Hünfeld | Serie: Gastgeber mit Herz (8) – Familienunternehmen Zuspann sieht "verändertes Gästeverhalten"

„Das Miteinander ist viel emotionaler geworden“

Was gibt es Schöneres, als ein leckeres Stück Apfelstrudel mit Vanilleeis und dazu einen Cappuccino zu genießen? Wenigstens mal für eine Stunde? Oder einfach mal abzuschalten bei einem gemütlichen Abendessen? Möglich machen diese Auszeiten, die so wichtig sind für die Seele, die Gastronomen der Region.

Von Sabine Burkardt

„Die schönste Zeit des Gastes gehört uns. Und das ist ein unheimlich tolles Gefühl, das uns in unserer Arbeit tagtäglich motiviert“, sagt Marc Zuspann, Geschäftsführer des Familienunternehmens Zuspann in Hünfeld. Um es den Gästen so schön wie möglich zu machen, setzen die Gastronomiebetriebe in der Region im Hintergrund und direkt am Gast alle Hebel in Bewegung, damit dies auch perfekt gelingt. Und das ist eine Herausforderung und zugleich auch eine Verpflichtung dem Gast gegenüber. „Wir müssen unsere Leistungen erbringen, egal, was passiert. Das ist ein Ehrenkodex in der Gastronomie. Wenn der Gast eine Veranstaltung gebucht hat, dann können wir ja kurz vorher nicht einfach sagen: Sorry, klappt nicht“, erklärt Zuspann. Das sei das Spannende und Prickelnde in dieser Branche, in der es vor allem darauf ankomme, sich voll und ganz auf den Gast einzustellen und möglichst alle Wünsche zu erfüllen.

„Jeder Gast ist anders“

Dass das nicht immer einfach ist, weiß Marc Zuspanns Schwester und Geschäftsführerin Carolin, die für die Bereiche Service, Marketing und Verwaltung im Familienbetrieb zuständig ist. „Jeder Gast ist anders, man muss sich in ihn hineinversetzen können. Auch wenn mal Kritik geäußert wird, heißt es, mit Herzblut eine Lösung zu finden. Inzwischen ist es so, dass sich das Gastverhalten grundlegend geändert hat. Der Gast ist offener gegenüber den Gastronomiemitarbeitern geworden“, sagt die 48-Jährige. Gäste suchen die Nähe des Service-Teams und sehen die Mitarbeiter nicht nur als Menschen, die etwas an die Tische bringen, sondern als Teil des Aufenthaltsgefühls im Restaurant. Carolin Zuspann spricht dabei vom „Italienischen Gefühl“: „In einem italienischen Restaurant haben Sie ein ganz typisches Flair, man fühlt sich ein bisschen wie im Urlaub. Das wird ja von den Servicekräften dort mit ihrer Persönlichkeit unterstrichen. Inzwischen sehen die Gäste das Servicepersonal in jedem Restaurant als starke Persönlichkeit, die dem jeweiligen Lokal sein ganz spezielles Flair verleiht.“ Das neue Gastgefühl und die Offenheit kommen natürlich auch bei den Mitarbeitern gut an. Gab es vor Corona noch eine Hemmschwelle dem Personal gegenüber, so ist davon kaum noch etwas zu spüren. Das Miteinander sei viel emotionaler geworden. „Für die meisten Mitarbeiter in der Gastronomiebranche ist ihre Tätigkeit mehr, als nur an die Arbeit zu gehen. „Wir werden für manchen Gast sogar teilweise zum Teil seines Lebens. Egal ob Taufe, Hochzeit oder Trauerfeier, wir begleiten den Gast in allen Lebensabschnitten und versuchen, diese Zeit des Gastes so schön wie möglich zu machen“, betont Carolin Zuspann.

 

Schön essen zu gehen vergleicht Zuspann mit einer kleinen persönlichen Auszeit, die die Menschen sich nehmen sollten, eine Zeit, in der sich um einen gekümmert wird und in der man sich von Menschen, die das Beste für den Gast wollen, verwöhnen lassen kann. In der heutigen schnelllebigen Zeit sei es wichtig, sich Momente herauszunehmen, in denen man seine Zeit einfach genießen kann.

Spaß an Produkten zeichnet gute Mitarbeiter aus

Dass hinter diesem Aspekt ein Beruf steckt, der es in sich hat, wird klar, als Zuspann aufzählt, auf was es als Servicemitarbeiter ankommt. Neben Aufgeschlossenheit, Teamfähigkeit und schneller Auffassungsgabe sei es vor allem auch der Spaß an Produkten, die einen guten Mitarbeiter auszeichne. „Man muss die Gäste dafür begeistern können, was die Küche zaubert. Dazu gehört natürlich eine gute Kommunikationsfähigkeit mit der Küche. Eine gute Lebensmittelkunde ist ebenso unheimlich wichtig. Unsere Köche beispielsweise sind hierbei schon fast halbe Mediziner“, sagt Zuspann. Karrierechancen gebe es in der Gastronomiebranche jede Menge, die Arbeit sei vielfältig und im Grunde könne man auf der ganzen Welt einen Job im Restaurant, Hotel oder anderen Betrieben finden. Und wer nicht unbedingt wie festgezurrt von 8 bis 17 Uhr nur am Schreibtisch sitzen möchte, könne den Schritt in die Arbeit mit der schönsten Zeit der Menschen wagen.

Direktes Feedback vom Gast in Form eines Lächelns

Wer so professionell wie die hiesigen Gastronomen arbeite, bekomme meist sofort ein direktes Feedback vom Gast in Form eines Lächelns oder eines aufrichtig ausgesprochenen Dankeschöns. „Das ist für uns so etwas wie der Applaus für einen Künstler. Und ich muss sagen, in letzter Zeit gibt es immer öfter so einen Applaus auch für uns“, freut sich Marc Zuspann. Die Wertschätzung gegenüber der Gastronomie sei eine andere geworden, das Verständnis größer, wenn beispielsweise eine Tisch-Reservierung am gewünschten Termin nicht mehr möglich sei oder ein gewünschtes Produkt wegen Lieferengpässen derzeit einfach nicht angeboten werden könne. „Die Ein-Klick-und-ich-habs-Mentalität, diese ständige Verfügbarkeit von Produkten im Internet, wurde durch die Corona-Zeit zwar gefördert. Allerdings wissen es die Menschen wieder mehr zu schätzen, dass zum Essen mehr gehört als nur ein Steak auf dem Teller. Das macht uns Mut für die Zukunft“, betont Zuspann.

„Das Lächeln des Gastes oder ein aufrichtiges Dankeschön sind für uns wie der Applaus für einen Künstler.“

Marc Zuspann
Spitzen-Caterer und Geschäftsführer Waldgaststätte Praforst


ZAHLEN, DATEN, FAKTEN

2700
Euro bekommen ausgebildete Köche oder Köchinnen im Durchschnitt als Einstiegsgehalt. Mit den Jahren steigert sich das Gehalt. Als Chefkoch kann man bis zu 3300 Euro brutto verdienen. Das Gehalt von Restaurantfachkräften liegt durchschnittlich bei 2000 Euro brutto pro Monat.

52
Stellen für Köche oder Köchinnen sind derzeit in Landkreis Fulda nicht besetzt. (Quelle: Agentur für Arbeit)

35
Arbeitsplätze sind aktuell in der Region für Restaurantfachkräfte zu vergeben (Quelle: Agentur für Arbeit)