Hünfeld | Netzwerk Schule macht Jugendliche fit für das Berufsleben

Auf dem Weg zum Traumberuf

HÜNFELD. Es ist Dienstag, 15.30 Uhr. Malin und Jana aus der Klasse 9bR sitzen immer noch im Medienraum der Jahnschule, während viele Klassenkameraden längst zu Hause ihre Freizeit genießen. Die beiden hängen freiwillig zusätzliche zwei Unterrichtsstunden an ihren Schultag dran. Doch warum tun die beiden das?

„Weil es sich lohnt“, erklärt Jana ganz kurz, aber dafür umso überzeugter. Die Neuntklässlerin nimmt ebenso wie ihre Mitschülerin Jana seit Beginn des Schuljahres am Projekt „Netzwerk Schule“ teil, dessen Ziel es ist, Jugendliche durch gezieltes Training auf das Leben nach der Schulzeit vorzubereiten. Und ihnen mit Hilfe einer Stärken- und Schwächenermittlung, Workshops, Betriebsbesichtigungen sowie dem Angebot von Ferien-Praktika in verschiedenen Unternehmen der Region den Weg der Berufswahl zu erleichtern. Bei Jana hat die Teilnahme am Projekt etwas ganz wichtiges bewirkt: Sie weiß jetzt, was sie in ihrem späteren Berufsleben zumindest schon einmal nicht machen will. Durch Praktika und die intensiven Einblicke in verschiedene Berufe im Rahmen des Projektes hat Jana herausgefunden, dass sie eine Ausbildung zur Erzieherin anstreben will. Doch allein den passenden Beruf zu finden ist nicht alles, was die Jugendlichen in den zusätzlichen Schulstunden für sich mitnehmen. „Wir lernen hier auch ganz viel für das Leben über den Beruf hinaus. Wir haben beispielsweise viel zum Thema Versicherungen erfahren. Die Übung von Vorstellungsgesprächen und die Präsentationen haben mir am besten gefallen. Ich kann das wirklich nur empfehlen“, unterstreicht Malin.
Ines Kromp, die Leiterin des Projektes Netzwerk Schule, dem aktuell neun Schulen aus dem Landkreis angehören, kann das nur bestätigen. „Manche Schüler, die vorher zurückhaltend gewesen waren, sind hier regelrecht gewachsen und offener geworden“, so Kromp. Das sei vor allem bei den zum Projekt gehörenden Erlebnistagen im Offenen Kanal Fulda zu beobachten gewesen. Die Teilnehmenden wurden dabei zunächst mit der Technik vertraut gemacht und haben schließlich selbstständig einVideo gedreht und stolz präsentiert.
„Am Ende gewinnt auch die Region“, betont Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, die das Projekt finanziell unterstützt. Denn vor dem Hintergrund, dass aktuell einem Bewerber zwei freie Ausbildungstellen gegenüberstehen, sehe er gerade in den Praktika Synergieeffekte für die Jugendlichen und die Ausbildungsbetriebe der Region. Denn es sei schon öfter vorgekommen, dass die Teilnehmenden ihre Ausbildung in ihrem Praktikumsbetrieb begonnen haben und sowohl der Auszubildende als auch das Unternehmen sehr glücklich damit waren.
Die Koordinatorin für Berufsorientierung an der Jahnschule, Susanne Bäßler, hob zudem die positiven Effekte einer Teilnahme am Projekt Netzwerk Schule hervor: „Wer das Zertifikat seinen Bewerbungsunterlagen beilegt, zeigt seinem potenziellen Arbeitsleben auf jeden Fall schon einmal, dass Durchhaltevermögen und Eigeninitiative als Eigenschaften vorhanden sind. Außerdem erhalten die Teilnehmer gerade bei den Abschlusspräsentationen viel Wertschätzung ihrer Arbeit. Wir bleiben als Schule sicherlich dabei“, so Bäßler.
Seit dem Jahr 2001, also fast seit Gründung des Netzwerkes im Jahr 2000, gehört die Jahnschule bereits dazu. Schulleiter Hubertus Reith findet es dabei sehr wichtig, außerschulische Lernpartner in der Schule zu haben, die den Lernenden eine andere Sichtweise auf die verschiedenen Berufsbilder vermitteln. „Gerade im Handwerk hat es durch das Voranschreiten der Technik eine enorme Attraktivitätssteigerung gegeben“, betonte Reith.
Das Projekt Netzwerk Schule wurde ursprünglich gegründet, um Hauptschülern, die oft bei Bewerbungen einen Nachteil hatten, zu helfen. Ab dem Jahr 2010 wurde das Projekt auch auf Realschüler ausgeweitet. Finanziert wird das Projekt durch die Agentur für Arbeit sowie dem Förderverein. Träger des Netzwerkes Schule ist die IHK Fulda.