Eichenzell | Zehntausende Gäste auf Schloss Fasanerie zur Feier des 200-jähriges Bestehen des Landkreises Fulda erwartet

Who is Who der Politik und Wirtschaft beim Festakt zum Kreisjubiläum

Mit einem feierlichen Festakt auf Schloss Fasanerie, bei dem das Who is Who aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik vertreten war, wurde am Donnerstagabend das 200-jährige Bestehen des Landkreises Fulda gewürdigt . Während des Festaktes wurde das positive Image und die Strahlkraft, die der Landkreis besitzt, herausgestellt.

Von Mirko Luis

Mit Blick auf die bewegte Geschichte des Landkreises Fulda, dessen Größe und Leistungsfähigkeit, einen gut entwickelten ländlichen Raum und den starken Mittelstand in der Region wies Landrat Bernd Woide (CDU) unter anderem auf die guten Zukunftschancen für die in der Region lebenden Menschen hin.

 

An der Veranstaltung nahm neben Bürgermeister aus allen Städten und Gemeinden des Landkreises auch der neue Hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) teil, der zuvor das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern in Fulda gesucht und den neuen StadtGarten im Herzen Fuldas besucht hatte. Der Festakt bildete den Auftakt für ein dreitägiges Fest, das bereits in vollem Gange ist und zu dem bis zum abschließenden Zapfenstreich am Sonntag Zehntausende Besucher erwartet werden. Der Landkreis will dabei alle Trumpfkarten ausspielen und der breiten Öffentlichkeit seine Stärken und die Vielfalt des gesellschaftlichen Lebens zeigen. Das Geschehen spielt sich dabei auf drei Bühnen und sieben Aktionsflächen ab.

Landrat dankt Königlicher Hoheit Donatus Landgraf von Hessen für die Unterstützung

Landrat Bernd Woide bedankte sich in seiner Eröffnungsrede persönlich  bei dem Hausherren, der Königlichen Hoheit Donatus Landgraf von Hessen, dass er dem Landkreis das herrliche Anwesen von Schloss Fasanerie, das für die Region so prägend ist, zur Verfügung gestellt hat.  Es bilde einen sehr festlichen und besonderen Rahmen für das Jubiläumsfest. Woide bedankte sich mit Blick auf die Vorbereitungen auf das Fest bei allen Kolleginnen und Kolleginnen des Landratsamtes, die ganze Arbeit geleistet hätten und am Wochenende leisten würden. Ein ebenso großes Dankeschön gelte den Kräften im Service, im Catering und denen, die gesundheitliche Betreuung gewährleisten. Nicht zu vergessen sei das Engagement der hessischen Polizei.

Verbindung der Menschen zur Region macht den Landkreis besonders

In seiner knapp 20-minütigen Rede Landrat Bernd Woide (CDU) beantwortete der Politiker auch die Frage, was das Besondere des Landkreises Fulda sei. „Es ist die Verbindung der Menschen zur Region und dieser sehr traditionelle Begriff der Heimat“, erklärte er. Und das sage er als jemand, der gar nicht in der Region geboren beziehungsweise aufgewachsen sei. „Der aber“, wie Woide ergänzte, „hier Heimat gefunden hat.“  Der Landkreis habe die zentrale Aufgabe, dabei mitzuhelfen, Heimat zu gestalten – für die Gesellschaft, für die Menschen, die Großen, die Kleinen, die Jungen, die Alten, die Reichen, die Armen, um unsere Gesellschaft nach vorn zu bringen“, betonte Woide. Genau aus diesem Grund wolle man an diesem Wochenende feiern.

Ministerpräsident Boris Rhein: „Demokratie ist kein Versandhandel“

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) stellte in seiner ebenfalls knapp 20-minütigen Rede die Bedeutung der Demokratie heraus. Diese sei kein Versandhandel, wo man mit einer gewissen Anspruchshaltung Geld hin überweise und dafür Waren zurückgesendet bekomme. Das funktioniere so nicht und werde auch so nie funktionieren. Demokratie sei vielmehr Mitgestaltung und Partizipation. Demokratie sei etwas zum Mitmachen. „Deswegen sind es wir, die Bürgerinnen und Bürger, die dieses Land gestalten und die am Ende entscheiden, wie dieses Gemeinwesen funktioniert und wie es nicht funktioniert“, betonte Rhein. Und lobte vor den geladenen Gästen, dass man das gerade im Landkreis Fulda auf einem wirklich ganz hohen Niveau erlebe. „Dafür will ich mich bedanken“, sagte er unter dem Beifall des Publikums.

Landrat a.D. Fritz Kramer war wichtiger Wegbereiter des Erfolges

Der Erfolg der Region Fulda hat Boris Rhein zufolge vor allem etwas mit einer großen Kontinuität zu tun, die im Landkreis Fulda eine große Rolle spiele. Aber auch mit Werten wie Beharrlichkeit, Stolz auf die Geschichte, den Wunsch zusammen zu kommen und zusammen die Heimat zu gestalten. Hier seien die Fuldaer nicht abgehoben, sondern erdverbunden geblieben. Kontinuität könne aber nicht stattfinden ohne verbindende Persönlichkeiten, so der hessische Ministerpräsident. Und hier richtete er ganz persönliche Worte an Landrat a.D. Fritz Kramer, den er bewundere. Die 33 Jahre, die dieser im Amt gewesen sei, wären einsamer Rekord in der Geschichte Hessen und wohl auch bundesweit die längste Amtszeit eines Landrates. Kramer habe gezeigt, wie man eine Region an die Spitze führe, sagte Rhein mit Blick auf das Biosphärenreservat Rhön aber auch die Tatsache, dass Kramer diese Landschaft von einer Grenzregion zu einer wirtschaftlich prosperierenden Region gewandelt habe, welche wiederum für das Land Hessen eine ganz wichtige Verbindung zu den angrenzenden Bundesländern Bayern und Thüringen und damit unverzichtbar sei. Die Kontinuität und Stabilität von Kramers Politik sei immer noch spürbar, so Rhein. Landrat Bernd Woide führe das politische und intellektuelle Erbe von Kramer „kompetent und engagiert“ weiter, zeigte Boris Rhein großen Respekt vor Woides Leistungen. Aus Sicht von Boris Rhein ist das nahtlose Anknüpfen an Erfolge der Region Fulda „ein großartiges Beispiel der Zusammenarbeit der Generationen und wie man politische Führung und Ämter übergibt“.

Dankeschön an die Ehrenamtlichen

Der Ministerpräsident dankte den vielen Ehrenamtlichen, die mit ihrem Einsatz unter anderem in den Sportvereinen, den lokalen Feuerwehren oder bei der Organisation von Dorffesten den Zusammenhalt und die Verbundenheit zur Region maßgeblich stärkten. „Mein großer Respekt gilt all denjenigen, die mehr tun, als sie müssen, die sich für die Demokratie einsetzen und sie mitgestalten. Millionen Ehrenamtliche und Engagierte geben unserem Land innere Verfasstheit, Zusammenhalt und Solidarität. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich so viele Menschen hier im Landkreis Fulda und in ganz Hessen für die gemeinsame Heimat engagieren.“

Technologischer Fortschritt darf nicht vom Wohnort abhängen

Und noch einen weiteren Aspekt sprach der Ministerpräsident an. So dürfe die Teilhabe am technologischen Fortschritt nicht vom Wohnort abhängen. „Unser Ziel ist es, den Menschen in ihrer Heimat eine sichere Zukunft zu bieten. Das bedeutet auch, gute Bildung zu vermitteln, Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten, Ausbildung zu fördern und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“, sagte der Ministerpräsident vor den rund 300 Gästen. All dies sei häufig eine Frage der digitalen Anbindung, bei der Hessen aber auf einem guten Weg sei. So habe der Landkreis Fulda erst kürzlich eine Förderzusage aus dem Bundesprogramm „Graue Flecken“ für den Ausbau des Glasfasernetzes erhalten. Hessen steuere rund 40 Millionen Euro bei. Damit sollen bis zu 14.500 Haushalte und 2200 Gewerbebetriebe an das schnelle Netz angebunden werden.

Bischof Dr. Michael Gerber rief zum Zusammenhalt auf

Bischof Dr. Michael Gerber rief unterdessen zum Zusammenhalt aller gesellschaftlichen Kräfte aufgerufen. In ökumenischer Verbundenheit hatte er am Ende des offiziellen Programms gemeinsam mit Dekan Bengt Seeberg in der kulturprägenden Tradition des Rhabanus Maurus um den Segen Gottes gebeten.

Die Klöster und das Hochstift Fulda seien eng mit der Entwicklung des Landkreises Fulda verwoben, betonte Bischof Dr. Michael Gerber am Donnerstagabend in seinem Grußwort zum Festakt „200 Jahre Landkreis Fulda“ auf dem Gelände von Schloss Fasanerie in Eichenzell bei Fulda. Darauf weise auch das Stiftskreuz im Wappen des Landkreises hin: „Es erinnert an die reiche Bildungstradition, mit der das Kloster – und dazu gehören eben auch seine über den heutigen Landkreis und darüber hinaus verteilten Propsteien – die Kulturlandschaft an vielen Orten Europas geprägt hat.“ Als Symbol für die prägende Kraft des christlichen Glaubens erinnere das Kreuz auch an Solidarität und Hilfe, die wir Benachteiligten, Geflüchteten und den Menschen zukommen lassen, die ihr Leben nicht aus eigener Kraft gestalten können.

Gemeinsamer Einsatz

Angesichts aktueller Herausforderungen wie der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, Preissteigerungen und Energieknappheit warnte Bischof Gerber vor einer negativen Dynamik, die die Gesellschaft schwer belasten könnte. „In der Verantwortung der unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräfte in der Politik, in den Wohlfahrtsverbänden, den Kirchen, den Bildungseinrichtungen, den Vereinen und weiteren Akteuren werden wir einmal mehr gefordert sein, uns einzusetzen für den Zusammenhalt der Gesellschaft.“Ausgehend vom Löwen, der sowohl das Wappen des Landkreises Fulda als auch jene der Bundesländer Hessen und Thüringen ziert, und mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine wies Gerber zudem auf die gemeinsame Verantwortung über die Region hinaus hin: „Demokratische Verantwortung zeigt sich gerade da, wo wir die im Blick haben, die jenseits unserer Grenzen und doch unterm gleichen Sternenhimmel leben.“

Kulturprägende Wirkung

Für den Segen griff Bischof Gerber schließlich einen bekannten Hymnus auf, der dem Fuldaer Abt Rhabanus Maurus zugeschrieben wird – einem der maßgeblichen Vertreter der karolingischen Bildungsreform, die, ausgehend aus dem frühmittelalterlichen Kloster Fulda, ihre kulturprägende Wirkung bis heute in ganz Europa entfaltet.

Volles Programm am Wochenende

Handel und Gewerbe, Dienstleistung und Ehrenamt, Landwirtschaft und Sport füllen das Festgelände ebenso mit Leben wie zahlreiche Vereine der Region. Eine stolze Zahl von 60 Musikgruppen garantiert auch im musikalischen Bereich Abwechslung – bei den Auftritten dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Ob Ausbildungstalk, Theateraufführungen, Sportabzeichen-Stationen, Kochshows mit regionalen Rezepten, Workshops oder Zauberkunst: Bei über 160 Programmpunkten ist für Spaß für Groß und Klein gesorgt – und das bei freiem Eintritt an allen Veranstaltungstagen.

Wer vorbeischaut, darf auf keinen Fall die unter der Überschrift „200 Jahre Landkreis Fulda“ laufende Ausstellung verpassen. Dort werden zum Beispiel Fragen von zentraler Bedeutung für die Identifikation mit dem Landkreis beantwortet wie „Was macht den Landkreis aus?“, „Welche Ereignisse haben seine Geschichte geprägt?“ oder „Was macht die Menschen aus, die im Landkreis Fulda leben?“

Zu den besonderen Highlights am Sonntag gehören ein Ökumenischer Gottesdienst mit Pröpstin Sabine Knopf-Brandau und Bischof Dr. Michael Gerber, eine Kreistierschau und ein Kommunalpolitischer Abend.