Schlitz | Die ersten 100 Tage im Amt: Bürgermeister Heiko Siemon zieht Bilanz und verrät, was seine Highlights waren

„Nicht 20 Bälle mit einmal in die Luft werfen und jonglieren“

Als Heiko Siemon am 13. Februar dieses Jahres auf das Endergebnis der Bürgermeisterwahl schaute und er mit 50,31 Prozent der ab- gegebenen Stimmen den Rathaussessel eroberte, fühlte sich das für ihn noch ein bisschen unwirklich an. Inzwischen sind gut 100 Tage vergangen. Zeit, um Bilanz zu ziehen.

Von Mirko Luis

Wir sprachen mit dem 45- jährigen CDU- Politiker in seinem Bürgermeister-Büro im Schlitzer Rathaus.

Fühlen Sie sich wohl in Ihrer neuen Rolle?
Ja natürlich, ich fühle mich sehr wohl. Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Der Job ist sehr anspruchsvoll. Wobei sich für mich vieles gar nicht so neu anfühlt. Durch die sich aus dem langen Krankenstand meines Vorgängers Alexander Altstadt ergebende Sondersituation in unserer Stadt habe ich viele operative Vorgänge unseres Ersten Stadtrates, Willy Kreuzer (CDU), begleitet. Ich war sehr oft im Rathaus und habe mit ihm Dinge durchgesprochen, bevor wir dann in die Magistratssitzung gingen. Wir haben, muss man wissen, ein sehr enges Verhältnis, und er hatte mich ausdrücklich gebeten, ihn bei der Vertretung von Alexander Altstadt zu unterstützen. Ich hatte Willy Kreuzer auch vertreten, sodass ich genau wusste, worauf ich mich einlassen würde. Ich kenne die Mitarbeitenden im Rathaus und weiß, in welchen Raum ich gehen muss, um meine Fragen beantwortet zu bekommen. Ich kenne viele Bürger, die ein Anliegen vorbringen, persönlich, weil ich hier aufgewachsen bin. Das macht vieles leichter.

Inwiefern profitieren Sie von Ihrer Führungserfahrung bei der Sparkasse Fulda, für die Sie 16 Jahre tätig waren?
Ich komme aus einer Welt, in der ein Mitarbeiter, der ein Problem hat, der Führungskraft auch gleich einen Lösungsvorschlag mitbringt. Das ist aus meiner Sicht auch in Verwaltungen ein Ansatz gelebter Verantwortung für Dinge. Manche Prozesse lassen sich häufig schon durch Kleinigkeiten verbessern. Wobei ich von Anfang an gesagt habe: Ich werde mir alles genau anschauen und Schwerpunkte setzen, statt 20 Bälle mit internen oder externen Themen in die Luft zu werfen, die sich nun einmal nicht gleichzeitig jonglieren lassen. Ich möchte meine Fach- bereichsleiter und 90 Mitarbeitenden mit eigenen Visionen inspirieren und motivieren, sodass hieraus ein „Wir möchten gemeinsam …“ wird.

Gemessen an Ihren Zielen: Wie erfolgreich sind die ersten 100 Tage verlaufen?
Das möchte ich selbst nicht beurteilen, sondern müssen die Politik oder die Bürger von außen beurteilen. Ich glaube aber, dass man schon merkt, dass ich mit Freude und Motivation ans Werk gehe. Ruhig und sachlich – über Parteigrenzen hinweg – an Themen heranzugehen, ist der Stil, den ich bevorzuge. Egal ob intern in der Verwaltung, im Magistrat oder in der Stadtverordnetenversammlung: Gute Kommunikation ist das A & O, damit Jeder auf einem gewissen Wissensstand ist. Sie schafft Transparenz und eine Kultur, mit der das Demokratie-Gefühl gestärkt wird. Ich bin einer, der nach Möglichkeit den breiten Konsens haben will.

Sie sind ein Familienmensch – mit einer Frau, die Sie in der Öffentlichkeit oft begleitet, und drei Kindern. Was hat sich durch Ihre neue Tätigkeit für Ihre Familie geändert – wie bekommen Sie Job und Familie unter einen Hut?
Wir müssen alle lernen, dass wir noch viel mehr in der Öffentlichkeit stehen als bisher. Natürlich war ich durch meine Tätigkeit in Fulda auch schon ein Stück weit in der Öffentlichkeit. Aber zwischen Fulda und Schlitz liegen 25 Kilometer, sodass ich, zuhause angekommen, der Privatmann sein konnte. Das ist jetzt nicht nur für mich, sondern meine ganze Familie anders. Aber wir bekommen das hin, reden oft darüber und lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Das Arbeitspensum ist ähnlich fordernd wie in meiner früheren Tätigkeit, sodass mich meine Familie nicht mehr, aber auch nicht weniger als zuvor sieht. Dennoch braucht meine ganze Familie irgendwo ein paar Inseln und Freiräume für sich, um Kraft zu schöpfen. Der Sonntag ist uns als Familientag heilig – hier schauen wir, möglichst viel gemeinsam zu unternehmen.

Was waren Ihre persönlichen Highlights in den ersten 100 Tagen?
Die Ernennung meines Schwiegervaters zum Ehren-Stadtverordnetenvorsteher gehört ganz sicher dazu. Es sind in Summe aber die vielen kleinen Begegnungen, die mich emotional berühren, sei es beim „Take me tot he Moon-Festival“ am Pfordter See, auf Goldenen Hochzeiten, zu denen man eingeladen wird, oder Geburtstagen, bei denen man Glückwünsche überbringt. Hier spürt man, dass es wertgeschätzt wird, dass man sich die Zeit nimmt – und man macht die Menschen damit glücklich.