Eichenzell | Ehrung der besten hessischen 50 Dorfgasthäuser auf Schloss Fasanerie

Visitenkarte ländlicher Regionen

Gleich zu Beginn der neuen politischen Ära gibt sich Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) volksnah. Die, wie er sagte, von „fleißigen Helfern“ vorbereitete Rede ließ er bei der Auszeichnung der 50 besten Dorfgasthäuser prompt im Jacket stecken – was er den 250 Gästen dann im Festzelt im Hofgarten von Schloss in zwölf Minuten vortrug, war authentisch, emotional und geradlinig.

Von Mirko Luis

Im freien Vortrag des Schirmherren der Veranstaltung stach dabei ein Zitat hervor, das der Vollblut-Politiker besagter Rede in seiner Jacket-Tasche entnommen hatte und dem Vernehmen nach an einer hessischen Gasthaus-Tür steht. „Treten Sie ein, sonst verhungern wir beide!“, lauten die Worte auf dem Schild. Dem Empfinden des hessischen Ministerpräsidenten nach sagen sie sehr viel über die Branche aus, weil Gastronomen und deren Gäste nun einmal einander brauchen und voneinander leben. Die einen wollen ein schönes Gasthaus am Leben erhalten, die anderen gutes Essen und Getränke. Mit Blick auf die nach wie vor schwierigen Rahmenbedingungen für Gastronomen – als Stichwort fiel hier das Inflationsgeschehen als „zusätzliche Belastung“ – werde er an den politischen Stellschrauben drehen und sich dafür auch im Bundesrat einsetzen, dass der ermäßigte Steuersatz in der Gastronomie von sieben Prozent über den 31. Dezember dieses Jahres hinaus Bestand haben wird. „Ich glaube, dass wir da Anreize setzen müssen“, so Rhein mit Blick auf die weitere Unterstützung von Gastronomen durch Förderprogramme. Seinen Worten folgte lautstarker Applaus. Mit der eindringlichen Bitte, doch bitte so weiter zu machen wie bisher, bedankte sich Rhein für das von den Gastronomen gezeigte Engagement. Die Gasthäuser seien eine „großartige Bereicherung“ für das Land Hessen, „ohne sie wäre unser Land um einiges ärmer“.

Gerald Kink, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) richtete seinen besonderen Dank an die Staatskanzlei, die bei der Durchführung des Wettbewerbs ein gutes Team mit dem Verband gebildet habe. Fest verwurzelt in der Region, ihr authentischer Botschafter und schließlich auch Visitenkarte des Tourismusstandortes im Sinne einer weltoffenen und zugleich heimatverbundenen Gesellschaft, so beschrieb Gerald Kink in seiner Laudatio die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs. Deshalb liege der Schwerpunkt der „besten Dorfgasthäuser in Hessen“ neben allen Besonderheiten, die gute Gastronomie ausmachen, in ihrer wichtigen sozialen Funktion. „Denn hier geht es nicht nur um gutes Essen, beste Online-Bewertungen und schönes Ambiente – es geht bei dieser Auszeichnung vor allem um den wertvollen Beitrag der Dorfgasthäuser zum gesellschaftlichen Zusammenleben.“, so Kink.

Hochkarätige Jury

Wesentlich zum Erfolg des Wettbewerbs habe die Jury beigetragen, der nach Marktkorb-Informationen Dr. Monika Hölscher (Vorstandsmitglied Landfrauenverband Hessen), Norbert Fischer (Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen), Dr. Wolfgang Pax (Leiter des Kommissariats der katholischen Bischöfe im Land Hessen),. Oberkirchenrat Jörn Dulige (Beauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen), Folie Mühlhölzer (Vorsitzender der Geschäftsführung der HA Hessen Agentur GmbH) und Stefan Frank (Steigenberger Hotels AG) sowie Dr. Hilmar Siebert (ADAC Hessen-Thüringen) angehörten.

Schottische Klänge zum Auftakt

Wie die Moderatorin des Tages, Lisa-Hanifa Habib (Hessische Staatskanzlei), zum Auftakt der mit Dudelsackmusik von der„Drum and Pipe Band Targe of Gordon“ aus Fulda eröffneten Veranstaltung verriet, waren die Preise heiß begehrt. Insgesamt 173 Bewerbungen gastronomischer Betriebe waren eingegangen, die von der Jury akribisch unter die Lupe genommen wurden. Unter den Gästen weilte neben Steffen Ackermann, Vorsitzender des DEHOGA-Kreisverbandes Fulda und DEHOGA-Vizepräsident in Hessen, unter anderem IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow, der Eichenzeller Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU), der Schlüchterner Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) und Bürgermeister Manfred Helfrich (CDU) aus Poppenhausen.

Zahlreiche Preisträger aus der Region

Für den zum zweiten Mal ausgelobten Preis wurden im Hofgarten von Schloss Fasanerie aus unserem Verbreitungsgebiet, der Genussgasthof Fuldaquelle (Gersfeld), das Grill-Restaurant Kneshecke (Dipperz-Dörmbach), das „Haus zur Wassperkuppe“ (Ehrenberg), der Landgasthof „Zum Stern“ (Poppenhausen), das Landhotel, Restaurant & Countrypub Rhönblick (Petersberg), das Restaurant „Zum goldenen Stern“ (Eiterfeld-Soisdorf), der Landgasthof „Zur Post“ (Freiensteinau) und das Gasthof Hausmann (Schlüchtern) ausgezeichnet. Die Freude bei den ausgezeichneten Gastronomen, die sowohl mit Familienmitgliedern als auch Mitarbeitenden vertreten waren, war groß. Sie waren der Star des Tages, wurden an diesem Tag mit regionalen Spezialitäten und einem Kulturprogramm verwöhnt. Nach Angaben von Hessens DEHOGA-Präsident Gerald Kink gab es vor der Pandemie 17 000 Betriebe, die in Hessen
 in Gastronomie, Hotellerie und Fremdenverkehr tätig waren. Mittlerweile seien es noch 15.000 Betriebe.