Fulda | Schulamt rechnet mit 5000 Schülerinnen und Schüler zur Bildungsmesse am Freitag und Samstag

Landrat Bernd Woide: „Was hier geboten wird, ist gleichwertig mit einem Studium“


Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie erwarten die Veranstalter und Partner der Bildungsmesse 2022 einen Besucheransturm. „Wir rechnen mit 5.000 und mehr Schülerinnen und Schülern, die die Messe am Freitag und Samstag besuchen werde“, nannte Harald Persch, Leitender Schulamtsdirektor, eine Zahl mit Blick in Richtung der Schulabgangsklassen und des Jahrganges davor.

Von Mirko Luis

Rechnet man Eltern, Großeltern Geschwister, andere Verwandte, Bekannte und Freunde der jungen Leute dazu, die vor einer der wichtigsten Entscheidungen in ihrem Leben stehen, könnte die traditionsreiche Veranstaltung an das Vor-Corona-Niveau anschließen. 2019 hatten rund 12.000 Besucher:innen den Weg ins Kongresszentrum im Hotel Esperanto in Fulda gefunden. Persch zufolge wurde seitens der Lehrerschaft fleißig die Werbetrommel für das Event gerührt. Eva Wolff vom Landkreis Fulda, die auf der südlichen Empore des Kongresszentrums eine Podiumsdiskussion mit verantwortlichen Akteuren der Messe moderierte, konnte das bestätigen. Für die Workshops am Freitag seien schon zahlreiche Anmeldungen von Schülern eingegangen.

 

Hunderte Betriebe suchen noch händeringend nach Azubis

Insgesamt 150 Unternehmen der Region – vom Weltmarktführer bis zum regionalen Handwerksbetrieb – werden sich auf der Messe präsentieren. Nicht nur sie, sondern Hunderte weitere Betriebe der Region Osthessen suchten derzeit noch händeringend nach passenden Azubis, sagte Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda. „Viele junge Menschen sind sich noch nicht sicher in ihrer Berufswahl. Sich komprimiert vor Ort einen Eindruck zu den verschiedensten Branchen verschaffen zu können, ist ein unglaublicher Wert. In direktem Kontakt können Vertrauen geschaffen, Vorurteile abgebaut und Informationsdefizite überwunden werden“, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda, Dr. Christian Gebhardt. Man wolle bei der Messe die Chancen, die eine duale Berufsausbildung biete, herausstellen, aber auch „stille Reserven heben“, so der Wirtschaftskenner der Region Fulda. Da erfahrungsgemäß nicht alle Studierenden ihr Studium abschlössen, gelte es, Studienabbrecher für eine Ausbildung zu begeistern. Vorteil sei, dass diese schon in der Region lebten und deren Vorzüge kennen. Zugleich müsse Osthessen internationaler werden – es gelte, junge Leute aus der Ukraine oder anderen Ländern für hiesige Betriebe zu gewinnen, um die Fachkräftelücke schließen zu können.

Region Fulda in Sachen Ausbildung bessere als viele andere Regionen

„Was auf der Bildungsmesse zum Thema duale Ausbildung präsentiert wird, ist gleichwertig mit einem Studium“, unterstrich Landrat Bernd Woide (CDU), der diesbezüglich einen deutlich spürbaren Paradigmenwechsel ausmacht. Was heute im gewerblichen Bereich und im Handwerk an Löhnen gezahlt werde, liege nicht selten über dem, was mit einem akademischen Studium möglich ist. „Da hat sich einiges an Wertigkeit verschoben“, so Woide. Natürlich gebe es auch viele Möglichkeiten, sich schulisch weiterzubilden oder ein Studium aufzunehmen. „In Sache berufliche Ausbildung hat unsere Region aber besonders viel zu bieten – ich glaube sogar mehr als andere Regionen.“ Umso mehr danke er denen, die die Möglichkeit der Präsentation nutzten. 150 aktive Akteure und 131 Stände sei schon ein Pfund. „Und mit dem sollten wir wuchern.“

Ausbildung in kleineren Betrieben noch intensiver

Michael Wißler, stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Fulda, berichtete in der Podiumsdiskussion von einem ersten kleinen Umdenken. Immer mehr junge Menschen würden erkennen, dass das Handwerk eine gute Zukunft biete und eine Karriere im Handwerk keineswegs eine Sackgasse sei, da es auch hier die Chance der Weiterentwicklung zu Führungskräften mit Meisterabschlüssen und weiteren hochwertigen Qualifikationen geben. Nach Überzeugung von Wißler ist die Ausbildung in einem kleineren Betrieb „deutlich intensiver“ als in größeren Betriebe.