Bad Salzschlirf | Bad Salzschlirf arbeitet an neuer Gesamtstrategie

Neuprofilierung mit Leitbild

Bei lediglich einer Stimmenthaltung haben die Gemeindevertreter am Mittwochabend die Entwicklung eines Leitbildes für den Kurort und die Umsetzung in einem externen Prozess beschlossen.

Von Mirko Luis

Das Parlament folgte dem Vorschlag der Touristik & Service GmbH (TuS) und beauftragte die Fuldaer Agentur „Schöne Aussicht“ mit der Erarbeitung eines touristischen Leitbildes, für das in den Gemeindehaushalt 50 000 Euro eingestellt wurden. 90 Prozent der Kosten würden über das Förderprojekt „Dorfmoderation“ abgedeckt, erklärte Bürgermeister Matthias Kübel (CDU) bei der Einbringung der Beschlussvorlage. „Wichtig ist, hier eine Gesamtstrategie zu entwickeln, an denen konkrete touristische Angebote ausgerichtet werden können und der Markenkern festgelegt werden kann“, ergänzte er. Dies werde in enger Abstimmung mit dem hessischen Heilbäderverband erfolgen. Insgesamt sechs Agenturen hatten den Hut in den Ring geworfen, zwei von ihnen jedoch nicht entsprechend den Anforderungen geboten. Am Ende behauptete sich die Fuldaer Agentur gegenüber der Konkurrenz aus Berlin, Stuttgart und Nürnberg. Als Vorteile werteten die Fraktionen unter anderem die Regionalität.

Den Angaben zufolge begleiteten die Kreativen aus der Barockstadt bereits ein ähnliches Projekt in der Rhön-Gemeinde Ehrenberg. Dr. David Post, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Liste (FWL) trug in der Debatte den Wunsch vor, den Zeitpunkt der Erstellung des Leitbildes zu strecken. „Die nächsten Monate stehen Entscheidungen an, die das Leitbild beeinflussen“, lautete seine Begründung. Helga Reith (FWL) erkundigte sich währenddessen, ob das Freibad in das Leitbild einbezogen werde.

Bei bei den FWL-Einwürfen verdeutlichte der Rathauschef, dass es beim Leitbild zunächst einmal um „die großen Linien“ gehe. Das Leitbild sei das Dach, die konkrete Ausführung das Gebälk. Die Öffentlichkeit soll in den Prozess einbezogen werden. So sind mindestens zwei Workshops geplant, an denen ausgewählte Bürger der Gemeinde teilnehmen dürfen.

Neufestsetzung der Frischwassergebühr

Eine Verbraucher-Entlastung beschloss der Gemeinderat mit einem einstimmigen Votum mit der Neufestsetzung der Frischwassergebühr. Sie sinkt für den Kalkulationszeitraum vom 1. Januar dieses Jahres bis Jahresende 2023 von vormals 1,99 Euro netto auf 1,52 Euro pro Kubikmeter netto. Als Grund führte Bürgermeister Kübel eine Nachkalkulation der Jahre 2018 – 2019 an, die – so der Fachjargon – eine „ausgleichspflichtige Überdeckung“ ergeben habe. Mit Blick auf die aktuelle Sommerhitze und erste Kommunen im Land, die den Trinkwassernotstand ausrufen, appellierte Bürgermeister Kübel, sorgsam mit Wasser umzugehen. Die Gebührensenkung sein keine Einladung zum Verschwenden von Wasser. „Trinkwasser ist ein sehr hohes und knappes Gut.“ FWL-Fraktionschef Dr. David Post mahnte an, zu versuchen, Investitionen kontinuierlich zu planen, um künftig nicht so großen Schwankungen zu unterliegen.

Fassadenneugestaltung am Gemeindezentrum

Den Auftakt der letzten Sitzung vor der Sommerpause bildete die Vorstellung von Varianten für die geplante neue Fassade am Gemeindezentrum. „Wir wollen eine langlebige Fassade, daher scheidet eine Holzfassade aus“, sagte der von der Gemeinde beauftragte Architekt Andreas Reus. Die Wertigkeit und Ästhetik vorhandener Bausubstanz zu erhalten, habe Priorität. Die neue Fassade müsse daher mit dem Bestand harmonieren.  Er empfahl erdige Töne, um eine zu poppige Optik zu vermeiden. Als Material favorisierte er sogenannte Trespa-Platten. Hierbei handelt es sich um hochwertige Hochdruck-Schichtstoffplatten, deren spezielle Oberflächenbeschichtung unter anderem das Entfernen von Graffiti erlaubt und somit sicher vor Vandalismus sicher ist. Dies sei bei anderen Materialien wie etwa Faserzementplatten nicht möglich. Dis Kosten der Fassadensanierung bezifferte Reus mit 150.000 Euro. Die momentanen Kosten lägen circa 30 Prozent über denen des letzten Jahres „Was der Markt tatsächlich bringt, werden wir sehen“, ergänzte Reus. Über die Vergabe der Bauarbeiten soll im Herbst entschieden werden. Im Zuge der Neugestaltung des Gebäudes soll dieses auch noch ein neues Dach bekommen.

Einzelhandel steht vor großen Herausforderungen

Wie Bürgermeister Matthias Kübel am Ende der Sitzung informierte, stehen im Einzelhandel einige Läden auf der Kippe. Ein Teil von ihnen gibt offenbar das Geschäft auf. Darauf weist etwa das Schild „Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“ hin. „Das ist relativ dramatisch, weil es attraktive Geschäfte sind“, also Kübel. Er möchte Anfang kommender Woche den Ursachen näher auf den Grund gehen und vor Ort mit betroffenen Händlern über die aktuellen Herausforderungen diskutieren. Allein am Montag und Dienstag steht ein halbes Dutzend Termine in seinem Kalender. Handelsexperten zufolge sind vor allem Geschäfte mittelgroßer Städte in ihrer Existenz bedroht, weil dort die Kundenfrequenz fehlt. Zudem hat die Corona-Pandemie zu einer weiteren Verschiebung von Einkäufen zugunsten des Internethandels geführt.