Fulda | Wissenschaftsministerin Angela Dorn auf Sommertour zu Besuch in Werkstätten in der Propstei Johannesberg

Ehrfurcht vor der alten Baukunst

Beeindruckt von den Werkstätten, Fortbildungsangeboten und Plänen der Propstei Johannesberg gGmbH hat sich am Dienstag dieser Woche Hessens Ministerin für Wissenschaft, Angela Dorn (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), bei einer rund 90-minütigen Visite im Rahmen ihrer Sommertour gezeigt.

Von Mirko Luis

Bei dem einstündigen Rundgang nahmen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter, Jürgen Krieg (Architekt) und Uli Thümmler (Tragwerksplaner), der Fuldaer Stadtbaurat Daniel Schreiner (Beiratsmitglied), Restaurator Jörg Büchner (für die Handwerkerfortbildung zuständiger technischer Leiter der Propstei Johannesberg gGmbH) und lokale Pressevertreter teil. Sie wiesen auf den guten Namen hin, den sich das von zwölf Gesellschaftern getragene Fortbildungsinstitut erworben habe. „Ich denke, mit dem Zertifikat des Architekten in der Denkmalpflege kann man sich bei Bewerbungen schon sehen lassen“, sagte Jürgen Krieg. Der nächste Kurs sei bereits voll. Die Kapazitätsgrenze liege bei 25 Teilnehmern. Ähnlich gut sieht es Uli Thümmler zufolge bei den Ingenieuren aus. Wobei man dafür schon etwas tun müsse. „Die Werkstätten sind unser großes Pfund“, betonten beide Gesellschafter. Mit über 150 Dozenten verfüge man über eine gute Basis.

 

Mit Blick auf die weitergehenden Qualifikationen, die Architekten, Ingenieure, Energieberater und Ingenieure auf dem weiten Feld der Denkmalpflege und Altbauerneuerung in dem bundesweit etablierten Fortbildungsinstitut erwerben können, zeigte sich die 40-jährige Politikerin dankbar, „dass es solche unabhängigen Zertifizierungen gibt“. Es sei sehr wichtig, dass bei Denkmalsanierungen Fachleute zum Einsatz kämen, die über die entsprechenden Fähigkeiten verfügten.

Dorn: Von alten Gebäuden lernen

Es entstünde für beteiligte Kommunen, die dringend darauf angewiesen seien, dass Denkmale in gute Hände kämen, eine Win-Win-Situation. „Man kann viel lernen von alten Gebäuden, vor allem hinsichtlich der damals verwendeten Materialien“, ergänzte die Ministerin. Und bekam dafür bei dem Rundgang im ehemaligen Marstall des imposanten Barockbaues Zustimmung. „Bauen im historischen Bestand hat Lehm eine Renaissance beschert“, nannte Ingenieur Uli Thümmler (Tragwerksplaner) ein populäres Beispiel eines natürlichen Baustoffes, für den sich auch Hessens oberste Denkmal-Hüterin begeistert, sorge dieser doch für eine „tolle Raumatmosphäre“.

Randthema des Besuchs, der seinen Abschluss mit einem gemeinsamen Essen regionaler Spezialitäten fand, war die Neuordnung der Restauratorenausbildung. Habe es früher den Restaurator im Handwerk gegeben, werde es in Zukunft nur noch den „Master Professional für Restaurierung im Handwerk“ geben, der mit dem Hochschulabschluss „Master“ gleichwertig sei. 2023 würden erste Kurse angeboten, kündigte Uli Thümmler an. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Jörg Büchner ist maßgeblich daran beteiligt, die Stundenpläne aufzustellen. Die 1600 Stunden, die die Ausbildung in Anspruch nehme, sei gegenüber des vorangegangenen Modells (550 bis 580 Stunden) mehr als eine Verdoppelung. „Das ist eine Chance für die Handwerkerausbildung, weil wir noch viel mehr spannende Themen unterbringen können.“ Dem Vernehmen nach wollen die selbstbewussten Propstei Johannesberg-Visionäre den „Meister für Restaurierungsarbeiten“ auf der Basis der vorherigen Restauratoren-Ausbildung im Handwerk anbieten – auf der Basis eines Zertifikates.

Holzimitat-Technik und Geschenk für die Ministerin

Bei Malermeisterin Melanie Nüsch informierte sich Dorn über die historische Technik des Masurierens – einer Technik aus dem Barock, die bis heute Anwendung findet. Nüsch, die nach ihrer klassischen Ausbildung zur Maler- und Lackiererin schon früh ihr Interesse für historische Maltechniken und die Denkmalpflege entdeckte, klärte Dorn über Holzimitate auf und zeigte ihr, wie diese entstehen. Seinerzeit seien tolle, fulminante Oberflächen ebenso gefragt gewesen wie heute, so Nüsch. „Allerdings waren auch die Beschaffungswege noch etwas schwieriger.“ Doch es gab eine Lösung. „Dann malen wr halt, was wir nicht besorgen können“, lautete die. Das Ganze geschah mit einem interessanten Malmittel: Bier. Dabei bringt die von Nüsch vorgestellte Bierlasurtechnik ertaunliche Ergebnisse hervor. Über das mit dieser Technik auf einer vorbereiteten Oberfläche hergestellte Klemmbrett freute sich sie Ministerin sichtlich.

Weitere Details zur Propstei Johannesberg finden Sie hier:
https://propstei- johannesberg.eu