Region | Festzelt kocht fast über: Laura Klinge aus Herbstein zur 32. Lauterbacher Bierkönigin gewählt

„Es hat keiner verloren, wir sind alle Hoheiten“

LAUTERBACH. Die Zahl ihrer 2300 Instaram-Follower dürfte in Richtung Mitternacht am Montagabend kräftig zugelegt haben, als sich die ersten Fotos mit dem schönen, ja fast noch schüchternen Lächeln von Laura Klinge verbreiteten: Unter frenetischen Anfeuerungsrufen ihres Fanclubs und voller Stolz bestieg die 20-jährige Altenpflegerin aus Herbstein-Rixfeld mit Krone und Schärpe den Thron der neuen Bierkönigin.

Von Mirko Luis

Das rappelvolle Festzelt schwappte vor Emotionen über. Dafür sorgten als Gute-Laune-Garanten die Bimbacher Musikanten auf unnachahmliche Art. Mit ultimativer Schenkel-Musik zum Mitsingen („Aus Böhmen kommt die Musik…“, ein „Prosit der Gemütlichkeit“), die Stimmung nach oben katapultierenden Sängerinnen und Sängern und einer „Eisenbahnschienen Amboss-Polka“ von Martin Nüchter brachten sie das Zelt zum Kochen.

„Kannst Du Knödel kochen“ – Lokale Prominenz intoniert volkstümlichen Hit

Den spektakulärsten Auftritt des Abends lieferten der Lauterbacher Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller und dessen Amtskollegen Stephan Paule (Alsfeld), Dieter Schäfer (Lautertal), Bernhard Ziegler (Herbstein), Edwin Schneider (Ulrichstein) und Vogelsberg Vize-Landrat Jens Mischak, die Ernst Songtext „Kannst du Knödel kochen?“ hitverdächtig intonierten. „Der Lauterbacher Prämienmarkt ist seit 1684 das Fest, das die Lauterbacher und den Vogelsberg verbindet – Land und Stadt, Hand in Hand“, hatte Hausherr Vollmöller zuvor in seiner Eröffnungsrede verkündet. Aus Freiensteinau hatte der Erste Beigeordnete, Armin Karl, den Weg in die Kreisstadt des Vogelsbergkreises gefunden. Als Vertreter der städtischen Gremien begrüßte Vollmöller Stadtverordnetenvorsteher Gunther Sachs. Seinen besonderen Dank richtete der Lauterbacher Rathauschef an Brauer-Familie Klesper, die seit 1527 das gute Lauterbacher Bier braue, das nunmehr eingebettet sei in die Vogelsberger Landbrauerei.

 

Die Freude, dass beim 250. Jubiläum des weit über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus bekannten Volksfestes gleich drei Kandidatinnen im Finale um die Krone als Bierkönigin bewarben, war riesig. Konnte die amtierende Bierkönigin Ann-Kathrin Glitsch mangels Kandidatinnen 2018 lediglich proklamiert werden, hatten sich die 29-jährige Jumo-Mitarbeiterin Rebecca Hofmann aus Fleschenbach (Faschingsprinzessin 2019/20, aktives Mitglied bei „Kümmel Lümmel), Altenpflegerin und AWO-Mitarbeiterin Laura Klinge aus Herbstein-Rixfeld und die 34-jährige Heidi Schmidt aus Altenschlirf (Sachbearbeiterin im Bereich Brandschutz am Amt für Gefahrenabwehr beim Vogelsbergkreis) unter mehr als zehn Bewerberinnen durchgesetzt. So verkündete Bürgermeister Vollmöller denn auch: „Alle drei haben schon gewonnen. Es gibt heute keinen Verlierer.“ Bei der abdankenden Hoheit Ann-Kathrin Glitsch bedankte er sich. Sie sei eine würdige Vertreterin gewesen, man habe ihr angesehen, dass es ihr Spaß gemacht habe, so Vollmöller. Und das Prädikat der in der Geschichte Lauterbachs am längsten amtierenden Bierkönigin (2018 – 2021) sei ihr sicher.

Prinzessinnen und Bierköniginnen  der Vorjahre zu Gast

Bevor es zum umjubelten Einmarsch der drei potenziellen Hoheiten kam, marschierte Ruth Herget Klesper stolz mit Hoheiten der vergangenen Jahre ein – ein Bild, das ganz sicher in die Geschichte eingehen wird. Nach einigen zum Höhepunkt des Abends überleitenden musikalischen Schmankerln moderierte der in der Lauterbacher Karnevalisten-Szene bestens bekannte Entertainer Christoph Wamser die Kandidatinnen-Vorstellung. Die verrieten unter anderem, auf welche Weise sie den Gerstensaft am liebsten genießen – während Kandidatin Laura beispielsweise auf eine schöne Schaumkrone obendrauf schwört, muss es auch bei Kandidatin Rebecca in jedem Fall frisch Gezapftes im Glas sein, während Kandidatin Heidi das Bier am liebsten sonntagsmorgens aus dem Fass mit einer geilen Band im Hintergrund genießen würden. Den Stimmungspegel nach oben trieben lustige Gaudi-Wettkämpfe – vom Luftballonblasen über Bierdeckelschnipsen bis hin zum Bierkrugstemmen. Dabei lieferten sich „Bierpaten“, die die drei Bewerberinnen nach vorn auf die Bühne holen durfte, ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Danach wurde ausgezählt, wer die meisten Unterstützer hinter sich hat. Nach Öffnung des Umschlages mit dem Ergebnis der Publikumswahl durch die scheidende Bierkönigin Ann-Kathrin-Glitsch brachen alle Dämme. „Die neue Bierkönigin 2022 heißt Laura“, hatte ihre Vorgängerin verkündet. Alsbald wurde die neue Hoheit, die in ihrer Freizeit gerne ins Fitnessstudio geht, gerne läuft und schwimmt, aber auch leidenschaftlich gerne kocht, mit den Insignien ihrer Macht – Krone und Schärpe – ausgestattet. Zugleich bekamen Rebecca Hofmann und Heidi Schmidt Prinzessinnen-Eqiupment. „Ich freue mich, hier stehen zu dürfen. Es hat keiner verloren, wir sind alle Hoheiten – uns allen einen schönen Abend“, so die neue Hoheit.

Gänsehaut-Momente bei Heiratsantrag

Für Gänsehaut-Momente vor der großen Party nach der Wahl sorgte Stefan Henning, den Bewerberin Rebecca in einer Dorfkneipe beim Lauterbacher Bier kennengelernt und mit dem sie das „Kümmel Lümmel“-Prinzenpaar (2019/20) gebildet hatte. Ihr Herzbube hatte sich ein Herz gefasst und ihr auf großer Bühne unter Riesenjubel der Gäste einen romantischen Heiratsantrag gemacht. Sie sagte ja – und ist jetzt zwar keine Bierkönigin, aber Dauerregentin in seinem Herzen.