Eichenzell | Rund 130.000 Gäste beim Landkreis-Jubiläum auf Schloss Fasanerie


„Wie ein kleiner Fuldaer Hessentag“

Ein fast sprachloser Landrat angesichts von geschätzten 130.000 Besuchern an drei Veranstaltungstagen und ein denkwürdiges Fest, das Akteuren wie Gästen sichtlich einen Heidenspaß bereitete: Die Party zum 200. Geburtstag des Landkreises Fulda übertraf die Erwartungen sogar noch.

Mirko Luis

Das Online-Portal der Fuldaer Zeitung zitierte hierzu Landrat Bernd Woide am Sonntagabend mit der Aussage, dass das, was man zum Finale auf Schloss Fasanerie erlebt habe, „weit mehr als das ist, was wir uns gewünscht haben“. Allein am Sonntag strömten demnach 60.000 Besucher aufs Festgelände. Gemessen an der Einwohnerzahl des Landkreises Fulda, in dem nach den jüngsten offiziellen Erhebungen 222.000 Menschen leben, feierte zahlenmäßig mehr als der halbe Landkreis.



Michael Brand: „Ein klasse Fest, grandios organisiert“

Für Bundestagsabgeordneten Michael Brand (CDU) war es wie „ein kleiner Fuldaer Hessentag“, was da mit weit über 150 Programmpunkten auf dem Areal von Schloß Fasanerie geboten wurde. „Ein klasse Fest, grandios organisiert vom Landkreis“, lobt Brand, der eine „gelassene Stimmung“ beobachtete. „Das ist eine super schöne Rundschau durch den Landkreis Fulda. Mit toller Logistik, unglaublich schön zurechtgemacht, richtig chillig“, zeigt sich Matthias Böse, Filialleiter bei Sparda-Bank Hessen eG. Fulda, begeistert. Er verriet dem Marktkorb-Reporter auch, warum er so gerne im Landkreis Fulda lebt. „Für mich ist es Heimat, und es wäre für mich nicht vorstellbar, von hier wegzugehen. Wir haben hier wunderbare Flüsse, Seen, Berge, wir können Ski fahren, wir können baden, hier ist alles vereint.“

Aktion vom Hospiz-Förderverein LebensWert in Anlehnung an US-Kunstprojekt



Matthias Böse und dessen Frau Silke beteiligten sich an einer Aktion des Hospiz-Fördervereins LebensWert, dessen 1. Vorsitzender Bundestagsabgeordneter Michael Brand und dessen 2. Vorsitzende die frühere SPD-Landtagsabgeordnete und Großenlüderer Bürgermeisterin Silvia Hillenbrand ist. Die Aktion knüpfte an das interaktive Kunstprojekt „Before I die… (deutsch: Bevor ich sterbe…) der US-amerikanischen Künstlerin Candy Chang an. Es soll die Menschen dazu anregen, sich mit ihrer eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. Die aus einer Schenkung stammende Tafel, auf denen die Gäste den Satz beendeten, stellte Jörg Witzel aus Tann – einer der Initiatoren der Rhöner Nachbarschaftshilfe – dem Hospiz-Förderverein LebensWert zur Verfügung. Er übernahm auch den An- und Abtransport. Silvia Hillenbrand kann sich gut vorstellen, dass diese Wand anlässlich der Landesgartenschau an einem weiteren öffentlichen Platz in Fulda zum Einsatz kommt. Auf der Wand fand sich ein große Bandbreite von Antworten. Die reichten von „… in Paris frühstücken gehen“ über „…möchte ich dankbar leben, jeden Tag“ bis hin zu „…bewusst leben“.

 

Den Tod aus der Tabuzone holen

„Wir finden es erstaunlich, dass sich die Menschen nicht nur ansprechen lassen, sondern auch von sich aus zu uns kommen über sehr sensible Themen sprechen. Dass die Menschen inzwischen so weit sind, dass sie sich an solchen Plätzen an den Tod erinnern lassen, das erreicht mein Herz. Und ich weiß dann auch, für was wir die ganze Arbeit gemacht haben“, so Hillenbrand. „Ganz wichtig ist, das Thema Tod aus der Tabuzone zu holen, um Hilfen anzubieten“, ergänzt Michael Brand. Das Besondere in der Region Fulda sei die Bodenständigkeit und der Zusammenhalt. „Und das ist auch etwas, was uns ausmacht“, so Brand mit Blick auf das Netzwerk von Ärzten, auf das Engagement von Ehrenamtlichen in der Hospiz- und Palliativarbeit, die Aktivitäten des Gesundheitsnetz Osthessen und das Wirken der Deutschen Palliativstiftung mit Sitz in Fulda. Alle Akteure hätten ein gemeinsames Ziel – die Menschen in der schwierigsten Phase ihres Lebens zu begleiten. „Deswegen ist es so wichtig, dass man über den Tod spricht.“ Hatte der Hospiz-Förderverein vor sechs Jahren noch 100 Mitglieder, hat sich diese Zahl mittlerweile nahezu verdoppelt.


Auch Ex-OB Alois Rhiel voll des Lobes


Unterdessen war auch Alois Rhiel, ehemaliger CDU-Oberbürgermeister von Fulda sowie ehemaliger hessischer Wirtschaftsminister, voll des Lobes: „Das Fest spiegelt die ganze Vielfalt des Landkreises und der Städte und Gemeinden wider, aber auch die Aktivitäten der vielen gemeinnützigen Organisationen“, so Rhiel, der sich mit seiner Gattin gerade auf dem Weg zum Stand der Dachmarke antonius : gemeinsam Mensch befand, um dort ein Stück Kuchen zu genießen. Währenddessen genoss Stefan Schmitt aus Kleinlüder genoss mit seiner Frau Pia und Tochter Antonia das tolle Flair im großen Festzelt, in dem eine Kapelle nach der anderen auftrat. Helga Illichmann, „Gesicht des Sommers 2019“ unseres Wochenblattes, gönnte sich bei hochsommerlichen Temperaturen ein kühlendes Eis. Sie fand nicht nur das Vortragsangebot spannend, sondern auch die Vielfalt der regionalen Produkte aus der Heimat. Auch sie ließ sich von den zahlreichen Künstlerinnen und Künstler, die auf die Bühne stiegen, um zu zeigen, was in ihnen steckt, inspirieren.


Fachdienst Landwirtschaft im Dialog mit Verbrauchern

Agraringenieur Martin Sudbrock, Fachdienstleiter Landwirtschaft beim Landkreis Fulda, zog gegenüber dem Marktkorb am Samstag mit seiner Kollegin Rieke Trittin, die für den Erzeuger-Verbraucher-Dialog zuständig ist, ein positives Fazit. So seien die Schülerinnen und Schüler, die am Freitag entweder im Klassenverband oder in kleinen Teams unterwegs waren, sehr wissbegierig gewesen und bei einem Quiz solides Grundlagenwissen zum Thema Schwein, Rind und Kuh beziehungsweise zum Thema Milch bewiesen. Aber auch Erwachsene suchten das gezielte Gespräch mit den Landwirtschaftsprofis, wollten zum Beispiel wissen, wie sie die Landwirtschaft in der Region unterstützen können. Aber auch Tierwohl und Haltungsformen im Kuh- oder Schweinestall boten Gesprächsstoff.


„Bauernhof als Klassenzimmer“


Besonders im Fokus stand das Gemeinschaftsprojekt mit dem Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld „Bauernhof als Klassenzimmer“. Kindergartengruppen oder Schulklassen, die aus erster Hand erfahren möchten, wie zum Beispiel Getreide oder Kartoffeln angebaut werden, woher die Milch kommt, wie Bienen Honig produzieren oder wie Strom in der Biogasanlage entsteht, haben die Qual der Wahl: So beteiligen sich aktuell 28 Betriebe (sowohl konventionelle produzierende Betriebe als auch Biobetriebe) an dem Projekt. Nur einen Steinwurf entfernt dreht „Herrlichs Böllerwagen Express“ mit begeisterten Kindern seine Runden über das Ausstellungsgelände landwirtschaftlicher Maschinen. Winfried Herrlich, der das Herrlich Lohnunternehmen gemeinsam mit seinem gleichberechtigten Mitgesellschafter Daniel Schmidt führt, übernahm sehr gerne das Steuer des 32 Jahre alten Gefährts, das seinerzeit sein Vater, ein gelernter Wagnermeister, gebaut hatte. Markus Schäfer, Mitarbeiter im Künzeller Rathaus, kam mit dem Fahrrad zur Ausstellung, weil er selbst mit der Landwirtschaft eng verhandelt und von der Technik fasziniert ist. „Es ist schon genial, was der Landkreis hier alles auf die Beine gestellt hat“, zeigte er sich vom Gesamtkonzept des Events restlos begeistert.

Freude über EU-Kandidatenstatus am Stand der Ukraine-Hilfe 



Sehr gut besucht war der von der gebürtigen Ukrainerin und Dolmetscherin Angela Krack und Anja Götz vom Kreisjobcenter betreute Stand er Ukraine-Hilfe. Dort entstand ein kleines Kunstgemälde. So hatten Kinder Riesenspaß daran, den Abdruck ihrer farbigen Hände auf der Leinwand zu hinterlassen. „Mal gucken, was mit dem Bild passiert“, so Götz. Möglicherweise erzielt es ja einen ganz netten Erlös für die Ukraine-Hilfe. Angela Krack zufolge leben mittlerweile etwas über 2000 Geflüchtete aus der Ukraine in Osthessen. Deren Mentalität passe ganz gut zu den sehr bodenständigen Menschen hier. „Wobei sich die Ukrainer schon immer wie Europäer gefühlt haben“, sagt Krack – und freute sich über den jetzt verliehenen EU-Kandidatenstatus für die Ukraine. Bei bisher keiner Krise in der Vergangenheit habe man so eine hohe Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung erlebt, betonten die beiden Frauen. „Es hat quasi fast Jeder jemanden im Umfeld, der Geflüchtete Wohnraum zur Verfügung gestellt, aufgenommen und unterstützt hat“, so Anja Götz. Die Motivation, Arbeit zu finden, sei hoch – die meisten Flüchtlinge wollen ihr zufolge so schnell wie möglich deutsch lernen und suchen unabhängig davon schon heute nach Arbeit. „Leider haben wir im Moment gar nicht so viele Sprachkurse, um dem Bedarf nachzukommen“, nannte Angela Krack eines der Themen, für das nach Lösungen gesucht wird.

Erste Kreistierschau seit vier Jahren eine der Höhepunkte am Sonntag




Eine der Hauptattraktionen am Sonntag war die Kreistierschau, die erstmals seit vier Jahren auf einer Sonderfläche stattfinden konnte. Für Kreislandwirt Winfried Schäfer war die Nacht kurz, er war bereits seit 6 Uhr auf den Beinen. Bevor die Schau begann, mussten die Tiere unter anderem noch gewaschen werden. „Der Zuspruch ist enorm, das Wetter passt und minütlich werden es mehr und mehr Zuschauer“, freute sich Schäfer, der sich beim Landkreis Fulda mit Blick auf die verkehrstechnischen Regelungen für die perfekte Organisation bedankte. Auch Sebastian Schramm, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld, war zufrieden. „Das Gelände ist sehr weitläufig, und es gibt es richtig interessantes Angebot für Groß und Klein. Man sieht anhand des Zuspruchs, dass die Kreistierschau zu 100 Prozent die Erwartungen und Wünsche des Publikums erfüllt.“


Kälbervorführwettbewerb auf hohem Niveau


Theresa Hau aus Herchenhain im Vogelsbergkreis und Johanna Handke aus Leisenwald (Main-Kinzig-Kreis) waren als Jurorinnen beim Kälbervorführwettbewerb tätig und achteten darauf, dass die aus Landwirtschaftsfamilien kommenden Kinder mit ihren Kälbchen gut umgehen, dass es ein harmonisches Bild gibt, der Parcours richtig abgelaufen wird und fachliche Fragen gut beantwortet werden können.„Es ist gar nicht so einfach, eine Entscheidung zu finden“, räumten sie ein. Der Stolz der Gewinnerinnen und Gewinner war natürlich riesig – aber am Ende hatten alle Kinder aufgrund des tollen Gemeinschaftserlebnisses irgendwo alle gewonnen. Während stolze Züchter den Besucher:innen bei neugierigen Fragen Rede und Antwort standen.

Hessische Milchkönigin begeistert vom Geschehen

Begeistert vom Geschehen zeigte sich Anne Schmauch, Hessische Milchkönigin für die Amtszeit 2020 bis 2022. Die junge Frau stammt aus Bebra, lebt aber seit zwei Jahren in Fulda und hatte es somit diesmal nicht weit, um ihren Repräsentationstermin wahrzunehmen. „Ich war schon auf einer Kreistierschau im Landkreis Waldeck Frankenberg. Hier in der Region zu sein, ist besonders schön, denn ich kenne viele teilnehmende Landwirte persönlich – und dass ich aktuell amtierende Milchkönigin bin, macht es doppelt schön“, so die Landwirtin, die gerade eine Ausbildung in der Technikerschule in Petersberg absolviert. Obgleich ihre Eltern ihr davon abgeraten hätten, einen landwirtschaftlichen Beruf zu ergreifen, habe sie sich nicht davon abbringen lassen, ihren Lebenstraum zu erfüllen. „Ich liebe die Vielseitigkeit des Berufes. Mal ist man im Stall, dann sitzt man im Schlepper, ist draußen, arbeitet den ganzen Tag mit Tieren zusammen – es gibt doch wirklich nichts Schöneres!“