Schlitz | Schlitzerländer Politik-Urgestein Walter Ritz zum „Ehren-Stadtverordnetenvorsteher ernannt

„Es war mir eine Ehre“

Einer hochgeschätzten Persönlichkeit der Schlitzer Kommunalpolitik, Walter Ritz, wurde jetzt hohe Ehre zuteil. Für sein langjähriges kommunalpolitisches Engagement wurde er im Konzertsaal der Landesmusikakademie zum „Ehren-Stadtverordnetenvorsteher“ ernannt.

Von Mirko Luis

Diese Auszeichnung war ein Novum und wurde mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Schlitz festgehalten. Ritz bedankte sich an erster Stelle bei seiner Frau Silvia, die ihm stets den Rücken freigehalten habe, sowie bei allen Weggefährten.

Nicht freiwillig in vorgezogene politische Rente

Walter Ritz suchte es sich keineswegs aus, vorzeitig in die vorgezogene politische Rente zu gehen. Vielmehr ließen es die gesetzlichen Bestimmungen der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) eine weitere Tätigkeit als Stadtverordnetenvorsteher nicht zu, nachdem sein Schwiegersohn Heiko Siemon im März dieses Jahres zum Bürgermeister gewählt worden war. 
Gleich zu Beginn freute sich Ritz über die erste Überraschung. Unter den Talenten der Musikschule Schlitz, die den Beatles-Klassiker „Let it Be“ vortrugen, befand sich sein Enkel Bastian Simon. Die musikalische Leitung hatte Susanne Behounek inne. Rathauschef Heiko Siemon (CDU) überbrachte unterdessen die Grüße von Bundestagsabgeordneten Michael Brand (CDU), Landtagsabgeordneten Michael Ruhl (CDU) und Bürgermeister a.D. Hans-Jürgen Schäfer (CDU), die allesamt verhindert waren. Die Burgenstadt habe Walter Ritz sehr viel zu verdanken, deshalb gehöre der Abend ihm, so Heiko Siemon


Norbert Schäfer würdigt in Laudatio Wirken politisches Wirken



Walter Ritz habe die Interessen der Stadt Schlitz herausragend vertreten, er sei in der Außendarstellung als Stadtverordnetenvorsteher von 2021 bis 2021 das parlamentarische Gesicht gewesen, würdigte der langjährige Erste Stadtrat Norbert Schäfer, der die Laudatio halten durfte und auf das politische Wirken von Ritz zurückschaute. Die neutrale, souveräne und nicht von Parteitaktik geprägte Art der Amtsführung habe Ritz allenthalben Anerkennung und Lob eingebracht. Dies habe sich nicht nur an dessen guten persönlichen Wahlergebnissen bei Kommunalwahlen gezeigt, sondern auch zu einer Zeit, als Ritz – bedingt durch einen schweren Verkehrsunfall – über längere Zeit sein Amt nicht ausüben konnte und „ohne Murren und Gerede“ von seinem Stellvertreter aus der SPD-Fraktion, Frank Döring, vertreten wurde.

„Vieles, auf das er stolz sein kann“


Insgesamt 28 Jahre lang war Ritz, der aus dem Stadtteil Ützhausen kommst und bei der Sparkasse Oberhessen in leitender Funktion tätig ist, Stadtverordneter. Von 1993 bis 2016 war der heute 63-Jährige Mitglied des Ortsbeirates von Ützhausen, davon 18 Jahre als stellvertretender Ortsvorsteher. Acht Jahre lang übte er zudem die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Jugend, Soziales, Sport und Kultur aus. Ritz könne, so Norbert Schäfer, auf vieles stolz sein, was erreicht worden sei – ob Ausbau der Landesmusikakademie, die Ausweisung von Wohngebieten in allen Stadtteilen oder die Bereitstellung von genügend Gewerbeflächen. Dabei habe er das in Reden und Grußworten Gesagte selbst gelebt, sei es als Mitglied der Jugendfeuerwehr und danach aktiver Feuerwehrmann in der FF Ützhausen oder Aktivposten und zeitweise Vorsitzender der SG Kreutzersgrund. Ritz sei – vielleicht mit Ausnahme des Fußballs – immer ein Teamplayer gewesen, so Norbert Schäfer, der Ritz’ Patriotismus für den Heimatverein Ützhausen trefflich beschrieb. „Wenn er zum Beispiel ein Tor von Ützhausen, das maßgeblich auf einen Platzfehler zurückzuführen war, als wunderschön herausgespielt kommentierte, kommentierte er ein Gegentor, das den Titel ‚Tor des Monats‘ verdient gehabt hätte, als Glücksschuss.“

Lobende Worte von Ritz-Nachfolger Jürgen Dickert

Nach der offiziellen Verleihung des Titels „Ehren-Stadtverordnetenvorsteher“ und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Schlitz gab’s aus den Händen von Schwiegersohn Heiko Siemon noch ein Gutschein für eine Flugreise, die Walter Ritz mit seiner Frau Silvia genießen kann, wenn es in Deutschland ein wenig kälter ist. Ein weiteres Musikstück – die Interpretation des Pink-Songs „A Million Dreams“ leitete zu einer Reihe von Grußworten über. Zuallererst wünschte Ritz-Nachfolger Jürgen Dickert (CDU) alles Gute, Glück und Zufriedenheit. „Es ist mir eine Ehre, Dein Nachfolger sein zu dürfen“, so Dickert. Ritz sei für ihn so etwas wie „Mr. Stadtverordnetenvorsteher“. Schließlich habe er dieses Amt nahezu eine ganze Generation, die per Definition mit einer Zeitspanne von 25 Jahren definiert sei, ausgeübt. Dickert versäumte es nicht, die beiden Ehrenstadträte Dr. Volker Puthz und Norbert Schäfer persönlich zu begrüßen. Walter Ritz habe das Amt nicht genutzt, um sich selbst zu profilieren, sondern sich stets in den Dienst der Bürgerinnen und Bürger gestellt, betonte Dickert.



Landrat Manfred Görig: „Bemerkenswerter Einsatz“



Als „bemerkenswerten Einsatz“ stellte Landrat Manfred Görig (SPD) das Engagement von Walter Ritz heraus. Er, der selbst einmal 14 Jahre Stadtverordnetenvorsteher gewesen sei, könne gut nachvollziehen, dass es keine leichte Aufgabe sei. So stehe ein Stadtverordnetenvorsteher gewöhnlich zwischen Parlament, Magistrat und Bürgermeister, sehe Manches vielleicht anders, müsse aber, um das Wohl der Stadt zu mehren, alle Beteiligten ein Stück beieinander halten, den Ablauf der Sitzung im Kopf haben und diese zu einem guten Ende bringen. „Walter Ritz“, so das Fazit des Landrats, „kann stolz sein auf seine Leistung.“

Authentischen Glückwünsche von Bayern-Fan zu Bayern-Fan



Er kenne keinen Stadtverordnetenvorsteher im Vogelsbergkreis, der es so lange ausgehalten habe, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Jens Mischak aus Lauterbach. Er gratulierte Ritz im Namen des CDU-Kreisverbandes. Er selbst sei, bevor er Erster Kreisbeigeordneter geworden sei, 20 Wochen Stadtverordnetenvorsteher in Lauterbach gewesen („Eine sehr schöne Zeit“). Ritz habe stets versucht, in seinem Amt überparteilich, sachlich und fair – kurzum „moderierend“ – zu wirken. Mischak freute sich, dem bekennenden Fan des deutschen Fußball-Rekordmeisters authentisch gratulieren zu können, da er selbst Bayern-Fan sein. Das Six-Bier mit Bayern-Signet kam beim Beschenkten gut an. „Nimm es als Zwischenzeugnis, im Kreis haben wir auch Ämter und Positionen, in denen Du willkommen bist“, so der CDU-Kreischef zu Walter Ritz.

„Wartenberger Stil“ zum Vorbild genommen

„Es war mir eine Ehre, dass ich so lange ehrenamtlich und an maßgeblicher Stelle für unsere Stadt Schlitz tätig sein durfte“, betonte der Geehrte in seiner abschließenden Rede. Er bedankte sich für das jahrzehntelange Vertrauen der Bevölkerung und der Abgeordneten, die er vertreten durfte. Mit den Worten „Du hast mir jederzeit den Rücken freigehalten“ schloss Walter Ritz ausdrücklich seine Frau Silvia in den Dank ein. Bei den Dankesworten vergaß er zudem nicht, seinen beiden Kindern Farina und Wolfgang zu danken, da diese ja wie seine Frau häufiger auf ihn verzichten mussten. „Bei allen notwendigen politischen Debatten und teilweise auch heftigen Wortgefechten in der Stadtverordnetenversammlung in den vielen Jahren war mir an einem gelegen – einem jederzeit menschlichen, kollegialen und ehrlichen Umgang miteinander und das über Parteigrenzen hinweg“, betonte Ritz. Der ehemalige Leiter der Sparkassen-Filiale Angersbach nahm sich nach eigenen Worten den damaligen „Wartenberg Stil“ zum Vorbild. Der sei sehr bekannt im Vogelsbergkreis gewesen. „Die Parlamentsarbeit war geprägt von einem umfänglichen Stil, wo es zumeist über Parteigrenzen hinweg zu einstimmigen Beschlüssen kam.“ Sehr wertvoll war nach den Schilderungen von Walter Ritz die Begegnungen mit Menschen und Kulturen weit über die Grenzen der Stadt hinaus. „Sie haben mein Leben bereichert“, so Walter Ritz. Beispiele seien etwa das Internationale Schlitzerländer Heimat- und Trachtenfest oder die Städtepartnerschaft mit Bogyiszlo/Ungarn. Seine persönliche Radtour im Jahr 2002 in die ungarische Partnerschaft habe bis heute prägenden Charakter. „Man muss manchmal Dinge tun, wo es wehtut“, so Ritz. Mit Blick auf seinen Schwiegersohn Heiko Siemon erwähnte dessen stolzer Schwiegervater, dass dieser schon in der Ausbildung sehr aufgeweckt gewesen sei. „Dass er so pfiffig war und mich dreieinhalb Jahre später zum Schwiegersohn nahm, das hatte ich damals nicht geahnt.“ Bevor Walter Ritz seine Gäste zu einem Umtrunk und Imbiss einlud, verabschiedete er sich Wirt dem berühmten Zitat des Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.“