Fulda | Top-Karrierechancen in der Gastronomie: Theresa Bernatek macht’s vor

„Mit Motivation schafft man alles!“

Die Region Fulda GmbH und das Wochenblatt Marktkorb suchen im Rahmen der Unterstützerserie „Gastgeber mit Herz“ gemeinsam „Osthessens beliebtester Kellner“ (m/w/d). Und wollen damit gezielt auf den Fachkräftebedarf im Servicebereich der Gastronomie hinweisen. Dass die Karrierechancen im Moment auch für Quereinsteiger gut sind, zeigt das Beispiel von Theresa Bernatek.

Von Mirko Luis

Die 26-Jährige stammt aus der Brüder-Grimm-Stadt Steinau an der Straße und ist aufgrund ihres Jobs dauerhaft nach Fulda gezogen. Seit 1. Juli ist sie Geschäftsführerin der Brauereigaststätte „Hopfenglück“, einem der Aushängeschilder des Hochstiftlichen Brauhauses Fulda.

Heiratsantrag zu später Stunde

„Ich liebe die Stadt“, sagt die ehemalige Pendlerin, die seit ihrem 16. Lebensjahr in der Gastronomie jobbt und verschiedene Dinge ausprobierte. „Ich stand auch mal in einem kleinen Restaurant in der Küche“, erzählt sie. Am besten gefiel es der kreativen jungen Frau, die in ihrer Freizeit gerne in der Rhön wandern geht, in der Fuldas „Äktschenkneipe“ Doppeldecker. Fünf Jahre – seit ihrem 19. Lebensjahr – arbeitete sie dort als Bedienung, bekam neben vielen Komplimenten sogar mal einen Heiratsantrag. „Das muss wohl an der fortgeschrittenen Zeit gelegen haben“, sagt Theresa  Bernatek lachend. Dass sie eines Tages Verantwortung für ein komplettes Haus übernehmen würde, sei zwar nicht Plan A gewesen.

Qual der Wahl nach dem Fachabitur

„Im Rückblick bin ich aber zufrieden, wie mich die Wege hergeleitet haben“, fügt sie an. „Nach meinem Fachabi war ich für so vieles begeistert, konnte mich aber nicht entscheiden“, erinnert sich Bernatek. Da sie sehr organisiert sei und gerne mit Menschen zu tun habe, hätte sie durchaus auf eine Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation Lust gehabt. Doch es kam anders. Auf der Kreuzung der Berufsentscheidung bog die unentschlossene junge Frau Richtung Studium ab, schrieb sich an der Hochschule Fulda ein und studierte vier Semester lang Lebensmitteltechnologie.

„Als 100-Prozent-Mensch eigenen Ansprüchen nicht genügt“

Dann war aber doch Schluss. „Ich weiß nicht, ob man das oft hört oder nicht, aber ich kam nicht mehr mit dem Druck klar, den ich mir selbst gemacht habe“, reflektiert die Mittzwanzigerin. Sie sei „so ein 100-Prozent-Mensch“. Die 100 Prozent, die sich sich selbst vorgestellt habe, seien nicht erreicht worden. „Damit kam ich dann nicht mehr klar und entschied mich dazu, eine Ausbildung in der gleichen Branche zu beginnen.“ Die Ausbildung zur „Fachkraft für Lebensmitteltechnik“ im Milupa-Werk Fulda sei dafür wunschgemäß verlaufen, wobei sie nach der Ausbildung im 4-Schicht-System gearbeitet habe, das heißt auch nachts und am Wochenende.

„Mit Gästen über Gott und die Welt quatschen erfüllt mich“

Über „zu viel Arbeit“ hat sich Bernatek aber nie beklagt. „Wenn einem der Job Spaß macht und man gerne zur Arbeit geht, dann ist es egal, ob das am Wochenende oder unter der Woche ist“, sagt sie. Und fügt eine wichtige Überzeugung, die sie durch eigene Erfahrungen belegen kann, hinzu. „Ich glaube, mit Motivation schafft man alles!“ Wichtig sei, in einem guten Team unterwegs zu sein. Sie selbst stehe zwar in ihrem neuen Job als Geschäftsführerin nicht in der Küche. „Ich freue mich aber, wenn die Gäste sagen, dass das Essen toll geschmeckt hat“, versichert Theresa Bernatek. Überhaupt sei der rundum zufriedene Gast das A & O in der Branche. Zu hören, dass die Leute einen schönen Abend hatten und wiederkommen wollen, sei sehr viel Genugtuung. „Natürlich freuen sich gerade Kellner über Trinkgeld als Form der Anerkennung. „Am meisten erfüllt mich persönlich aber, wenn ich mit den Gästen am Tisch wie mit guten Freunden über Gott und die Welt quatschen kann“, unterstreicht Bernatek. Es komme gar nicht einmal so selten vor, auf diese Weise den ein oder anderen neuen Stammgast zu gewinnen. Treffe man die Leute in der Stadt wieder, grüße man sich, „und man freut sich schon auf das nächste Mal, wenn man sie in der Gaststätte oder im Biergarten wieder bewirten kann.“

„Die Leute sind hungrig nach sozialem Kontakt“

Dass sie von ihrem langjährigen Chef, „Doppeldecker“-Inhaber und „Hopfenglück“-Pächter Swen Bachmann, die Chance zum Führen einer Gaststätte bekam, motiviere sie ungemein. Sie steuert ein gemischtes, junges Team, bestehend aus vier Männern und sechs Frauen. Schon zwei Wochen vor dem offiziellen Beginn ihres Vertrages schaute sich Bernatek die Abläufe an, um in den Job hineinzufinden. Dass sie sich mit dem Kassensystem bereits auskannte, sei ein Vorteil gewesen. Mittlerweile läuft alles wie am Schnürchen, das Geschäft brummt, im Biergarten genießen neben vielen Einheimischen auch viele Touristen das Flair. Rippchen, klassische Schnitzel mit Biersoße-Eigenkration und verschiedene Sorten Salate treffen den Geschmack der Gäste. Besonders beliebt sind Abi-Jahrgangstreffen und Klassentreffen. Das Publikum ist bunt gemischt, es gibt mittlerweile genauso viele Frauen wie Männerrunden. Schwer gefragt ist das Krimi-Dinner, das Anfang November veranstaltet wird. Demnächst soll es hin und wieder Live-Gigs verschiedener musikalischer Richtungen geben. „Die Leute sind hungrig nach sozialem Kontakt und Miteinander-Zeit-Verbringen“, weiß Bernatek. Angesichts der langen Corona-Lockdown-Phasen und des immer noch vorhandenen Nachholebedarfs sei das wiederum alles andere als ungewöhnlich.

New Work: Tun, was man wirklich, wirklich liebt

Wer herausfinden wolle, ob die Gastronomie für ihn etwas ist, dem rät die Geschäftsführerin schon in der Schulzeit zum gut bezahlten Nebenjob. „Nach drei, vier Monaten weiß man genau, ob einem das, was man tut, Spaß macht oder nicht.“ Wobei man alles lernen könne und vor Fehlern keine Angst haben sollte. „Denn die passieren so oder so.“ Selbst einer gelernten Fachkraft falle hin und wieder mal ein Tablett oder ein Glas herunter. Zu tun, was man wirklich, wirklich liebt, nennt man übrigens den Megatrend in der Arbeitswelt schlechthin. Der IHK Fulda zufolge gewinnt er in Osthessen immer größere Bedeutung.

Auf Nominierungen der Wochenblatt-Leser gespannt

Auf die Nominierungen der Marktkorb-Leser für die Aktion „Osthessens beliebtester Kellner“ ist Theresa Bernatek mindestens genauso gespannt wie unsere Redaktion und das Kreativteam der Region Fulda GmbH. Und wer weiß. Vielleicht landet ja die trotz ihres Chefinnen-Status nach wie vor selbst kellnernde Aufsteigerin der Gastro-Branche mit auf der Favoriten-Liste der Aktion „Osthessens beliebtester Kellner (m/w/d).