Großenlüder | Andreas Ruhl über das Buch „1200 Jahre Großenlüder – Ein Ort und seine Geschichte(n)

„Das hätten uns viele nicht zugetraut“

1200 Jahre Großenlüder – eine der ältesten Ortschaften des Fuldaer Landes feiert 2022 einen runden Geburtstag. Der Kultur- Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder hat das Jubiläum zum Anlass genommen, Geschichte und Geschichten des Ortes einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Entstanden ist ein sehr vielfältiges Werk, das die historischen Ereignisse und Entwicklungen genauso betrachtet wie das alltägliche Leben gestern und heute.

Von Mirko Luis

So findet der Leser neben Beiträgen etwa zu Archäologie, Geologie, der Adels- und Kirchengeschichte sowie dem Dritten Reich auch Anekdoten aus dem Dorfgeschehen und mundartliche Texte. Auch das überaus rege Vereinsleben in Großenlüder wird in einem eigenen Kapitel gewürdigt. Das alles wird abgerundet von einer reichen Bebilderung mit vielen historischen Aufnahmen und Karten. Wir führten nachfolgendes Interview über das Zustandekommen des Werks mit Andreas Ruhl (Foto unten), Vorsitzender des Kultur-, Heimat- und Geschichtsvereins Großenlüder.

Wie verlief der Endspurt beim Schreiben der Großenlüderer Jubiläumschronik?
Vorweg: Es handelt sich nicht um eine klassische Chronik, daher haben wir dieses Wort im Titel auch vermieden. Der Titel lautet „1200 Jahre Großenlüder – Ein Ort und seine Geschichte(n)“. Von Februar bis Anfang Juni haben Hubert Brähler und ich die Schlussredaktion übernommen. Es war eine sehr intensive, aber auch sehr spannende Zeit, die uns Zeit, Schlaf und Nerven gekostet hat. In Zusammenarbeit mit dem Michael Imhof Verlag – hier sind die Mitarbeiterinnen Vicki Schirdewahn (Layout) und Dorothée Baganz (Korrektorat) zu nennen – haben wir Inhalte strukturiert, Texte überarbeitet und ergänzt, Formalien vereinheitlicht, Layouts begutachtet und neues Bildmaterial besorgt. Doch wir sind der festen Überzeugung, dass sich die viele Arbeit gelohnt hat.

Wie viele Autoren haben daran mitgewirkt?
Die Redaktion umfasste neun Personen (Hubert Brähler, Katharina Busold, Gerhard Dietrich, Christel Kreiss, Thomas Mohr, Klaus Schmitt, Matthias Schmitt, Sabine Weber, Andreas Ruhl). Insgesamt haben aber 20 Autoren mitgewirkt.

Worauf sind Sie mit Blick auf das Ergebnis besonders stolz?
Besonders stolz sind wir, dass es ein so vielfältiges Werk geworden ist, in dem man die ganze Bandbreite vom wissenschaftlichen Beitrag über unterhaltsame Anekdoten bis hin zu mundartlichen Texten findet. Neben den Texten lag ein Hauptaugenmerk auf der Bebilderung, was sich in vielen großformatigen Abbildungen widerspigelt. Das edle Layout, das von Vicki Schirdewahn vom Imhof Verlag erstellt wurde, macht dieses Buch aus unserer Sicht zu einem wirklich hochwertigen Werk. Rückblickend ist es außerdem bemerkenswert, dass ein über 500 Seiten starkes Werk zustande gekommen ist. Das hätten uns viele nicht zugetraut – und wir uns selbst anfangs auch nicht.

Welche Epochen der Ortsgeschichte finden Sie persönlich besonders spannend?
Es ist sehr schwierig, hier etwas hervorzuheben. Leider warte ich noch vergebens darauf, dass Marty McFly aus „Zurück in die Zukunft“ mit seinem zur Zeitmaschine umgebauten DeLorean in Großenlüder landet. Sollte es einmal soweit kommen, würde ich mit ihm sicherlich folgende Zeitabschnitte besuchen: Die Zeit zwischen Säkulaisation und Gründung des Deutschen Reiches (1802-1871) war für Großenlüder eine Zeit mit vielen Umbrüchen und Unruhen und ist daher sicherlich als spannend zu bezeichnen. Aber auch die Ortsgründung berziehungsweise die Weihe der ersten Kirche ist mit ihren vielen Fragezeichen nicht uninteressant. Da ich mich mit diesen beiden Themen für das Buch beschäftigt habe, ist meine Einschätzung da aber vielleicht auch etwas subjektiv. Rein objektiv ist auch die ebenfalls nicht gerade ruhige Zeit zwischen 1914 und 1949 sowie die Zeit des Dreißigjährigen Kireges (1618-1648) zu nennen. Gleiches gilt für die Herrschaft der Adelsfamilie von Lüder im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Sie merken: Ich kann mich da schwer entscheiden.

Wie hoch ist die Auflage der Chronik, wo wird diese erhältlich sein und wie teuer ist die Chronik?
800 Exemplare werden gedruckt. Sie wird am Kommersabend am 8. Juli präsentiert und ist am Festsonntag am Stand der Gemeinde und am Stand des Kultur-, Heimat- und Geschichtsvereins erhältlich. Als Preis sind 29 Euro vorgesehen.

TIPP
Das Buch ist ab dem 10. Juli beim Bürgerfest am Stand des Kultur-, Heimat-und Geschichtsvereins im Garten des Stiftskapitularischen Amtshauses oder am Stand der Gemeinde Großenlüder an der Burgpassage zum Preis von 29 Euro erhältlich. Im Nachgang zum Fest kann das Buch im Bürgerbüro der Gemeinde Großenlüder, St.-Georg-Str. 2, käuflich erworben werden.