässlich der festlichen Einweihung des Gebäudes. Der Spitzenpolitiker des Landkreises nutzte die Gelegenheit, um anzukündigen, dass im Rahmen des Digitalpakts Schule sämtliche Schulen des Landkreises mit der zukunftsträchtigen Technik ausgestattet würden. Das koste unterm Strich 4,8 Millionen Euro. „Dafür sind wir damit im Land Hessen ganz weit vorne.“ Der 62-jährige Politiker zeigte sich darüber hinaus erleichtert, ein gegebenes Versprechen eingehalten zu haben.


Landrat Manfred Görig gab „mutiges Versprechen“ ab

Nachdem sich herauskristallisiert hatte, dass ein Neubau die bessere Lösung als die ursprünglich geplante Sanierung der baufälligen Vorgängerschule war, hatte Görig Schulleiter Andreas Pitzer versichert, das neue Gebäude noch während seiner aktiven Amtszeit einzuweihen. „Ein sehr mutiges Versprechen“, wie der Schulleiter vor dem Auditorium befand. Es liegt auf der Hand, dass Görig mit seinen Worten seinerzeit die durch die Fahrplanänderung in den Planungen zurückgeworfenen Akteure motivieren und neue Zuversicht geben wollte. Denn die Planungen begannen quasi noch einmal von null, und Pädagogen wie Schülern wurde bewusst, noch eine ganze Weile in einem baufälligen Gebäude verbringen zu müssen. „Ich hätte auch noch mal kandidiert, um mein Versprechen einzuhalten“, sagte der Denker und Lenker des Vogelsbergkreises mit Augenzwinkern in Richtung von Vizelandrat Dr. Jens Mischak (CDU), der bereits über ein Jahr vor dem im Herbst 2023 anstehenden Landratswahlen im Vogelsbergkreis als Nachfolger gehandelt wird.

„Ein Landrat ist nur so gut seine Mitarbeiter – und wir haben gute Mitarbeiter“

Mit Blick auf das gute Teamwork der beteiligten Ämter, Fachbehörden und Mitarbeiter des Landratsamtes betonte der Landrat, „das ein Landrat nur so gut wie seine Mitarbeiter sein kann und wir gute Mitarbeiter haben“. Die von Landrat Görig bezifferten Investitionskosten belaufen sich – inclusive des Abrisses des alten Schulgebäudes – auf rund 19,5 Millionen Euro. 17,5 Millionen Euro hierfür kommen direkt aus dem Kreishaushalt, zehn Prozent der Summe wurden aufgrund der energietechnischen Sanierung des im Passivhausstandard errichteten Gebäudes vom Land Hessen getragen. Hinzu kämen noch einmal 970.000 Euro an beweglichen Ausstattungsgegenständen. „Wenn wir in Deutschland ein Bildungsland sein wollen – und das müssen wir, wenn wir in Hochtechnologie-Branchen weiterhin in der Spitze mitmischen möchten – gehören solche Investitionen einfach dazu“, betonte der SPD-Politiker. Unterdessen markiere die Entscheidung, die millionenschwere Investition nahezu vollständig aus eigener Kraft zu stemmen, einen Strategiewechsel für den Vogelsbergkreis. „Wenn wir eine Schule anpacken, machen wir sie komplett fertig“, so Görig. Das sei besser als Stückwerk. Wie er stolz ausführte, leiste der Kreis mit der Passivhaus-Bauweise einen relevanten Beitrag zum Umweltschutz. So stoße das neue Schulgebäude pro Jahr 214 Tonnen weniger CO2 aus als das alte.

Farbsystem zur besseren Orientierung

Mit dem Gestaltungsansatz des Windmühlenprinzips wurden die vier Fassadenseiten farblich voneinander abgesetzt, im Treppenhaus bringen Lichtachsen natürliche Beleuchtung in die Mittelflure des Gebäudes und ermöglichen Ausblicke auf die herrliche Natur des Schlitzerlandes, führte Architektin Tanja Dickert aus. Eine enorme Herausforderung sei es angesichts der symmetrischen Anordnung der Räume in dem annähernd quadratischen Grundriss, die Orientierung zu erleichtern. Hierfür sei ein Farbsystem unter Nutzung von gelben und petrolfarbenen Tönen entwickelt und die jeweiligen Geschosse farbig nummeriert worden. „Die Mensa ist keine Poststelle, sondern dient tatsächlich der Essensausgabe“, so Dickert mit Blick auf deren Farbgestaltung. Beeindruckt von der Ästhetik des Neubaues zeigte sich Norbert Kissel, Leiter des Staatlichen Schulamtes für Gießen und den Vogelsbergkreis.

Leiter des Schulamtes spricht vom Privileg, dieses Schmuckstück besuchen zu dürfen

„Wer in einem solchen Schmuckstück den Unterricht besuchen oder hier unterrichten darf, der ist zweifelsohne privilegiert“, sagte er. Sein Appell an die Schüler: „Gehen Sie pfleglich damit um!“ Für Bürgermeister Heiko Siemon (CDU), der vom Moderatoren-Team erst im letzten Drittel der Veranstaltung ans Mikrofon gerufen wurde, lag die Messlatte aufgrund der bis dahin gehaltenen Beiträge hoch. Doch da er der erste Redner war, der von der 1. bis zur 10. Klasse die „alte IGS“ besucht hatte, kam er mit Insiderwissen und emotionaler Nähe auf die Bühne. „Die Schulumlage, die wir zahlen werden, fällt uns jetzt ein weniger einfacher in Schlitz, den anderen Kommunen wahrscheinlich nicht“, sagte er angesichts der Rieseninvestition ins Schlitzerland. Der Rathauschef der Burgenstadt richtete seinen besonderen Dank an die am Neubau beteiligten Planer, Architekten, Baufirmen sowie die Schulleitung. Mit dem Motto „Neue Schule, neues Glück“ überbrachte er für das „Vorzeigeprojekt“ die besten Wünsche im Namen von Magistrat, Stadtverordnetenversammlung und Verwaltung. Und das mit seiner Familie in Schulnähe lebende Stadtoberhaupt bewies Humor. So kündigte er Landrat Görig mit Augenzwinkern eine weitere Rechnung, die dieser zusätzlich zu den ausgegebenen Millionen erhalte, an. „Ich habe die Bauüberwachung vom Küchenfenster aus gemacht“, scherzte Siemon. Kein Scherz war indes das Bild mit einer Stadtansicht, das Siemon Schulleiter Andreas Pitzer zum Andenken an den historisch-bedeutsamen Tag überreichte.